

Seinen Spitznamen trägt Theodore Sharp Ligety beinahe täglich auf der Brust. Auf T-Shirts macht er Werbung für sich selbst. Shred Optics heißt die Firma des US-Amerikaners. Shred bedeutet auf Deutsch: schreddern. Der 29-jährige Skirennfahrer entwirft und vertreibt unter anderem Ski-Helme und Sonnenbrillen, es sind nicht gerade die zurückhaltendsten Modelle.
Schreddern, das ist das, was Ted Ligety beruflich gerne macht. Am liebsten zerlegt er die Zeiten seiner Konkurrenten auf der Piste. Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Winterspielen in Turin 2006, Weltmeister 2011, vierfacher Weltcupsieger im Riesenslalom, dreifacher Weltmeister in Schladming im vergangenen Jahr: Bei den Olympischen Spielen in Sotschi ist Ligety im riesigen US-Team einer der ganz großen Namen - und angesichts der mittelmäßigen Ausbeute der alpinen US-Skiläufer unter Zugzwang.
Am Mittwoch (ab 8 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) muss der totale Misserfolg der geplanten Gold-Mission in Russland verhindert werden. In der Super-Kombination (Platz zwölf) und dem Super-G (Platz 14) war Ligety weit von den Medaillenrängen entfernt.
Tüftler mit Pathos und Nonchalance
An Selbstvertrauen mangelt es Ligety eher selten. Wenn er auf seiner Homepage für einen großen Vermögensverwalter in pathetischen Werbeclips über Hingabe, Teamwork oder Ziele spricht, klingt das alles sehr nach amerikanischer Folklore, gerecht wird sich Ligety damit aber nur zum Teil. Der 21-malige Weltcupsieger gilt als detailverliebter Tüftler, der sich stundenlang mit seinem Material beschäftigt.
Auf der Piste, hat Ligety einmal gesagt, brauche man eine gewisse Nonchalance, um siegfähig zu sein. Dort, wo der beste Mann nicht automatisch gewinne. Ligety hat das Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Wenn es darum geht, die Tore nahezu ohne Geschwindigkeitsverlust zu passieren, liefert der Amerikaner der Konkurrenz Anschauungsmaterial.
Seine Technik gilt als beispielhaft. "Er fährt im Moment den schnellsten Riesentorlauf-Schwung und beherrscht das Spiel mit der Fliehkraft am besten", sagt Hermann Maier, 1998 Olympiasieger im Riesenslalom, über Ligety. Der Amerikaner legt sich extrem in die Kurven, berührt oft den Boden, die Knie nahezu parallel zur Piste. "Jetzt baut er aufgrund seiner runderen Linie schon vor dem Tor eine irrsinnige Geschwindigkeit auf. Wenn er das von oben bis unten durchdrückt, seinen einzigartigen Rhythmus beibehält, ist er eigentlich nicht zu bezwingen", sagt Maier.
Als der Skiweltverband Fis zur Saison 2012/2013 unter anderem schmalere Ski verordnete, beschwerte sich Ligety ausführlich über die "Tyrannei" - und legte anschließend die wohl beste Saison seines Lebens hin.
Das Image des Unschlagbaren hat gelitten
Den WM-Titeln im Super-G, der Super-Kombination und dem Riesenslalom in Schladming folgte der Hype. Ligety wurde auf dem Times Square in New York zum US-Sportler des Jahres gekürt, als erster männlicher Skirennfahrer überhaupt.
Doch das Image des Unschlagbaren hat in dieser Saison etwas gelitten, im Weltcup ist er in nahezu allen Wettbewerben mehr oder weniger chancenlos im Kampf um den Gesamtsieg, dabei ist genau das Ligetys großes Ziel: den Lohn für eine gesamte Saison voller harter Arbeit ernten.
Nach 25 von 34 Wettbewerben liegt er nur auf Platz vier der Gesamtwertung, mit deutlichem Abstand zu Marcel Hirscher. Sein großer Rivale aus Österreich dominiert den Winter bisher. "Er fährt aufgrund seiner ausgeprägten Hoch-Tief-Bewegung den kürzesten Riesentorlauf-Schwung, probiert es also - im Vergleich zu Ligety - über die kürzere Linie", erklärt Maier.
"Marcels große Trümpfe: Er ist im Gegensatz zu den Allroundern noch nicht olympiageschädigt, konnte sich zu Hause in aller Ruhe auf die Spiele vorbereiten." 19 der vergangenen 23 Weltcups in dieser Disziplin haben Hirscher und Ligety gewonnen. Der Riesenslalom in Sotschi wird erneut ein Duell der Nerven. Druck? "Ich freue mich darauf. Ich bin bereit", hatte Ligety der "Washington Post" gesagt.
Eine Chance gibt es noch, um ein Déjà-vu zu verhindern: Als Ligety 2010 als Goldmedaillengewinner in Vancouver antrat, enttäuschte er auf ganzer Linie und landete nicht einmal auf dem Podest.
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Ted Ligetys Gold-Mission bei den Olympischen Spielen hat begonnen. Am Freitag startet der US-Amerikaner in der Super-Kombination.
Der 29-Jährige geht mit großen Erwartungen an den Start. Er könne in allen drei Disziplinen, also Kombination, Super-G und Riesenslalom, siegen, sagte er dem "Focus".
Ligety kommt mit einem Weltcup-Sieg in St. Moritz im Rücken nach Russland, wo er am vergangenen Dienstag in der Super-Kombination trainierte.
Sein wohl bestes Jahr hatte der Inhaber einer Firma für Ski-Equipment 2013, als er bei der Weltmeisterschaft in Schladming gleich dreimal triumphierte.
Ligety war im Riesenslalom, dem Super-G und der Super-Kombination nicht zu schlagen.
Bei seinen dritten Olympischen Spielen will der Riesenslalom-Spezialist nun seine zweite Medaille.
Bei den Spielen 2006 in Turin gewann er überraschend die Goldmedaille in der Kombination.
Vier Jahre später folgte allerdings die Ernüchterung: In Vancouver reichte es für ihn nicht für einen Platz auf dem Podest.
Will er das in Sotschi ändern, muss er Dauer-Rivale Marcel Hirscher (l.) schlagen. Der Österreicher dominiert in diesem Winter und führt unter anderem den Gesamtweltcup an.
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