
Olympische Halbzeit Weiter, immer weiter

Innenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann
Foto: Andreas Rentz/ Getty Images
Alfons Hörmann bringt gerne ein Sprichwort zum Vortrag. Es heißt: "Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein." Das klingt ein wenig wie aus einem mittelklassigen Managementseminar, der DOSB-Präsident will damit deutlich machen, dass auch ein aktuell glänzender Medaillenspiegel schnell wieder stumpf werden kann. "Wer jetzt in den Zufriedenheitsmodus umschaltet, der wird sich noch wundern."
Nach acht Wettkampftagen steht Deutschland in der Nationenwertung mit Norwegen vorne, in der Heimat werden Laura Dahlmeier, Aljona Savchenko und die anderen abgefeiert. Hörmann betont befriedigt, dass die "leistungssportliche Orientierung auch in der Öffentlichkeit wieder an Bedeutung gewonnen hat". Ohne "Selbstgefälligkeit und mit Demut und Konzentration auf die nächste Woche" dürfe man zur Halbzeit feststellen, dass "unsere Athleten bisher die perfekten Botschafter für unser Land waren".
Die "ganze Schönheit des Sports" habe man in Pyeongchang bisher sehen können, geriet Deutschlands oberster Sportfunktionär geradezu ins Schwärmen - mit dem Höhepunkt, na klar, der Eiskunstlaufkür der Paare. In der ZDF-Mediathek sei der Clip mit den vier Minuten Savchenko/Massot schon mehr als 1,2 Millionen Mal abgerufen worden, hatte sich Hörmann noch schlaugemacht.
"Ohne mehr Geld wird es nicht gelingen"
Also Friede, Freude, Goldmedaille allerorten - wer so gut abschneidet, der muss ja dann eigentlich auch nicht noch mehr staatliche Förderung bekommen und seine Strukturen reformieren. Hörmann weiß, dass er deshalb nicht zu zufrieden wirken darf. Schließlich könnte zu viel Erfolg seine Strategie, mehr Geld vom Bund für den Leistungssport einzufordern, gefährden. Nach dem Motto: Läuft doch, was wollt ihr denn?
Innenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann
Foto: Andreas Rentz/ Getty ImagesAlso muss er den Mahner geben: "Wer glaubt, dass man mit den heutigen Mitteln das Ergebnis von Pyeongchang auch in Zukunft wiederholen kann, der wird sich in vier Jahren mit schmerzverzerrtem Gesicht an diese Tage erinnern." Schließlich gebe es auch Sportarten, in denen es nicht so gut laufe, "wenn wir uns zum Beispiel die Trendsportarten angucken". Snowboard und Freestyle - die hippen coolen Disziplinen, die man nicht zuallererst mit staatlichen Fördertöpfen verbindet.
Der Sport brauche die Unterstützung des Bundes in dreistelliger Millionenhöhe, auf eine genaue Summe wollte sich Hörmann nicht festlegen. Nur so viel: "Ohne eine deutliche Erhöhung der Mittel wird es nicht gelingen." Dem künftigen Bundesinnenminister, wer immer es sein wird, werden die Ohren geklingelt haben.
Für Russland die "Höchststrafe"
Vor vier Jahren in Sotschi lagen nicht die Deutschen oder die Norweger ganz vorne, was die Medaillenausbeute anbetrifft, sondern Russland. Diesmal haben die "Athletes from Russia" noch keinen einzigen ersten Rang belegt, und für Hörmann ist das "die verdiente Höchststrafe" für das flächendeckende Dopingsystem im Lande. "Das wird sie nach meiner Meinung härter treffen als die Debatte um Symbole wie die Hymne und die Fahne."
Doping - fürs deutsche Team hält er bei diesem Thema die Hand ins Feuer. "Ich kann jedem in die Augen und in jede Kamera schauen und fester Überzeugung sagen, dass dieses Team manipulationsfrei am Start ist."
