Eisschnelllauf Friesinger erhebt schwere Vorwürfe gegen DESG-Boss

Anni Friesinger-Postma heizt den alten Streit mit ihrer Rivalin Claudia Pechstein an. Der frühere Eisschnelllauf-Star wirft Verbandschef Heinze vor, in der Causa Pechstein auf jede Neutralität zu verzichten. Auch für den Niedergang des deutschen Eisschnelllaufs sei er verantwortlich.
Ex-Star Friesinger-Postma: Stimmung vor Sotschi angeheizt

Ex-Star Friesinger-Postma: Stimmung vor Sotschi angeheizt

Foto: DAVID HECKER/ AFP

Hamburg - Die dreimalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma hat massive Kritik am Präsidenten der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft DESG, Gerd Heinze, geübt. "Ein Personalwechsel im Präsidium wäre dringend anzuraten, nachdem sich die DESG medial und finanziell selbst ins Abseits gearbeitet hat", sagte Friesinger-Postma der "Sport Bild".

Sie macht Heinze für den Niedergang der einstigen Erfolgssportart verantwortlich, kritisiert aber auch seine Haltung in der Dopingaffäre um Claudia Pechstein. Der Präsident hatte eine Petition an den Weltverband Isu unterschrieben, in der die Rehabilitierung Pechsteins gefordert wird.

"Seit dem Rücktritt von Gerd Zimmermann wurde vieles personell umgekrempelt, und leider nicht immer zum Besten", sagte Friesinger-Postma. Heinze hatte das Präsidentenamt 2005 während einer Erfolgsphase des deutschen Eisschnelllaufs von Zimmermann übernommen. Zuletzt geriet der Verband jedoch sportlich ins Hintertreffen, in Sotschi rechnet die DESG lediglich mit zwei bis drei Medaillen im Eisschnelllauf.

Heinzes starke Unterstützung für Claudia Pechstein in deren Kampf um Rehabilitation nach Ablauf ihrer zweijährigen Dopingsperre ist Friesinger-Postma ein Dorn im Auge. "Der Präsident hat meines Erachtens leider keine neutrale Haltung und äußert sich in der Öffentlichkeit oftmals eher beschämend", sagte sie und ergänzte: "Leider schaut unser Sportdirektor (Günter Schumacher - d. Red.) unbeteiligt zu, und der Teamleader (Helge Jasch - d. Red.) denkt auch nur an seinen Schützling."

Gleichzeitig machte sich Friesinger-Postma für Stephanie Beckert stark. Die zuletzt formschwache 25-Jährige hatte sich in der Vorsaison eine öffentliche Auseinandersetzung mit Pechstein geliefert, seither startet Beckert nicht mehr in der Teamverfolgung. "Die kategorische Nicht-aufstellung und das 'Im-Stich-Lassen' von Beckert waren Fehler", sagte Friesinger-Postma. Die Nichtqualifikation für die Teamverfolgung in Sotschi sei "hausgemacht".

Heinze widersprach: "Es gab die Versuche, Beckert ins Team zu nehmen. Die Nichtaufstellung war eine rein sportfachliche Entscheidung." Auch die vermeintliche Bevorzugung Pechsteins, die 2009 aufgrund von auffälligen Blutwerten zwei Jahre gesperrt worden war, ließ der Verbandschef nicht auf sich sitzen. "Das ist ihre persönliche Auffassung. Diese kann ich nicht teilen. Ich denke, dass wir richtig gehandelt haben", sagte Heinze, der mit Blick auf die Trainerdebatte jedoch einräumte, dass es nicht gelungen sei, "den Trainerberuf für den Nachwuchs erstrebenswert zu machen."

aha/dpa/sid
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