Abfahrts-Vizeweltmeisterin Kira Weidle Sie wusste früh, was sie kann

Kira Weidle hat mit der WM-Silbermedaille in der Abfahrt den bisher größten Erfolg ihrer Karriere gefeiert. Sie ist davon allerdings selbst gar nicht so überrascht gewesen, sie hat den Erfolg vorhergesagt.
Kira Weidle freut sich über die Silbermedaille

Kira Weidle freut sich über die Silbermedaille

Foto:

LEONHARD FOEGER / REUTERS

Es gibt die Geschichte von der achtjährigen Kira Weidle, die in einem Schulaufsatz zu dem Thema: »Was will ich mal werden?« geschrieben hat: Skifahrerin. Der Lehrer, so geht die Geschichte weiter, soll darauf gesagt haben, Skifahrerin, das sei doch kein Beruf. Die achtjährige Kira antwortete: »Wenn man schnell genug fährt, dann schon.«

Am Samstag ist Kira Weidle auf der Tofana von Cortina d'Ampezzo definitiv schnell genug gefahren. Vizeweltmeisterin in der Abfahrt, geschlagen nur von der Schweizerin Corinne Suter. Noch nie ist Weidle zuvor im Weltcup so weit vorn gewesen, zwei dritte Plätze in Lake Louise und Garmisch waren bisher ihre größten Erfolge. Ein besseres Timing, als die eigene Bestleistung bei einer WM nach oben zu schrauben, kann man sich nicht vorstellen.

Insofern sprach der Sportinformationsdienst SID von einer »sensationellen Silbermedaille«, Kira Weidle würde das wahrscheinlich nicht so nennen. »Sie weiß, dass sie gut ist«, hat ihr Cheftrainer Jürgen Graller schon vor Jahresfrist gesagt und ihr eine »gesunde positive Arroganz« attestiert. Wenn man Weidle vor dem Rennen sprechen hörte, ahnt man, was er meint: »Alle wissen, dass in dem Rennen für mich sehr viel möglich ist«, hatte die 24-Jährige nach dem Training schon prophezeit – und sollte recht behalten.

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Cortina und Kira Weidle – das ist ohnehin eine innige Beziehung. Dreimal ist sie im Weltcup auf der Tofana bereits unter die besten Zehn gefahren, Vierte war sie hier schon einmal. Aber eben noch nie Zweite.

Auch Rückschläge schon erfahren

Dass sie mit ihren Speed-Fähigkeiten nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg die alleinigen Hoffnungen im alpinen Frauensport trägt, das war schon vor dieser WM klar. Aber dem selbst gemachten Druck dermaßen standzuhalten, muss man auch erst einmal schaffen. »Der Schnee war traumhaft zu fahren heute. Ich wusste, wenn es einigermaßen zusammenpasst, kann ich richtig schnell fahren.« Da ist es wieder, das Selbstbewusstsein, das sie aus dem achten Lebensjahr offenbar erfolgreich ins heute herübergerettet hat.

Kira Weidle auf dem Weg zu Silber

Kira Weidle auf dem Weg zu Silber

Foto: DENIS BALIBOUSE / REUTERS

Dabei hat sie auch schon ihre Erfahrungen mit Rückschlägen gemacht. Zur WM vor zwei Jahren reiste sie als eine Art Geheimfavoritin ins schwedische Are an, herauskamen ein Platz 13 in der Abfahrt und ein Rang 18 im Super-G. Da musste sie lernen, was es heißt, Erwartungen auch mal nicht zu erfüllen. Es hat eine Zeit gebraucht, dies zu verarbeiten. Die Folgesaison war eher durchwachsen. Beste Trainingszeiten wechselten sich mit enttäuschenden Platzierungen ab. Die Wechselfälle eines Lebens als Skifahrerin, jede in der Szene hat das mal mitgemacht.

Als »extrem reif und extrem cool« hat Graller seinen Schützling mal charakterisiert. Eigenschaften, die sehr wichtig sind, um sich Winter für Winter die Pisten herunterzustürzen. Wer sich den Speed-Disziplinen verschreibt, hat eben nicht nur mit Aufs und Abs der eigenen Form zu kämpfen, sondern hat auch stets mit der Herausforderung der Gefahr zu tun. Verletzungen sind da fast normal. Diesmal erwischte es im Vorfeld der WM die Topfavoritin Sofia Goggia, auch Weidle hat in der Vorsaison wegen eines Bänderrisses im Daumengelenk aussetzen müssen, die diesjährige Saison begann mit zwei Trainingsstürzen. Auch das muss man als Skiläuferin wegstecken.

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Mit 13 Mittermaier kennengelernt

Irgendwann gebe es ein Leben nach dem Skifahren, hat Weidle in einem Interview des Skiverbandes München  vor ein paar Jahren gesagt, als sie gerade begann mit den ersten FIS-Rennen. Bis dahin jedoch sei sie überzeugt davon, dass »der Wille Berge versetzen kann«. Der Interviewer zog anschließend deutlich beeindruckt ein Fazit: »Wenn man dich so hört, bist du voll fokussiert auf Erfolg.«

»Ich will mal Olympiasiegerin werden.« Auch dieser Satz der jugendlichen Weidle ist überliefert. Mit 13 hat sie bei einer Sport-Gala in München Rosi Mittermaier kennengelernt, die berühmte Gold-Rosi. Mittermaier ist all das gewesen, was Weidle werden will: Olympiasiegerin, Weltmeisterin auch, die letzte deutsche Abfahrts-Weltmeisterin im Übrigen, das ist 45 Jahre her.

Spätestens nach diesem Treffen wusste Weidle, das Skifahrerin ein Beruf sein kann, ein sehr erfolgreicher dazu. Spätestens da wusste sie, dass sie das auch werden kann. Seit heute weiß es auch die ganze Welt.

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