Kardiopathien Die häufigsten Herzerkrankungen im Überblick
Zwischen 70- und 80-mal An- und Entspannen in der Minute bedeuten 2,5 Milliarden identische Bewegungen in einem 70 Jahre währenden Menschenleben. Wen wundert es da, dass die permanent aktive Blutpumpe bisweilen Abnutzungserscheinungen und Defekte aufweist. Laut Berichten der Weltgesundheitsorganisation WHO resultierten über 30 Prozent der weltweiten Todesfälle im letzten Jahr aus Herz- und Gefäßkrankheiten - das sind fast 17 Millionen tödliche kardiovaskuläre Störungen. Immer wieder angeführte Hauptursachen sind die üblichen "Zivilisationsfaktoren" wie Stress, Rauchen, zu fettes Essen, damit einhergehendes Übergewicht oder Bluthochdruck. Aber auch genetische Disposition oder Virusinfektionen können Herzerkrankungen verursachen. Hier eine Liste der am häufigsten verbreiteten Kardiopathien:
Koronare Herzkrankheit:
Der Herzmuskel wird über die Koronararterien, die Herzkranzgefäße, mit Blut versorgt. Während des natürlichen Alterungsprozesses des Menschen können diese Arterien durch Ablagerungen enger werden und bei einer krankhaften Veränderung zur Arteriosklerose werden. Arteriosklerotische Verengungen an den Herzkranzgefäßen nennt man "Koronarstenosen" - sie bewirken eine verminderte Durchblutung des Herzmuskels und damit einen Nähr- und Sauerstoffmangel des Herzes. Schmerzen in verschiedenen Körperregionen sind häufig ein Hinweis auf diese Form der Sauerstoffinsuffizienz.
Angina Pectoris:
Die Symptome der Angina Pectoris sind sehr unterschiedlich und führen immer wieder zu Fehlinterpretationen. Bauch- und Rückenschmerzen können ebenso dazu gehören wie Schmerzen in der Brust, die bis in die Schulter, den Arm oder die Hand ausstrahlen. Atemnot und ein Ziehen in der Herzgegend sind erste Anzeichen für eine Angina Pectoris - häufig lösen diese Signale Panikgefühle und Todesangst bei den Betroffenen aus. Angina Pectoris tritt abhängig (stabile Form) oder unabhängig (instabile Form) von körperlicher Anstrengung auf. Die instabile Form nimmt an Häufigkeit und Intensität zu und endet nicht selten mit einem Herzinfarkt.
Herzklappendefekte:
Die Herzklappen sind verantwortlich für die Steuerung des Blutstroms innerhalb des Herzens und der Arterien in nur eine Richtung. Wenn ein Kammer "verklebt" und sich nicht mehr richtig öffnen kann, ist ihre vollständige Leerung gefährdet. Es entsteht eine Klappenstenose, eine Verengung, die sowohl die beiden Segel- (Mitral- und Trikuspidalklappen) als auch Taschenklappen (Aorten- und Pulmonalklappe) betreffen kann. Bei einer Klappeninsuffizienz ist die Klappe undicht - das Blut fließt zurück in die falsche Kammer. Manchmal ist eine Klappe sowohl zu eng als auch undicht. Ursache für Erkrankungen der Herzklappen können angeborene Fehlbildungen oder Krankheiten wie das Rheumatische Fieber sein, das über fünf oder mehr Jahre die Herzklappen zerstört und zum Tod der Erkrankten führt.
Herzinfarkt:
Seinen Status als typische Manager-Krankheit hat der Herzinfarkt bereits verloren. Zwar sind Männer immer noch häufiger davon betroffen als Frauen - die Zahl der weiblichen Patienten nimmt aber stetig zu. Hervorgerufen wird der Herzinfarkt durch einen Blutpfropf (Thrombus), der eine Koronararterie verschließt. Häufig ist ein verengtes Herzkranzgefäß der Grund für die Undurchlässigkeit. Die dahinter liegenden Regionen des Herzmuskels werden dabei nicht mehr mit Blut versorgt. In den ersten Stunden nach einem Infarkt kann der Thrombus noch mit Hilfe von Medikamenten aufgelöst werden. Eine sofortige Behandlung ist deshalb besonders wichtig - Angehörige und der Kranke sollten die Symptome genau kennen. Schmerzen in der Brust, beiden Armen, zwischen den Schulterblättern, in Hals oder Unterkiefer sowie im Oberbauch können ebenso Signal sein wie ein Brennen im Brustkorb oder hinter dem Brustbein. Den Symptomen der Angina Pectoris ähnlich sind Angstgefühle angesichts von Atemnot und starkem Druck auf der Brust. Der Kranke ist blass und verändert seinen Gesichtsausdruck oft bis zur völligen Fremdheit. Kreislaufzusammenbruch mit und ohne Ohnmacht sind keine Seltenheit. In jedem Fall gilt: Immer sofort den Notarzt rufen! Jede Minute ist kostbar und kann Leben retten.
