Teamgold in der Kombination Die Nordischen Dominierer

Zum Abschluss der Nordischen Kombination gewann der DSV in der Teamstaffel die dritte Goldmedaille. Deutschland beherrscht die Sportart, und das ist vor allem das Verdienst des Cheftrainers.
Vinzenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (von links)

Vinzenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (von links)

Foto: Angelika Warmuth/ dpa

Es gab mal eine Zeit im deutschen Sport, da verband man den Namen Thomas Müller nicht mit dem Fußball, sondern mit der Nordischen Kombination. Es waren die Achtzigerjahre und Müller gehörte damals zum Team, das erst 1987 den WM-Titel und dann 1988 die olympische Goldmedaille errang.

Der Kombination ist Müller treu geblieben, er gehört zum DSV-Betreuerstab in Oberstdorf und arbeitet damit auch dem Mann zu, der damals einer seiner größten sportlichen Rivalen war: Hermann Weinbuch war in der Loipe meistens ein bisschen besser als Müller, gemeinsam waren sie Teamweltmeister in Oberstdorf. Beide haben sie die damalige große Zeit der deutschen Kombinierer erlebt, jetzt prägen sie sie als Trainer.

Aber eins hatte Müller Weinbuch immer voraus: Er hat damals Olympisches Gold im Team gewonnen. Weinbuch hatte das noch nicht. Am heutigen Tag hat sich auch das geändert.

Fünf Medaillen aus drei Wettbewerben

Der Cheftrainer Weinbuch bringt von den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang fünf Medaillen aus drei Wettbewerben mit: Zum Abschluss gewannen Vincenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek ungefährdet Teamgold und wurden somit zu den Nachfolgern von Thomas Müller und Co. Seit 1988 waren die DSV-Athleten dieser Medaille hinterhergelaufen. Jetzt haben sie auch das geschafft. Die Nordischen Kombinierer sind die Nordischen Dominierer geworden.

"Heute hat jeder getan, was er zu machen hatte", sagte Eric Frenzel: "Ordentliche Sprünge, einen sauberen Zug beim Laufen." Und dann habe man es "einfach bis zum Ende durchgezogen". So einfach es klingt, so einfach sah es auch aus.

Es war eine ungemein souveräne Vorstellung des deutschen Quartetts. Wie Lewis Hamilton in einem Formel-1-Rennen zogen sie fast vom Start bis zum Ziel ihre Bahn von der Spitze weg. Schon nach dem Springen lagen die Deutschen nur sechs Sekunden hinter den Österreichern zurück, der Abstand war schon nach einem von 20 Laufkilometern aufgeholt. Spätestens als Rießle als zweiter Mann von Startläufer Geiger übernahm, hatte die Konkurrenz keine Chance mehr.

Der Sieg hätte wohl nur noch in Gefahr geraten können, wenn Rydzek im Zieleinlauf bereits jubelnd mit der deutschen Fahne in der Hand tatsächlich gestrauchelt wäre. So verhakte er seine Ski nur kurz, fing sich sofort wieder, und ab ging es zum gemeinsamen Feiern im Ziel. Irgendwann kamen dann auch die Norweger und Österreicher als Zweite und Dritte ins Ziel.

Seit 20 Jahren als Trainer verantwortlich

Wer nach den Gründen forscht, wieso der DSV diese Sportart so beherrscht, kommt immer wieder auf den Namen Weinbuch. Der Bayer ist mittlerweile 57 Jahre alt, er ist nunmehr seit 1996 als Coach verantwortlich, er hat die Kombinierer, denen es damals nicht so gut ging, an die Weltspitze zurückgeführt. Er hat Athlethen wie Ronny Ackermann, Björn Kircheisen, Georg Hettich groß werden lassen. Jetzt hat er mit Frenzel, Rydzek und Rießle die drei besten seines Sports beisammen.

"Der Hermann ist ein ganz großer Baustein unseres Erfolgs", sagte Frenzel, der nun schon fast zehn Jahre unter und mit ihm arbeitet. Ihm gelinge es "immer wieder, unsere Vorbereitung so zu gestalten, dass wir in Bestform kommen".

Beim Wettbewerb von der Großschanze, als alle drei Podestplätze von seinen Athleten eingenommen wurden, wurde Weinbuch auf der anschließenden Pressekonferenz als "Superstar-Coach" vorgestellt. Tatsächlich hat er es geschafft, seine Stars, die zu Beginn des Winters nicht in Schuss zu kommen schienen, auf den Punkt topfit zu machen. Wieder einmal.

Rydzek und Frenzel, der Bayer und der Erzgebirgler, gelten nicht unbedingt als die Unzertrennlichen. Beim Weltcup in Schonach in der Vorsaison gab es mal zwischen ihnen böses Blut, nachdem beide im Zielsprint aneinander geraten waren. Rydzek stürzte und bescherte Frenzel somit den Weltcupsieg. Weinbuch war damals als Diplomat gefragt, er hat die Situation bereinigt. Seitdem hat man das Gefühl, dass alle wieder an einem Strang ziehen.

Bei der Siegeszeremonie im Langlaufstadion machten die vier Deutschen im Schneetreiben die Usain-Bolt-Geste. Das passt schon. Genauso souverän wie der Jamaikaner über Jahre für den Sprint sind die DSV-Sportler für die Nordische Kombination.

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