DOSB-Förderung
Hörmann bedauert Streichung der Curling-Gelder
Curling als Leistungssport steht in Deutschland vor dem Aus. Der Verband spricht von einem Rückfall in die Steinzeit. Der Deutsche Olympische Sport-Bund verteidigt hingegen die Streichung der Fördergelder.
Deutscher Curler Jahr: "Rückfall in die Steinzeit"
Foto: CHINA DAILY/ REUTERS
Hamburg - Der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) hat die Fördergelder für den Deutschen Curling-Verband (DCV) nur sehr ungern gestrichen. "Es ist schmerzvoll und unerfreulich, wenn eine olympische Sportart wegen mangelnder Finanzierung vor dem leistungssportlichen Aus steht", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
Zu der vom DOSB gefällten Entscheidung habe es jedoch keine Alternative gegeben, da es vom Bundesinnenministerium (BMI) keine zusätzlichen Mittel gebe. "Wir standen vor der Frage, ob wir im Gießkannenprinzip bei allen Verbänden kürzen oder nur bei einem", sagte Hörmann: "Solange der deutsche Sport nicht mehr Mittel erhält, der Bedarf aber an allen Stellen wächst, sind wir gezwungen, Prioritäten zu setzen."
In den Zielvereinbarungsgesprächen hätten die Curler betont, dass eine leistungssportliche Weiterentwicklung der Sportart nur möglich wäre, wenn dafür mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stünden. Da dies nicht gewährleisten werden konnte, fiel die Entscheidung gegen die Curler. "Für die anderen Verbände können wir 2015 den Status quo beibehalten", sagte Hörmann.
Der Curling-Verband befürchtet nun einen "Rückfall in die Steinzeit". Der deutsche Curling-Leistungssport sei dadurch "am Ende und hat so wahrscheinlich für lange Zeit keine Chance mehr zurückzukommen", sagte DCV-Chef Dieter Kolb in einer Mitteilung auf der Verbandshomepage. "Für Außenstehende scheint es auf dem Papier ein Leichtes, die Sportförderung zu streichen, doch die tatsächlichen Konsequenzen, auch auf den Breitensport und damit den gesamten DCV, sind aus heutiger Sicht nicht zu überschauen." Den Verantwortlichen würde "der Boden unter den Füßen weggezogen".
Trennung von allen Trainern und dem Sportdirektor
Die Curler werden als erster olympischer Fachverband wohl zum 1. Januar 2015 aus der Förderung genommen. "Welchen Eindruck es von einer Nation erzeugt, die sich für 2024 oder 2028 als Olympia-Gastgeber positionieren möchte, wenn man einen bis dato recht erfolgreichen olympischen Fachverband einfach so über die Klippe stößt, lassen wir hier mal dahingestellt", kommentierte Kolb.
In einer ersten Reaktion trennte sich der DCV bereits vorsorglich von allen Trainern und Sportdirektor Rainer Nittel zum 31. Dezember 2014. Dieser Schritt sei zwingend erforderlich, "um nicht im Januar bereits in ein finanzielles Desaster zu laufen", teilte Kolb mit: "Damit ist der DCV auch im sporttechnischen und -fachlichen Bereich führungslos. Aufgrund der geringen Anzahl an Mitgliedern wird sich der DCV kein Leistungssportpersonal mehr leisten können."