Herzschwäche:
Bei einer Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, verliert das Herz langsam an Kraft und pumpt nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf. Man unterscheidet zwischen Rechts- und Linksherzinsuffizienz. Erstere bezeichnet das Unvermögen der rechten Herzkammer, den Lungenkreislauf mit der erforderlichen Menge Blut zu versorgen. Da jedoch fortwährend Blut aus dem Körperkreislauf am rechten Herzen ankommt, weil die linke Herzkammer beständig weiter arbeitet, staut sich das Blut im Bauch, in der Leber oder sogar den Beinen. Bei einer Linksherzinsuffizienz staut sich auf Grund der fehlenden Leistung der linken Herzkammer das Blut in den Lungen. Eine beginnende Herzschwäche ist nur per Elektrokardiogramm (EKG) zu erkennen. Bei der Therapie steht die Behandlung der Grunderkrankung, wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder erhöhter Blutdruck (Hypertonie), im Vordergrund. Im Normalfall werden Medikamente verordnet, die das Herz stärken oder entlasten sowie durch entwässernde Wirkung unterstützen können.
Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien):
Man unterscheidet drei Arten von Herzmuskelerkrankungen:
1.) Die Myokarditis ist eine Entzündung der Herzmuskulatur, die durch Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden kann. Mit Hilfe von Medikamenten müssen eventuelle Krankheitserreger abgetötet werden, sonst drohen akutes Herzversagen oder chronische Herzschwäche.
2.) Bei der hypertrophischen Kardiomyopathie ist Muskulatur zumeist der linken Herzkammer so stark verdickt, dass der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Medikamente können langfristig eine Rückbildung der Muskeldicke unterstützen. In schwer wiegenden Fällen wird das übermäßig vergrößerte Gewebe operativ entfernt.
3.) Eine dilatative Kardiomyopathie schwächt den Herzmuskel so sehr, dass er sich aufbläht, um seine mangelnde Leistung zu kompensieren. Der Herzmuskel wird zunehmend dicker, die Krankheitssymptome gleichen denen der Herzschwäche. Die erweiterten Kammern können Blutgerinnsel hervorrufen, die wiederum Embolien auslösen. Um die oft schnelle Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Patienten aufzuhalten, lässt sich eine Herztransplantation häufig nicht vermeiden.
Herzrhythmusstörungen:
Ist der normale Rhythmus des Herzschlages gestört, kommt es zu Unterbrechungen oder zusätzlichen Herzschlägen, die man als Herzrhythmusstörungen bezeichnet. Als Auslöser kommen sowohl Mineralstoffmangel, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, Herzmuskelentzündungen sowie Herzklappenfehler oder hormonelle Störungen der Schilddrüse in Frage. Bei der Tachykardie schlägt das Herz zu schnell. Der Puls steigt auf über 100 Schläge pro Minute, Herzrasen und -jagen treten anfallsartig auf. Bei Kammerflimmern kann die Herzkammer bis zu 300 Mal in der Minute schlagen. Die Muskulatur zieht sich so schnell zusammen, dass kaum noch Blut in den Kreislauf gelangt. Mit so genannten "Defibrillatoren" wird der Herzschlag durch einen Stromschlag unterbrochen. Als Vorhofflimmern bezeichnet man die Unregelmäßigkeiten im linken Vorhof des Herzens. Die Bradykardie hingegen bedeutet ein zu langsames Schlagen des Herzens - unter 60 Schlägen in der Minute. Der als "natürlicher Schrittmacher" bezeichnete Sinusknoten, ein Nervengeflecht am rechten Vorhof des Herzens, sendet in langsamer Folge Impulse aus.