Chaos bei Ski-WM Nachträgliches Doppelgold in »katastrophalem« Wettbewerb

Die Premiere des Parallelwettbewerbs bei der alpinen Ski-WM in Cortina d'Ampezzo geriet zu einer Blamage. Katharina Liensberger erfuhr erst bei den Interviews, dass sie Gold gewonnen hatte.
Katharina Liensberger und Marta Bassino erhielten beide Gold

Katharina Liensberger und Marta Bassino erhielten beide Gold

Foto: JEAN-CHRISTOPHE BOTT/EPA-EFE/Shutterstock

Die Premiere des Parallelwettbewerbs bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d'Ampezzo war eine denkwürdige, allerdings in negativer Hinsicht. »Ich will so ein Format nicht bei einer WM sehen«, empörte sich ARD-Experte Felix Neureuther, der noch während des Rennens Kontakt zu Männer-Renndirektor Markus Waldner Kontakt aufnahm. Die italienische Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone sprach »vom unfairsten Rennen meiner Karriere«. Und dann gab es auch noch Verwirrung, wer denn eigentlich gewonnen habe. Aber der Reihe nach.

Bassino gewinnt das Duell – oder?

Im Parallelformat fahren die Athleten zweimal gegeneinander, jeder einmal auf jedem Kurs. Grundsätzlich werden die Zeiten dann addiert und der Schnellere kommt weiter oder – im Finale – gewinnt den Wettbewerb. Wenn man aber im ersten Lauf stürzt oder sich einen zu großen Rückstand anhäuft, läuft die Zeit nicht ewig weiter, sondern wird bei 0,50 Sekunden gestoppt.

Im Finale der Frauen standen sich die Italienerin Marta Bassino und die Österreicherin Katharina Liensberger gegenüber. Liensberger startete im ersten Durchgang auf dem viel schnelleren Kurs und nahm ihrer Konkurrentin mehr als eine halbe Sekunde ab. Allerdings gilt in diesem Wettbewerb wie erwähnt ein Maximalvorsprung von fünf Zehntelsekunden, die man in den zweiten Durchgang mitnehmen darf. Liensberger durfte in diesem also eine halbe Sekunde vor Bassino auf die Strecke. Nach einem packenden Duell überfuhren die beiden Kontrahentinnen parallel die Ziellinie. Die Weltmeisterin hieß nun Bassino, weil sie im zweiten Durchgang die schnellere Zeit gefahren war. Dass Liensberger in der Gesamtheit der beiden Läufe die schnellere Fahrerin gewesen war, spielte durch den Maximalvorsprung keine Rolle mehr.

Liensberger darf doch noch jubeln

So jubelte Bassino dank der ungleichen Streckenverhältnisse über Gold, Liensberger blieb nur der zweite Platz. Die Österreicherin gab im Zielraum bereits Interviews, als sie erfuhr, dass sie nicht nur Silber, sondern sogar Gold gewonnen hat, genau wie Bassino. »Es gibt ein eindeutiges Reglement, das sehr wohl zeitgleiche Läuferinnen zulässt«, sagte ÖSV-Frauencheftrainer Christian Mitter direkt im Anschluss an das Rennen. »Wir haben schon auf der Strecke diskutiert, dass die Regel, dass die Schnellere aus dem zweiten Run gewinnt, eigentlich ein Wahnsinn ist.« Nach Informationen des »Standard« soll ÖSV-Sportdirektor Toni Giger beim Skiverband Fis interveniert haben, dass es zwei Goldmedaillen geben müsse. Dem wurde stattgegeben.

TV-Experte Neureuther, der beim Männerwettbewerb einen im Rennen um Platz drei stürzenden Deutschen Alexander Schmid sehen musste, blieb bei seinem Urteil: »Das ist keine gute Werbung für den Skisport. Eine Katastrophe.«

mfu/sid/dpa

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