
Olympische Winterspiele: Die besten Bilder der Eröffnungsfeier
Start der Sotschi-Spiele Hausmütterchen Russland
Am Ende dieses Eröffnungsabends von Sotschi war es sogar kalt. So wie es sich für normale Winterspiele geziemt. Normalität war bislang nicht unbedingt das, was man diesen Wettkämpfen im Vorfeld attestiert hatte, den ersten Winterspielen in einer subtropischen Region, den Spielen, die mit ihrem gigantischen Aufwand nur als Putins Spiele im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit existieren.
Und so wirkte es geradezu beruhigend, dass diese Eröffnungsfeier dann doch vergleichsweise bieder ablief, irgendwie unspektakulär, an den Erwartungen und Befürchtungen gemessen. Die große Mutter Russland war an diesem Abend eher das Hausmütterchen Russland. So viele Feuerwerkskörper auch in die Nacht geschossen wurden.
Im Vorfeld hatte Organisationschef Dmitri Tschernyschenko höchste Erwartungen geweckt: Der Abend werde "wunderbar", das "Schönste, was man seit langem gesehen" habe. Das Versprechen konnte die Zeremonie nicht einhalten. Gerade im Bezug zu seinem unvergleichlich lässigen Sommer-Vorgänger London 2012 musste Sotschi abfallen (lesen Sie hier das Minutenprotokoll der Zeremonie).
In London standen zur Eröffnung die Queen, Paul McCartney und Muhammad Ali gemeinsam im Stadion. In Sotschi war Boxer Nikolai Walujew die Hauptattraktion. Und so wirkte das Fest mehr wie ein Abend am Hofe des Zaren, weniger wie ein Weltsportfest.
Würdige Wahl der Fackelträger
Dafür hatten die Organisatoren jedoch mit der Wahl der Fackelträger eine gute Hand bewiesen. Eiskunstlauf-Königin Irina Rodnina und der wohl berühmteste Eishockey-Torwart der Welt, Wladislaw Tretjak, entzündeten gemeinsam das Olympische Feuer. Zwei der Größten, die der Wintersport kennt. Eine gute Besetzung.
Das Entzünden des Feuers - es war einer der Momente, bei der so etwas wie der vielzitierte wie strapazierte Olympische Geist im Fisht-Stadion spürbar war. In jener komplett neu gebauten Arena, die bei diesen Spielen ausschließlich für Eröffnungs- und Schlussfeier gebraucht wird und ansonsten ungenutzt im Olympic Park herumsteht. Auch der Moment gleich zu Beginn der Feier, als statt der fünf Olympischen Ringe ungeplant nur vier am Abendhimmel aufleuchteten, machte den Abend sympathisch - auch wenn das russische Staatsfernsehen die Panne gleich ausblendete.
Ansonsten wurde wie bei Eröffnungsfeiern üblich zu viel marschiert, viel getanzt und dankenswerterweise eher wenig geredet. Wladimir Putin blickte auf das Geschehen und beschränkte sich auf den ihm zugedachten Satz: "Hiermit erkläre ich die Spiele von Sotschi für eröffnet."
IOC-Boss Thomas Bach oblag in seiner kurzen Ansprache die heikle Aufgabe, den Geist der Spiele zu beschwören, ohne den Gastgeber zu düpieren. So sprach er sich deutlich und bewusst gegen jede Form von Diskriminierung aus. Angesichts der russischen Repressionen gegen Homosexuelle ist so ein eigentlich selbstverständlicher Satz schon als leise Kritik am Gastgeber zu deuten.
Tanzszene bleibt im Gedächtnis haften
Wenige Bilder werden von diesem Abend tatsächlich nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Dazu gehört die bezaubernd choreografierte Ballszene aus Tolstois Nationalwerk "Krieg und Frieden". Besonders, da direkt zuvor noch eine militärisch anmutende, eher irritierende Marschsequenz zu sehen war, die eher auf die Maiparade in Moskau gepasst hätte.
Man hätte beim Tanz der Natascha Rostova fast vergessen, dass Sotschi für die Spiele bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde. Man hätte fast vergessen, dass viele Menschen dafür gegen ihren Willen umgesiedelt wurden. Dass die Bauarbeiter unter skandalösen Bedingungen schuften mussten. Dass Homosexualität unter Putin bestenfalls geduldet ist. Dass diese Winterspiele teurer sind als alle anderen zuvor zusammengenommen.
Die Kollegen der "Zeit" haben die Frage gestellt: Darf man sich auf diese Winterspiele freuen? Wenn man all das nicht vergisst, was mit den Spielen von Sotschi zusammenhängt, den Gigantismus und die Rücksichtslosigkeit: Ja, dann darf sich jeder freuen. Wer erlebt, wie freundlich und hilfsbereit die Tausenden von Volunteers vor Ort sind. Wie euphorisch die Zuschauer von Sotschi ihre Eröffnungsfeier bejubelt haben. Der darf sich mit dem Gastgeber begeistern.
Und mit den Sportlern, die jahrelang auf ihre große, eventuell gar einmalige Chance gewartet haben, auch. Nur zur Erinnerung: Sport, wahrscheinlich sogar großer Sport, wird in diesen kommenden 16 Tagen von Sotschi auch getrieben. Dazu findet diese ganze Veranstaltung eigentlich statt.
Vielleicht, ja vielleicht ist die Olympische Idee doch so groß, dass auch ein Wladimir Putin mit seinem Hang zur Inszenierung sie nicht zerstören kann.
