Eisschnellläuferin Friesinger
"Es hat mir die Beine auseinandergerissen"
Ihren ersten Auftritt bei den Winterspielen von Vancouver hatte sich Anni Friesinger-Postma ganz anders vorgestellt. Über 1000 Meter lief sie auf Rang 14, so schlecht war die 33-Jährige bei Olympia noch nie. Ein Telefonat aber lässt sie noch auf eine Medaille hoffen.
Eisschnellläuferin Friesinger-Postma: Enttäuschung über 1000-Meter-Auftritt
Foto: Friso Gentsch/ dpa
Hamburg - Ein paar Minuten nach ihrem verpatzten Auftritt griff Anni Friesinger-Postma zum Telefonhörer. Die Eisschnellläuferin, die bei den Olympischen Spielen in Vancouver eine schwache Leistung im 1000-Meter-Rennen gezeigt hatte, rief ihren Ehemann Ids Postma an. Der einstige Weltklasseläufer war 1998 bei den Winterspielen von Nagano über 500 Meter gestürzt und gewann danach über 1000 Meter Gold. "Davon hat er mir noch mal erzählt. Und das mache ich jetzt auch so", sagte sie trotzig. "Die Hoffnung auf eine Medaille gebe ich nicht auf."
Am Sonntag startet die 33-Jährige über 1500 Meter. Und dann will sie
ihr 1000-Meter-Debakel vergessen machen. Platz 14 war das schlechteste Ergebnis ihrer elf olympischen Rennen. Ein schwerer technischer Fehler eingangs der zweiten Kurve setzte ihr zu. "Es hat mir die Beine auseinandergerissen. Das war einfach indiskutabel. Ich bin eine erfahrene Läuferin und stürze fast bei Olympia, das darf einfach nicht sein."
Friesinger-Postma wirkte unruhig auf dem Eis, unmittelbar vor ihrem Fehler verlor sie die Balance - danach musste sie sich erst mal wieder unter Kontrolle bringen. Doch da hatte sie schon keine Chance mehr auf eine Medaille. An Spekulationen, zu welcher Platzierung es für sie ohne den Stolperer gereicht hätte, wollte sich die 33-Jährige gar nicht erst beteiligen. Zur kanadischen Olympiasiegerin Christine Nesbitt fehlten ihr 1,15 Sekunden, zu Bronze, das die Niederländerin Laurine van Rissen gewann, waren es 0,99 Sekunden. "Ich würde gerne die Videobänder sehen, um genau zu wissen, was falsch gelaufen ist", sagte Friesinger-Postma, die 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin je einmal Gold gewann.
Mit ihrer Enttäuschung war die Sportlerin nicht allein, "Fehler hin oder her, wir haben uns einfach mehr erwartet", sagte Bundestrainer Markus Eicher. "Was sie gezeigt hat, ist enttäuschend. Keine Frage." Und ihr Trainer Gianni Romme sagte: "Sie hat die verkorkste Saison mit all den gesundheitlichen Problemen im Hinterkopf gehabt. So gesehen war es schwer, volle Kanne zu laufen. Aber die 1500 Meter sind eine andere Sache. Da kann sie ruhiger angehen."
Aber nicht nur die 16-malige Weltmeisterin patzte. Sprinterin Jenny Wolf hatte Probleme und belegte Rang 17, auch Monique Angermüller war alles andere als zufrieden mit sich. Die Berlinerin, die als mögliche Kandidatin für eine Medaille gehandelt worden war, lief auf Platz 21 und kommentierte ihre Leistung hinterher kurz und knapp: "Ich sage ein Wort: beschissen."