Spektakuläres Olympia-Finale Deutschland gewinnt Eishockey-Silber gegen russisches Team
Eine Hand an der Goldmedaille: Zwei Minuten und elf Sekunden vor Schluss sah es kurz so aus, als könnte der Goldtraum wirklich wahr werden. Deutschland führte 3:2 und der russische Verteidiger Sergej Kalinin bekam wegen Beinstellens eine Zwei-Minuten-Strafe. Bis dahin hatte die DEB-Auswahl bravourös verteidigt, doch in Überzahl kassierte das Team von Marco Sturm in der Schlussminute doch noch den Ausgleich.
Das Ergebnis: In der Verlängerung entschieden die Olympischen Athleten aus Russland die Partie für sich und gewannen 4:3 (1:0, 0:1, 2:2, 1:0). Hier geht es zur Meldung.

Olympia 2018: Sensation bleibt Sensation - trotz Niederlage
Deutschland im Puck-Fieber: Eigentlich ist Eishockey in Deutschland eher eine Randsportart. Doch Siege der Nationalmannschaft gegen den amtierenden Weltmeister Schweden und Rekordolympiasieger Kanada sorgten für einen regelrechten Puck-Wahn. Um das erste olympische Finale mit deutscher Beteiligung live zu sehen, standen Millionen Deutsche am Sonntagmorgen um 5 Uhr auf und versammelten sich in vielen Städten sogar zum Public Viewing.
#GAMEDAY! Das olympische Finale läuft und der HAIEstore platzt aus allen Nähten!! Schön, dass ihr alle da seid!! #aufgehtsdeb #PyeongChang2018 #TeamD @DEB_eV pic.twitter.com/2MmBLj76jG
— Kölner Haie (@Koelner_Haie_72) February 25, 2018
Das erste Drittel: Die Schiedsrichter gaben von Beginn an eine harte Linie vor. Es dauerte ganze 15 Sekunden bis zur ersten Strafzeit gegen den Russen Sergej Andronow. Das Powerplay konnte die DEB-Auswahl aber nicht nutzen wie die Olympischen Athleten aus Russland ihre erste Überzahl. Deutschland verteidigte gut - bis zur letzten Sekunde des ersten Drittels. Dann spielte Nikita Gusew einen klugen Rückpass in den hohen Slot, wo Wjatscheslaw Wojnow freistand und mit einem Schlagschuss in den linken Winkel traf.

Wjatscheslaw Wojnow
Foto: BRIAN SNYDER/ REUTERSDer Torschütze, der eigentlich nicht hätte da sein dürfen: NHL-Profis haben für die Winterspiele in Pyeongchang bekanntlich keine Freigabe bekommen. Insofern hätte auch der russische Torschütze Wojnow eigentlich nicht in Südkorea sein dürfen. Schließlich hat er im Juni 2013 einen Sechs-Jahres-Vertrag bei den Los Angeles Kings unterschrieben. Dass der Verteidiger trotzdem im Olympiakader steht, liegt an einem Vorfall im Herbst 2014. Wojnow wurde verhaftet, weil er seine Frau brutal misshandelt haben soll. Von Juli bis September 2015 saß er im Gefängnis, nach seiner Freilassung kehrte er in die heimische KHL zurück.
Das zweite Drittel: Was auch immer der deutsche Bundestrainer Marco Sturm seinen Spielern in der Kabine gesagt hat - sie haben es verstanden. Die DEB-Auswahl erhöhte den Druck und kam in der 30. Minute zum Ausgleich, der in der Entstehung allerdings glücklich war. Brooks Macek schickte bei einem Konter den halbrechts startenden Felix Schütz, der den Puck aus spitzem Winkel scharf nach innen spielte. Eigentlich war wohl Patrick Hager das Ziel, aber der musste gar nicht eingreifen, weil der russische Goalie Wasili Koschetschkin die Scheibe ins eigene Tor lenkte. Deutschland war wie schon in den Partien gegen Schweden und Kanada als krasser Außenseiter ins Finale gegangen, in dieser Phase aber sogar das bessere Team.
"Die spielen gut mit, die Russen." #OARGER
— Check your distance! (@checkvonhinten) February 25, 2018
Das dritte Drittel: Brachte ganz großes Drama. Knapp sieben Minuten vor Schluss ging das russische Team durch Gusew zum zweiten Mal in Führung, der den Puck aus spitzem Winkel über den Helm von aus den Birken ins Tor schoss. Aber die DEB-Auswahl ließ sich von dem Rückschlag nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Zehn Sekunden nach dem Gegentreffer erzielte der 22-jährige Dominik Kahun den erneuten Ausgleich. Und das war erst der Anfang. In der 57. Minute traf mit Jonas Müller der jüngste deutsche Spieler zum 3:2. Es folgte die Strafe gegen Kalinin und - als alles nach Gold für Deutschland aussah - der erneute Ausgleich durch Gurow in der Schlussminute.
So kann man mit Rückständen umgehen.
— Peter Ahrens (@Peter_Ahrens) February 25, 2018
Die Verlängerung: Während beim DEB-Team die Kräfte nachließen, gingen die Russen in der Overtime weiter volles Tempo. Für die Entscheidung waren sie aber auf einen Fehler der Deutschen angewiesen. Patrick Reimer musste in der 70. Minute wegen hohen Stocks für zwei Minuten vom Eis. Das Powerplay spielten die OAR-Profis stark aus und verdienten sich so das Golden Goal durch Kaprizow nur 29 Sekunden nach Reimers Hinausstellung.

Olympia 2018: Das sind Deutschlands Eishockey-Helden
Fazit: Die DEB-Auswahl hat zwar ein Spiel verloren, aber wesentlich mehr gewonnen. Nämlich nicht nur die Silbermedaille, sondern auch die Herzen von Millionen neuer Eishockey-Fans in Deutschland. Und eine Sensation bleibt der historische Erfolg auch trotz der unglücklichen Finalniederlage.