Auf die Diskussion, inwieweit es noch eine wirkliche Bestrafung Russlands ist, wenn das Team bei der Schlussfeier wieder hinter der russischen Flagge einlaufen dürfe, wollte sich Hörmann nicht einlassen. Schließlich war am Abend das IOC und sein Präsident Thomas Bach zu Gast im Deutschen Haus, und da übte sich Hörmann lieber in zurückhaltenden Floskeln. Immerhin gab er an, dass man "sich an der einen oder anderen Stelle ein bisschen mehr Druck auf Russland hätte vorstellen können". Dieser Satz empfiehlt den DOSB-Boss für eine Karriere im Diplomatischen Dienst.
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Chloe Kim ist die jüngste Siegerin der Winterspiele: Die US-amerikanische Snowboarderin mit südkoreanischen Wurzeln gewann den Halfpipe-Wettbewerb im Alter von nur 17 Jahren. "Es fühlt sich aufregend an. Ich kann es noch nicht begreifen, ich brauche ein bisschen Zeit für mich", sagte Kim, nachdem ihr bei der Zeremonie im Zielbereich die Tränen gekommen waren.
Einer der spektakulärsten Athleten der Winterspiele: Shaun White gewann zum dritten Mal olympisches Gold in der Snowboard Halfpipe. Sein nächstes Ziel steht auch schon fest: Skateboard-Gold bei den Sommerspielen in zwei Jahren in Tokio.
Ziel verfehlt: Claudia Pechstein wurde über ihre Paradestrecke, die 3000 Meter, nur Achte. Ans Aufhören denkt die bald 46-Jährige aber nicht: In vier Jahren will sie zum insgesamt achten Mal an Olympischen Winterspielen teilnehmen.
Die größte Sensation bei den Spielen in Südkorea: Ester Ledecká gewann den Super-G der Frauen und schnappte damit Anna Veith den Sieg weg. Für die Slowakin war es der größte Erfolg ihrer Karriere im Alpinskisport. Zuvor gewann sie bereits zwei Goldmedaillen bei Snowboard-Weltmeisterschaften.
Sie hingegen ging bislang leer aus: Lindsey Vonn zählte im Super-G zu den großen Favoritinnen. Ihre letzte Chance auf Gold hat sie in der Abfahrt am Dienstag um 3 Uhr MEZ. Ihre bislang einzige Goldmedaille holte die US-Amerikanerin vor acht Jahren in Vancouver.
Richard Freitag enttäuschte sowohl auf der Normal- als auch auf der Großschanze. Eine Medaille ist jedoch noch möglich: Im Team haben die DSV-Adler beste Chancen auf Edelmetall.
Im Team könnte auch er wieder glänzen: Andreas Wellinger hat nach Gold vor vier Jahren im Team seine ersten Einzelmedaillen bei Olympischen Spielen gewonnen. Gold auf der Normal-, Silber auf der Großschanze.
Der beste Skifahrer der Gegenwart: Marcel Hirscher gewann Gold in der Super Kombination und im Riesenslalom. In seiner Paradedisziplin, dem Slalom, könnte ein weiterer Sieg folgen.
Der Star der Biathletinnen: Nach fünf Goldmedaillen bei der WM im vergangenen Jahr hat Laura Dahlmeier nun bereits drei Medaillen bei den Spielen in Pyeongchang gesammelt: Zweimal Gold, einmal Bronze. In der Staffel winkt erneut ein Podiumsplatz.
Sie liefern einfach immer: Die deutschen Rodler haben den 2014 eingeführten Mixed-Team-Wettbewerb souverän gewonnen. Zuvor hatte Natalie Geisenberger (l.) bereits Gold im Einsitzer geholt. Johannes Ludwig (2.v.l.) gewann Silber.
Die größte Sensation bei den Spielen in Südkorea: Ester Ledecká gewann den Super-G der Frauen und schnappte damit Anna Veith den Sieg weg. Für die Slowakin war es der größte Erfolg ihrer Karriere im Alpinskisport. Zuvor gewann sie bereits zwei Goldmedaillen bei Snowboard-Weltmeisterschaften.
Foto: JAVIER SORIANO/ AFPDie größte Sensation bei den Spielen in Südkorea: Ester Ledecká gewann den Super-G der Frauen und schnappte damit Anna Veith den Sieg weg. Für die Slowakin war es der größte Erfolg ihrer Karriere im Alpinskisport. Zuvor gewann sie bereits zwei Goldmedaillen bei Snowboard-Weltmeisterschaften.
Foto: JAVIER SORIANO/ AFPMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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