Vierschanzentournee 2022/23 Zeitplan, Schanzen, Ergebnisse

Dawid Kubacki aus Polen gilt als Topfavorit und hat die Vierschanzentournee bereits einmal gewonnen
Foto: GABRIEL MONNET / AFPDie Zuschauer sind zurück: Erstmals seit 2019/2020 sind Skisprung-Fans bei der Vierschanzentournee wieder zugelassen. Die 71. Ausgabe des prestigeträchtigen Wettbewerbs startet am 29. Dezember in Oberstdorf und endet traditionell am 6. Januar in Bischofshofen. Ryōyū Kobayashi geht als Titelverteidiger an den Start, als Topfavorit gilt Dawid Kubacki aus Polen, deutsche Athleten warten seit nunmehr 21 Jahren auf einen Sieg im Gesamtklassement.
Zeitplan und Ergebnisse
Auftaktspringen in Oberstdorf, Sieger: Halvor Egner Granerud (Norwegen)
Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, Sieger: Halvor Egner Granerud (Norwegen)
Bergiselspringen in Innsbruck, Sieger: Dawid Kubacki (Polen)
Dreikönigsspringen in Bischofshofen, Sieger: Halvor Egner Granerud (Norwegen)
Favoriten
In den vergangenen sechs Jahren kamen die Sieger der Vierschanzentournee immer aus Polen oder Japan. Diese Serie könnte auch bei dieser Ausgabe fortgesetzt werden: Aktuell führt Dawid Kubacki (Polen) die Gesamtwertung im Weltcup nach Erfolgen in Wisla, Titisee-Neustadt und Engelberg an. Auch sein Landsmann Piotr Zyla zählt zum erweiterten Favoritenkreis. Die erfolgsverwöhnten Japaner mussten in der laufenden Saison hingegen Rückschläge verkraften: Der zweifache Tourneesieger Ryōyū Kobayashi verpasste bei der Generalprobe in Engelberg völlig überraschend den zweiten Durchgang. Bessere Aussichten haben hingegen Halvor Egner Granerud (Norwegen), Anže Lanišek (Slowakei) und Stefan Kraft (Österreich).
Die Deutschen
21 Jahre ist es her, dass Sven Hannawald mit vier Siegen bei der Tournee Skisprung-Geschichte geschrieben hat. Seither ist es keinem Deutschen mehr gelungen, an diesen Erfolg anzuknüpfen. Daran dürfte sich vorerst nur wenig ändern. Karl Geiger, der im vergangenen Jahr Platz zwei im Gesamtweltcup belegte, startete durchwachsen in die Saison. In Engelberg deutete er mit einem starken Sprung sein Potenzial an, stürzte aber kurz darauf und landete nur auf Rang zehn.

Beim Weltcup-Springen in Engelberg stürzte Karl Geiger nach einem starken Sprung im 1. Durchgang
Foto: Urs Flueeler / dpaNoch schlechter läuft es für Markus Eisenbichler. »Es geht mir gerade alles tierisch auf den Keks, ich bin stinksauer auf mich selbst. Ich probier es halt, einfach weiterzumachen – aber gerade geht einfach nichts«, sagte der sechsfache Weltmeister nach der missglückten Generalprobe in Engelberg. Pius Paschke zählt zu den positiven Überraschungen, eine Top-3-Platzierung bei der Vierschanzentournee wäre allerdings eine Sensation.
Modus und Regeln
Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt die Vierschanzentournee. Dabei ist es unerheblich, ob oder wie viele Springen der Sportler während der Tournee gewonnen hat. Es zählt einzig und allein die Gesamtpunktzahl nach den vier Springen.
Die Punktzahl setzt sich aus der erzielten Weite und den Haltungspunkten zusammen. In die Wertung fließt ebenfalls ein, aus welchem Gate gesprungen wurde, falls der Anlauf während des Wettkampfs verlängert oder verkürzt werden musste. Darüber hinaus können den Springern je nach Windverhältnissen Punkte abgezogen oder gutgeschrieben werden (Rückenwind bringt Extrapunkte, weil er den Springer nach unten drückt; für Aufwind bekommt der Springer einen Abzug, weil er den Sportler länger in der Luft hält).
Windfaktor und Gate spielen erst seit der Vierschanzentournee 2010/11 eine Rolle bei der Punktevergabe. Sie wurden eingeführt, um die äußeren Einflüsse bestmöglich zu kompensieren und einen objektiveren Wettbewerb zu ermöglichen.
Anders als bei anderen Skisprung-Wettbewerben wird die Vierschanzentournee im K.-o.-System ausgetragen. Normalerweise treten die ersten 30 Springer des ersten Durchgangs im zweiten Durchgang gegeneinander an. Bei der Vierschanzentournee können sich 50 Springer für den ersten Durchgang qualifizieren, die dann in 25 Zweiergruppen gegeneinander antreten.
Der Springer mit der höheren Punktzahl gewinnt das Duell und zieht direkt in den zweiten Durchgang ein. Über die »Lucky Loser«-Regel können darüber hinaus die fünf Verlierer mit den meisten Punkten im Wettbewerb bleiben. Im zweiten Durchgang wird normal gesprungen.
Bei der Vierschanzentournee spielt die Qualifikation eine große Rolle. Denn sie entscheidet nicht nur über die Teilnahme an den eigentlichen Springen, sondern auch darüber, gegen wen der Springer im Duell antreten wird und gewinnen muss, um weiter im Wettbewerb zu bleiben. Der Erste in der Qualifikation springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.
Die Springer, die in der Weltcup-Gesamtwertung auf den ersten zehn Plätzen liegen, sind nicht mehr wie bisher automatisch für den Wettbewerb gesetzt. Auch sie müssen sich in der Qualifikation für den Wettbewerb qualifizieren.
Die Schanzen
Schattenbergschanze in Oberstdorf
Gesamthöhe: 140 Meter
Anlauflänge: 105,5 Meter
Schanzenrekord: 143,5 Meter (Sigurd Pettersen, 2003)
Große Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen
Gesamthöhe: 149 Meter
Anlauflänge: 103,5 Meter
Schanzenrekord: 144 Meter (Dawid Kubacki 2021)
Bergiselschanze in Innsbruck
Gesamthöhe: 130 Meter
Anlauflänge: 98 Meter
Schanzenrekord: 138 Meter (Michael Hayböck, 2015)
Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen
Gesamthöhe: 132,5 Meter
Anlauflänge: 125 Meter
Schanzenrekord: 145 Meter (Dawid Kubacki, 2019)
Wo wird die Tournee übertragen?
Eurosport überträgt alle Qualifikationswettbewerbe und Entscheidungen live. Durch eine Kooperation mit DAZN werden die Springen auch auf dem Streamingdienst abrufbar sein. Zusätzlich teilen sich die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF die vier Springen untereinander auf. Das Auftaktspringen in Oberstdorf übernimmt das ZDF.

