Wie ein Blinder wieder sehen lernt und warum es ihm nicht gefällt
Zurück aus der Dunkelheit
Eine neuartige Operation gab dem Kalifornier Mike May das Augenlicht zurück. In San Francisco pflanzten ihm Ärzte die Hornhaut eines toten Spenders ein, seine eigene war im Kindesalter bei einem Unfall zerstört worden.
Der Eingriff ist jetzt gut zweieinhalb Jahre her. Aber noch immer kann sich May, 48, nicht auf seine Augen verlassen. Er sieht, so scheint es, die Welt wie neugeboren: Er muss mühsam lernen, Kugeln von Würfeln zu unterscheiden und seine Frau von einer Fremden. Mays Augen mögen vielleicht tadellose Bilder liefern, aber sein Gehirn hat offenbar keine rechte Verwendung mehr dafür. Abermillionen Hirnzellen müssen sich für die Entschlüsselung der Signale zur Zusammenarbeit bequemen. Ist ein Erwachsener über die Zeit hinaus, in der solche Leistungen möglich sind?
SPIEGEL TV über das Schicksal des sehenden Blinden Mike May und die einmalige Chance für die Wissenschaft, das Wunder des Sehens zu erforschen.
HIRNFORSCHUNG
Der sehende Blinde
Mike May, 48, war ein Vorzeige-Blinder: Er fuhr Ski, spielte Fußball, sprang Fallschirm und hielt Vorträge darüber, wie er all dies zu Stande brachte. Dann aber gab eine Operation dem Kalifornier seine Sehkraft zurück - und seither zeigt May rätselhafte Schwächen. Fasziniert stellen die Hirnforscher fest: Der ehemals Blinde muss das Sehen von Grund auf neu lernen - oder ist es dafür sogar schon zu spät? mehr...