Karriereende von Höfl-Riesch Der perfekte Zeitpunkt

Karriereende von Höfl-Riesch: Der perfekte Zeitpunkt
Foto: Clive Mason/ Getty ImagesDas letzte Foto von Maria Höfl-Riesch im Skianzug mag nicht recht zu ihren Abschiedsworten passen. Vergangenen Mittwoch musste sie in Lenzerheide von einem Helikopter ins Krankenhaus geflogen werden. Die Skifahrerin hatte sich bei einem Sturz an Oberschenkel, Ellenbogen und Schulter verletzt, der angepeilte Sieg im Gesamt-Weltcup war dahin.
Rund eine Woche später saß Maria Höfl-Riesch in München und sagte: "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist."
Am 16. Februar 2001 gab Maria Höfl-Riesch ihr Weltcup-Debüt in ihrem Heimatort Garmisch-Partenkirchen. 13 Jahre später hat sie nun ihre Karriere beendet. Mit 29 Jahren, auch im Spitzensport ist das kein Alter. Aber einen besseren Zeitpunkt für ihren Rücktritt hätte sie nicht wählen können.

Um zu verstehen, warum Maria Höfl-Riesch gerade jetzt abtritt, muss man ihre Erfolge betrachten. Sie wurde dreimal Olympiasiegerin und gewann zwei WM-Titel. Sie hat den Gesamt-Weltcup und - mit Ausnahme des Riesenslaloms - auch jeden Disziplin-Weltcup gewonnen. Sie kam in sieben aufeinanderfolgenden Jahren, von 2008 bis 2014, immer unter die ersten drei des Gesamt-Weltcups, ein Ausweis kontinuierlicher Spitzenleistungen und ihrer Allround-Qualitäten. Das gelang vor ihr nur einer anderen Frau in der Geschichte des alpinen Skisports, auch sie eine Deutsche: Katja Seizinger.
Kreuzbandriss im linken und rechten Knie
Als Seizinger im April 1999 ihr Karriereende bekanntgab, war Maria Riesch, wie sie damals noch hieß, 15 Jahre alt und gerade in den Nachwuchskader des Deutschen Skiverbandes aufgenommen worden. Dem Weltcup-Debüt mit 16 folgte die erste Podestplatzierung mit 18, im Dezember 2002 war das. Ihren ersten Weltcup gewann Maria Höfl-Riesch im Januar 2004, da war sie 19 und galt als der kommende Top-Star des deutschen alpinen Skisports. Eine Erwartung, die sich zunächst nicht erfüllte.
Bevor Maria Höfl-Riesch all ihre großen Siege und Titel einfuhr, musste sie zwei heftige Rückschläge wegstecken. Im Januar 2005 zog sie sich einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Elf Monate später lautete die Diagnose: Kreuzbandriss, Meniskusschaden und Knorpelverletzungen, dieses Mal war es das linke Knie. Die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin fanden ohne Höfl-Riesch statt.
Höfl-Riesch auf einer Stufe mit Seizinger und Mittermaier
Der Durchbruch gelang ihr dann bei der WM 2009 in Val-d'Isère, als sie Gold im Slalom holte. Seitdem gab es bei jeder Großveranstaltung Medaillen: Zweimal Gold bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver, zweimal Bronze bei der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen, einmal Gold und zweimal Bronze bei der WM 2013 in Schladming und zuletzt Gold und Silber bei den Winterspielen in Sotschi.
Spätestens mit ihrem jüngsten Olympiasieg in der Super-Kombination ist Maria Höfl-Riesch in den elitären Kreis deutscher Skilegenden um Seizinger und Rosi Mittermaier aufgestiegen. Gerade einmal einen Monat ist der Triumph in den Bergen von Krasnaja Poljana her, auch deshalb ist der Zeitpunkt des Abschieds so gelungen.
Die Verkündung ihres Karriereendes war dann so, wie man das in den vergangenen Jahren gewohnt war: groß inszeniert. Denn es gab ja nicht nur die Sportlerin Höfl-Riesch, sondern auch die medial dauerpräsente Maria. Galt sie lange Zeit als eher bayerisch-bieder, verwandelte sie ihr Manager Marcus Höfl, seit April 2011 auch ihr Ehemann, in eine mediale Marke mit eigener Winterkollektion und Autobiografie. Maria Höfl-Rieschs Leben war fortan auch eine öffentliche Inszenierung.
Bei ihrem letzten großen Auftritt als Aktive sagte Maria Höfl-Riesch: "Das war eine traumhafte Karriere." Sie wird sich bei ihrer Entscheidungsfindung auch gefragt haben: Was soll noch kommen? Olympische Winterspiele 2018 in Pyeongchang? So lange wollte sie nicht weitermachen, das hatte sie immer betont. Eine Heim-WM, wie sie die 40 Jahre alte Biathlon-Legende Ole Einar Bjørndalen zum Weitermachen bis zu den Titelkämpfen 2016 in Oslo motiviert? Hatte sie schon 2011, als die alpinen Titelkämpfe in Garmisch-Partenkirchen stattfanden.
Und wer weiß, ob Höfl-Riesch bei den Weltmeisterschaften 2015 in Vail/Beaver Creek oder 2017 in St. Moritz überhaupt noch um Gold hätte mitfahren können. Es gibt genug Sportprofis, die den richtigen Zeitpunkt des Abschieds verpasst haben, Skispringer Martin Schmitt war einer von ihnen. Maria Höfl-Riesch tritt als Olympiasiegerin ab.