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Goldgewinner Björndalen: Einar wie Ole

Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS

Björndalens Olympia-Triumph Essen, schlafen, laufen, siegen

Er läuft und läuft und läuft: Mit 40 Jahren ist Ole Einar Björndalen zum siebten Mal Olympiasieger geworden. Der Norweger gilt als professionellster Biathlet der Geschichte, doch zu einem ganz speziellen Rekord fehlt ihm noch eine Goldmedaille.

Ha! Einen mussten sie ihm in der Stunde seines größten Sieges noch mitgeben: Bestimmt, so sagten es die norwegischen Biathleten später vor Journalisten in der Mixed Zone, werde Ole Einar Björndalen seinen Sieg von Krasnaja Poljana am Abend im Hotel feiern - aber auf einem Ergometer! Großes Gelächter.

Der Olympiasieger, strampelnd auf dem Fahrrad? Es war ein kleiner Seitenhieb, eine Anspielung der Teamkollegen auf Björndalens Perfektionismus; aber es war natürlich auch eine Respektbekundung für den Mann, den die meisten für den professionellsten Biathleten der Geschichte halten und viele für den besten. Und der in Krasnaja Poljana mit 40 Jahren allen zeigte, warum wohl beides stimmt.

Im "Laura Biathlon Center" lief Björndalen im Sprint über zehn Kilometer die gesamte Weltelite in Grund und Boden und feierte nach 24:33,5 Minuten trotz eines Schießfehlers vor dem Österreicher Dominik Landertinger (1,3 Sekunden zurück, null Schießfehler) und dem Tschechen Jaroslaw Soukop (5,7 Sekunden, null Schießfehler) den Olympiasieg. Selbst die favorisierten Weltcupführenden Martin Fourcade aus Frankreich auf Platz sechs (ein Schießfehler) und Björndalens Landsmann Emil Hegle Svendsen (neun) blieben bei den reinen Laufleistungen hinter dem Sieger zurück.

Aber wer ist schon Favorit, gegen diesen Björndalen?

Der Sieg von Krasnaja Poljana kam ja nicht gänzlich überraschend, Björndalen würde man schließlich auch mit Mitte 50 immer noch einen Podestplatz zutrauen. Aber der erfolgreichste Biathlet der Welt wirkt in dieser Saison wie auf einer Mission. Zwar hatte es bis zuletzt nicht zu einem Weltcupsieg gereicht, aber seine Vorstellungen waren immer konstanter geworden, Sprint und Verfolgung in Oberhof beendete er zweimal nur knapp hinter Svendsen als Zweiter. "Ich glaube, ich bin in sehr guter Form in diesem Jahr", sagte er damals.

"Es war ein fast perfektes Rennen"

Der 40-Jährige hatte zudem in der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit seine Vorbereitung auch abseits der Strecken optimiert und sich unter anderem zwei Wohnmobile angeschafft, die in den jeweiligen Trainingsorten standen. So konnte sich Björndalen ohne Zeitverlust auf das Wesentliche konzentrieren: Essen, Laufen, Schlafen.

Schließlich war der Kurs in Krasnaja Poljana wie für ihn geschaffen: Dem Leichtgewicht Björndalen liegen die vielen Anstiege besser als der schwereren Konkurrenz, auch die kurvigen Abfahrten kommen dem hervorragenden Skiläufer entgegen. Der olympische Schießstand ist ohnehin wegen der gnädigen äußeren Bedingungen nur eine kleine Herausforderung. Und seit jeher gilt die einfache Regel: Wenn Björndalen trifft, gewinnt er meist.

"Es war ein fast perfektes Rennen", sagte Björndalen später auf der Pressekonferenz, neben ihm der zweitplatzierte Dominik Landertinger. Der Österreicher konnte einem fast leidtun, weil er nur eine einzige Frage gestellt bekam und die sich auch noch auf den Konkurrenten neben ihm bezog. Landertinger blieb tapfer, er sprach Björndalen seinen Respekt aus, "wenn er es schafft, mit einem Schießfehler mehr noch schneller zu sein, dann gönne ich es ihm von Herzen".

"Harte Zeiten"

Und dann ließ Ole Einar Björndalen doch noch durchblicken, dass eine der Ursachen für sein Revival vielleicht schon Jahre zurück liegt. Immer wieder sprach er in der Stunde seines Erfolges davon, dass er "harte Zeiten" durchgemacht habe. Zwei Jahre ist es her, dass sich der Norweger beim Heben eines Holzklotzes einen Bandscheibenvorfall zuzog. Ein Schock für den Asketen und Gesundheitsfanatiker, der nie verletzt war. In der Folge blieben die Erfolge aus, was blieb, war die Unsicherheit über das eigene Leistungsvermögen und das Unverständnis über die Kritiker, die ihm vorwarfen, er würde den rechtzeitigen Absprung verpassen.

Sowas kann auch motivieren, einen wie ihn besonders. Die Quittung ist aus Gold und hängt um Björndalens Hals.

Man kann nun spekulieren, wie lange er die Konkurrenz noch ärgern wird, Björndalen selbst spricht von seinen "letzten Olympischen Spielen". Ein Ziel treibt ihn wohl noch um, auch wenn er das so nie sagen würde: Eine weitere Goldmedaille wäre seine achte insgesamt, womit er gleichziehen würde mit Björn Daehlie, der norwegischen Langlauflegende. Der hatte gleich nach Björndalens Olympiasieg in Krasnaja Poljana erklärt, Ole Einar sei jetzt "der größte norwegische Sportler der Geschichte". "Ach", sagte Björndalen, "das ist nett von Björn, aber er wird immer der Größte bleiben."

Er ist am Ende nicht nur der Beste, sondern auch noch verdammt nett. Den Scherz der Kollegen mit dem Feier-Fahrrad hat Björndalen deshalb auch mit einem Lächeln aufgenommen. Ja, klar stimme das, sagte er, "Training ist wichtiger", sagte er. Dann schaute Björndalen kurz in die verdutzte Runde und lachte. "Ich werde schon ein bisschen auf dem Zimmer feiern. Man muss auch mal entspannen."

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