Nordkorea bei Olympia Jippieeeeeeeeeeeee - 29,6 Sekunden Rückstand

Nordkoreas Jubelteam
Foto: PHIL NOBLE/ REUTERS"Kim Ryon Hyang, Kim Ryon Hyang" hallt es durch den Zielbereich des Yongpyong Alpine Centre in den Bergen von Pyeongchang. Man könnte meinen, die Nordkoreanerin fährt beim Riesenslalom der Frauen um den Sieg, tatsächlich schwingt sie auf dem im Vergleich zu Weltcup-Strecken einfachen Kurs wie eine Freizeitsportlerin um die Stangen und hat im Ziel 29,6 Sekunden Rückstand auf die nach dem ersten Durchgang führende Manuela Mölgg. Die Italienerin landet am Ende beim Sieg von Superstar Mikaela Shiffrin auf Platz acht.
Das interessiert die "Armee der Schönheiten" von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un aber überhaupt nicht. Die 25-Jährige Kim Ryon Hyang, die noch nie im Weltcup gefahren ist, aber auch im Slalom antreten will, wird mit voller Inbrunst angefeuert - manchmal geht dabei sogar die ansonsten perfekt eingehaltene Synchronisation verloren.
Rot-weiße Mützen, rote, perfekt sitzende Schneeanzüge, weiße Schuhe und geschwungene Sonnenbrillen, die Brigitte Bardot neidisch machen könnten - so sitzen die knapp 100 nordkoreanischen Frauen auf der nur zur Hälfte gefüllten Tribüne im 6000 Zuschauer fassenden Skistadion. Die Jubeltruppe soll 229 Frauen stark sein, aber eine Abordnung musste auch zum Eiskunstlauf mit dem nordkoreanischen Paar Ryom Tae ok und Kim Ju Sik. Das sind die einzigen Athleten, die sich sportlich für die Spiele qualifizieren konnten.

Kim Ryon Hyang
Foto: MARTIN BERNETTI/ AFPWie immer bei ihren Besuchen der Wettkämpfe in Pyeongchang werden die Damen von zahlreichen Betreuern und Sicherheitsleuten begleitet. Ein ganz in schwarz gekleidete Herr passt dann auch mit der nötigen Vehemenz darauf auf, dass sich niemand zu sehr nähert. Fotos und kleine Filmchen sind erlaubt, vielleicht sogar erwünscht. Wer aber ein Mitglied der "Armee der Schönheiten" ansprechen will, wird schnell in die Schranken verwiesen (hier können Sie nachlesen, wie die Frauen rekrutiert wurden).
Zur Ausstattung des Chors gehören nordkoreanische Flaggen, aufblasbare Klatschstäbe, natürlich in Rot und kleine Trommeln, die wie etwas zu große Tischtennisschläger aussehen. Alles wird für die perfekte Choreografie genutzt, eine Vorsängerin ist für die Liedauswahl und den Takt zuständig. Die Lieder werden jedenfalls unabhängig vom Geschehen auf der Piste gesungen - bis Kim Ryon Hyang den Berg bezwingt.
Sogar die zwischenzeitliche Pause ist perfekt organisiert. In drei Gruppen werden die Toiletten besucht. Als die Frauen, alle um die 20 Jahre alt und möglichst größer als 1,65 Meter - wieder zurück am Platz sind, geht die Show weiter.
Team Blau nähert sich
An diesem Vormittag bei strahlendem Sonnenschein ist zeitgleich eine Gruppe südkoreanischer Fans anwesend. In Blau gekleidet, mit kleinen Plakaten ausgestattet, dafür nicht ganz so perfekt organisiert. Zu Beginn sitzt die Gruppe am anderen Ende der Tribüne, doch als die Show der Nordkoreanerinnen beginnt, nähert sich Team Blau an und sitzt Minuten später im Block direkt neben Team Rot.
Die zuvorkommende Behandlung der Gäste aus dem Norden kommt ansonsten in Teilen der Bevölkerung des Gastgeberlandes nicht besonders gut an. In Seoul ist es während der Spiele schon zu Protesten wegen der Annäherung gekommen. Davon ist in Yongpyong nichts zu merken, die Südkoreaner wirken interessiert und am Ende wird Kim Ryon Hyang sogar gemeinsam angefeuert.
Das IOC wird das wohlwollend beobachten - Stichwort Friedensnobelpreis.