Es wirkt wie die Vorbereitung einer Krönungszeremonie. Und wahrscheinlich blicken viele Argentinier genau so auf das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag: Sie hoffen, dass Lionel Messi dann mit einem Sieg gegen Frankreich und dem WM-Titel seine Karriere endgültig krönt.
Dieses Trikot ist 18 Meter hoch und zwölf Meter breit, und nun hängt es in Rosario, Messis Heimatort.
Juan Pio Drovetta, Präsident des Distrikts Serodino:
»Das gibt mir Gänsehaut, weil dahinter Arbeit, Antrieb und Blut stecken, also genau das, was unsere Jungs [Spieler], Leo, der Verstand von Escaloneta [Trainer Lionel Scaloni] in Katar zeigen.«
Messi wird in Argentinien verehrt wie ein Gott, ähnlich wie früher Diego Maradona. Und in seiner Heimatstadt fühlen sich viele Menschen ihm immer noch nah.
Alejandra Ferreyra, ehemalige Nachbarin von Messi
»Er war ein lustiges, natürliches Kind. Sein Leben war Fußball, mehr als alles andere, er hat mit den anderen Kindern gespielt. Für die ganze Welt ist er ein großer Star. Aber Menschen wie ich sehen ihn immer noch als das Kind, das einfach weiter spielt, das weiter teilt und so mannschaftsdienlich ist. Er ist in jeder Faser seines Körpers nett.«
Noch am Freitag, zwei Tage vor dem Finale, machten sich argentinische Fans auf den Weg nach Katar, wo die WM stattfindet. Die Vergabe in das Emirat wird seit Jahren kritisiert, vor allem wegen der Menschenrechtslage. Diese Anhänger wollen trotzdem hin. Aber für viele Argentinier ist Fußball mehr als ein Spiel, der WM-Titel würde mehr bedeuten als einen sportlichen Erfolg.
Ariel Oliva, argentinischer Fußball-Fan:
»Selbstverständlich ist das für alle der Traum, für die Spieler und die argentinische Bevölkerung. Es ist etwas, das die Menschen brauchen. Es erfüllt uns mit Stolz, gibt uns den Antrieb, den wir alle brauchen, um weite in diesem schwierigen Land, in dem wir leben, zu leben.«
Pablo Vento, argentinischer Fußball-Fan:
»Ich stelle mir pure Emotion vor. Ich glaube nicht, dass ich schlafen werden. Das Adrenalin, die Aufregung… Wir werden singen, anfeuern und unsere Leidenschaft für den Fußball als Argentinier spüren. Diese Nationalmannschaft hat uns Freude gebracht. Und ich weiß, dass wir immer näher rücken und den Pokal gewinnen werden.«
Isabel Diaz, argentinischer Fußball-Fan:
»Mein Mann und ich dachten uns, dass es die letzte Chance sein wird, Messi bei einer Weltmeisterschaft zu sehen. Wir kommen aus der gleichen Stadt wie Messi. Und das hat uns jetzt angetreiben. Und wir dachten, es wäre eine unvergessliche Erinnerung, die wir unseren Kindern hinterlassen könnten.«
Messi ist einer der erfolgreichsten Spieler der Fußball-Geschichte, viele halten ihn sogar für den besten. Er wurde siebenmal Weltfußballer, gewann mit dem FC Barcelona viermal die Champions League. Mit der argentinischen Nationalmannschaft holte er im vergangenen Jahr erstmals einen Titel: Sein Team gewann die Copa America, den südamerikanischen Kontinentalwettbewerb, erstmals seit 1993.
Der WM-Titel fehlt Messi noch. Das Endspiel am Sonntag ist Messis letzte Chance, danach beendet Messi seine Nationalmannschaftskarriere.
Aber auch der Gegner am Sonntag, Frankreich, kann Historisches erreichen. Die mit vielen Stars besetzte Mannschaft wurde schon 2018 Weltmeister, könnte den Titel nun verteidigen. Das ist zuletzt Brasilien vor 60 Jahren gelungen.
Aktuell beschäftigt sich das Team aber nicht nur mit dem Gegner und Messi, sondern auch mit einer Krankheitswelle in den eigenen Reihen.
Kolo Muani, französischer Nationalspieler:
»Die, die krank sind, bleiben in ihrem Zimmer. Die Ärzte kümmern sich um sie. Und wir waschen uns die Hände. Es gibt antibakterielles Gel für alle, wenn wir uns an den Tisch setzen. Und wir halten Social-Distancing-Maßnahmen ein, begrüßen uns mit der Faust. Wir sind also sehr streng.«
Ousmane Dembélé, französicher Nationalspieler:
»Nein, wir haben keine Angst vor dem Virus. Dayot [Upamecano] und Adrien [Rabiot] hatten Kopf- und etwas Bauchschmerzen. Ich habe ihnen einen Ingwer-Honig-Tee gemacht, dann haben sie sich besser gefühlt. Aber wir sind nicht zu besorgt, ich hoffe, dass es allen bald besser geht. Ich hoffe, dass alle bereit sein werden für das Finale.«
Frankreich geht favorisiert in das Endspiel. Vor vier Jahren gewann das Team auf dem Weg zum Titel im Achtelfinale gegen Argentinien. 4:3. Und nun?
Eine Sache jedenfalls scheint gewiss: Sollten Messi und Argentinien am Sonntag gewinnen, herrscht in der Heimat, und vor allem in Rosario, der Ausnahmezustand.