Sven Hannawald: Deutschlands letzter Tourneesieger arbeitet mittlerweile als Experte für die ARD
Foto: Angelika Warmuth / picture alliance/dpaDie bisherigen Gewinner der Vierschanzentournee
1953 Josef Bradl (Österreich)
1953/54 Olaf B. Bjørnstad (Norwegen)
1954/55 Hemmo Silvennoinen (Finnland)
1955/56 Nikolai Kamenski (Sowjetunion)
1956/57 Pentti Uotinen (Finnland)
1957/58 Helmut Recknagel (DDR)
1958/59 Helmut Recknagel (DDR)
1959/60 Max Bolkart (BRD)
1960/61 Helmut Recknagel (DDR)
1961/62 Eino Kirjonen (Finnland)
1962/63 Toralf Engan (Norwegen)
1963/64 Veikko Kankkonen (Finnland)
1964/65 Torgeir Brandtzæg (Norwegen)
1965/66 Veikko Kankkonen (Finnland)
1966/67 Bjørn Wirkola (Norwegen)
1967/68 Bjørn Wirkola (Norwegen)
1968/69 Bjørn Wirkola (Norwegen)
1969/70 Horst Queck (DDR)
1970/71 Jiri Raska (Tschechoslowakei)
1971/72 Ingolf Mork (Norwegen)
1972/73 Rainer Schmidt (DDR)
1973/74 Hans-Georg Aschenbach (DDR)
1974/75 Willi Pürstl (Österreich)
1975/76 Jochen Danneberg (DDR)
1976/77 Jochen Danneberg (DDR)
1977/78 Kari Ylianttila (Finnland)
1978/79 Pentti Kokkonen (Finnland)
1979/80 Hubert Neuper (Österreich)
1980/81 Hubert Neuper (Österreich)
1981/82 Manfred Deckert (DDR)
1982/83 Matti Nykänen (Finnland)
1983/84 Jens Weißflog (DDR)
1984/85 Jens Weißflog (DDR)
1985/86 Ernst Vettori (Österreich)
1986/87 Ernst Vettori (Österreich)
1987/88 Matti Nykänen (Finnland)
1988/89 Risto Laakkonen (Finnland)
1989/90 Dieter Thoma (BRD)
1990/91 Jens Weißflog (Deutschland)
1991/92 Toni Nieminen (Finnland)
1992/93 Andreas Goldberger (Österreich)
1993/94 Espen Bredesen (Norwegen)
1994/95 Andreas Goldberger (Österreich)
1995/96 Jens Weißflog (Deutschland)
1996/97 Primoz Peterka (Slowenien)
1997/98 Kazuyoshi Funaki (Japan)
1998/99 Janne Ahonen (Finnland)
1999/00 Andreas Widhölzl (Österreich)
2000/01 Adam Malysz (Polen)
2001/02 Sven Hannawald (Deutschland)
2002/03 Janne Ahonen (Finnland)
2003/04 Sigurd Pettersen (Norwegen)
2004/05 Janne Ahonen (Finnland)
2005/06 Janne Ahonen (Finnland) / Jakub Janda (Tschechien) *
2006/07 Anders Jacobsen (Norwegen)
2007/08 Janne Ahonen (Finnland)
2008/09 Wolfgang Loitzl (Österreich)
2009/10 Andreas Kofler (Österreich)
2010/11 Thomas Morgenstern (Österreich)
2011/12 Gregor Schlierenzauer (Österreich)
2012/13 Gregor Schlierenzauer (Österreich)
2013/14 Thomas Diethart (Österreich)
2014/15 Stefan Kraft (Österreich)
2015/16 Peter Prevc (Slowenien)
2016/17 Kamil Stoch (Polen)
2017/18 Kamil Stoch (Polen)
2018/19 Ryoyu Kobayashi (Japan)
2019/20 Dawid Kubacki (Polen)
2020/21 Kamil Stoch (Polen)
2021/22 Ryōyū Kobayashi (Japan)
* zwei Sieger wegen Punktegleichstand