Deutscher Dreifacherfolg Perfekt kombiniert

Sieht so einer aus, von dem man den Sieg erwartet hat? Johannes Rydzek schloss immer wieder die Augen, ballte die Fäuste, sprang in die Luft vor Freude. Der 26-Jährige mag sechsfacher Weltmeister sein, er mag der Sportler des Jahres 2017 gewesen sein, aber in diesem Moment wurde klar, wie viel an Druck und Zweifeln von ihm abfiel. Rydzek ist Olympiasieger in der Nordischen Kombination von der Großschanze - und vor zwei oder der Woche hatte er daran noch nicht geglaubt.
Es ist ohnehin ein Ergebnis, das nach dem Rennen mit ganz viel "unglaublichs" von Athleten und Betreuern kommentiert wurde. Nicht nur Rydzek wird sich dieses Resultat daher einrahmen.
Der Deutsche Skiverband und Kombinations-Chef Hermann Weinbuch hatten ein Team parat, das seine Dominanz in dieser Sportart eindrucksvoll deutlich gemacht hat. Gold für Rydzek, Silber für Fabian Rießle, Bronze für Eric Frenzel, der schon den Wettbewerb von der Normalschanze für sich entscheiden hatte, Vincenz Geiger als Vierter im Bunde auf Rang sieben. Man hätte Verständnis dafür, wenn die Konkurrenz vor dem Teamwettbewerb am Donnerstag keinen großen Siegeswillen versprüht.
Am letzten Berg vor dem Ziel hatte das deutsche Trio attackiert, und nur noch der Norweger Jarl Magnus Riiber konnte folgen. Den wurden die Deutschen beim Zielsprint dann auch noch los. "Ich bin einfach nur noch gerannt, habe alles hineingelegt an Herz und Power und habe nichts mehr gedacht", sagte Rydzek. "Und dann im Ziel habe ich tatsächlich meinen Namen ganz oben gesehen."
Nach dem Springen "perfekte Ausgangslage"
Es hätte aber auch der Name Rießle oder der Name Frenzel dort stehen können. "Jeder von uns dreien hat dem anderen geholfen, keiner hat an sich gedacht, keiner war sich zu schade, für den anderen zu arbeiten, nur so war das möglich", sagt Rießle. Nach starken Sprüngen mit den Rängen vier, fünf und sechs hatten sie "eine perfekte Ausgangslage", sagt Frenzel. Die sind sie in der Loipe dann zu dritt angegangen, es wirkte wie ein DSV-Express, wie das Trio von hinten an die Führenden heranrauschte.

Johannes Rydzek jubelt beim Zieleinlauf
Foto: DANIEL KOPATSCH/ EPA-EFE/ REX/ ShutterstockIm Weltcup hatte es solche Ergebnisse mit einem rein deutschen Podium schon gegeben, sogar bei der WM, im Vorjahr lösten sich Rydzek und Frenzel als Sieger bei den Wettbewerben regelmäßig ab, aber bei Olympischen Spielen muss man solch eine Leistung erst einmal bestätigen. In Sotschi vor vier Jahren hatte das noch nicht geklappt, auch da war schon mehr drin gewesen, aber die Deutschen hatten sich im Zieleinlauf gegenseitig behindert. Seitdem sind die deutschen Kombinierer noch viel überlegener geworden.
"Für den Johannes ist das ganz wichtig gewesen", sagte Weinbuch. Der Chef aus dem Vorwinter war in dieser Saison noch nicht in Tritt gekommen, zu Beginn des Winters sprangen und liefen die Norweger den erfolgsverwöhnten DSV-Kombinierern davon, "aber wir sind einfach ruhig geblieben und haben unseren Stiefel in der Vorbereitung durchgezogen", klingt es bei Rießle so, als sei das alles eine entspannte Übung gewesen. Aber der Trainer gibt Einblicke, dass dies noch vor wenigen Wochen keineswegs so war. "Vor zwei, drei Wochen war der Johannes zum Beispiel noch richtig weg von der Weltspitze", so Weinbuch. Jetzt steht er wieder ganz oben.

Rießle, Rydzek und Frenzel (v.r.n.l.)
Foto: Clive Mason/ Getty ImagesVor allem an den Sprungleistungen hatten die Trainer mit ihrem Team bis zum letzten Moment gefeilt, um die Abstände in der Loipe zu den besten Springern nicht zu groß werden zu lassen. Jetzt gingen Frenzel, Rydzek und Rießle mit gut 30 Sekunden Rückstand ins Langlaufrennen. Das können die drei jederzeit aufholen. Die Norweger dagegen stürzten bis auf Riiber im Springen heftig ab und hatten keine Chance mehr, dies im Lauf gutzumachen.
Es ist Weinbuchs Leistung, über Jahre im Team von Spitzenathleten ein Klima zu etablieren, in dem man sich die Erfolge nicht neidet, sondern sich, wenn es darauf ankommt, gegenseitig nach vorne puscht. "Er hat uns vor dem Rennen gesagt, wenn wir zusammenarbeiten und zu dritt an uns glauben, dann können wir etwas ganz Großes schaffen."
Weinbuch hört sich die lobenden Worte an, zuckt mit den Schultern und sagt nur: "Die Jungs haben das perfekt umgesetzt." Und Rießle findet noch: "Das macht uns so schnell keiner nach." Das letzte deutsche Podium bei der Nordischen Kombination gab es 1976.