Studienfächer erklärt Was ich als Erstsemester gern über Anglistik gewusst hätte

In der Reihe »Studienfächer erklärt« stellen wir die 30 beliebtesten Studienfächer in Deutschland vor – von Betriebswirtschaftslehre auf Platz 1 bis Wirtschaftsrecht auf Platz 30. Wie viele Studierende an deutschen Hochschulen in welchem Fach eingeschrieben sind, ermittelt das Statistische Bundesamt einmal im Jahr . Unser Ranking bezieht sich auf die Zahlen für das Wintersemester 2019/2020, die beiden Fächer »Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt« und »Wirtschaftsingenieurwesen mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt« haben wir zusammengefasst.
Absolventinnen und Absolventen der Anglistik haben selten einen vorgezeichneten Berufsweg, mit ihrem Studium qualifizieren sie sich für viele Richtungen. Sie arbeiten zum Beispiel im Journalismus, in Verlagen, Museen oder mit Lehramtsqualifikation auch an Schulen. Was sie verbindet: ihre Begeisterung für nordamerikanische und britische Literatur, Kultur und Sprache.
Jacob Richter, 24, studiert im Bachelor Anglistik auf Lehramt an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er erklärt, was ihn an seinem Studium begeistert, wie man auch außerhalb der Seminare Sprachpraxis bekommt und was dabei hilft, das Lesepensum zu bewältigen.
Die Entscheidung für Anglistik
»Ich wollte vor allem Gymnasiallehramt studieren, die Fächer waren erst einmal zweitrangig. Nach dem Abitur habe ich ein FSJ als Lehramtsassistent an einer englischen Schule in Thailand gemacht und dort gemerkt, dass ich später nicht nur in Deutschland arbeiten will. Da bot sich das Anglistikstudium an.
Außerdem lese ich gern. Das kommt einem natürlich zugute, wenn man eine Sprachwissenschaft studiert.«
Formale Voraussetzungen für das Anglistikstudium:
Anglistik wird hauptsächlich an Universitäten gelehrt . Dort braucht man in der Regel die Allgemeine Hochschulreife, um zugelassen zu werden; gegebenenfalls genügt auch die Fachgebundene Hochschulreife. In manchen Fällen wird Anglistik als Kombinationsbachelor mit einem weiteren Fach angeboten.
Die meisten Studiengänge sind zulassungsfrei . An fast allen Universitäten wird aber ein Nachweis über ausreichende Englischkenntnisse verlangt , etwa ein aktueller IELTS- oder TOEFL-Test.
Neben Anglistik kann man auch Amerikanistik studieren . Anglistik legt den Schwerpunkt auf Literatur und Kultur aus dem britischen Raum, Amerikanistik auf die aus Nordamerika.
Was man sonst noch mitbringen sollte: Anglistik ist eine Sprachwissenschaft – man muss also nicht nur viel lesen, sondern sich auch mit Sprachtechniken und Grammatik auseinandersetzen. Wer Anglistik studiert, muss die Sprache in ihre Einzelteile zerlegen. Darauf sollte man Lust haben.
Inhalt und Aufbau des Studiums
»Ich studiere zwar auf Lehramt, habe aber dieselben Vorlesungen und Seminare wie die anderen Studierenden. Im Anglistikstudium gibt es drei Stränge: Linguistik, Literatur und Kultur sowie Sprachpraxis, die auch akademisches Lesen und Schreiben einschließt. Schwerpunkte auf einen dieser Stränge kann man leider nur bedingt setzen: Es gibt festgelegte Credits, die man in jedem Bereich erreichen muss. Das sollte man sich vorher klarmachen. An der Uni Kiel muss man außerdem Kurse aus der Anglistik und der Nordamerikanistik belegen. Mir persönlich hat bisher Amerikanistik mehr Spaß gemacht, das kann aber auch schlicht an den Dozierenden gelegen haben.
Im ersten Studienjahr haben wir noch einige Klausuren geschrieben, später dann vor allem Hausarbeiten. Spätestens ab da mussten wir also eigenständig arbeiten. Das fällt mir manchmal immer noch schwer, ich bin nicht der strukturierteste Student.
Auch das Lesepensum schafft man nur, wenn man sehr eigenverantwortlich arbeitet. In den Literaturseminaren liest man in zwölf Sitzungen oft zehn Bücher. Es ist okay, wenn man für solche Seminare Texte mal nur überfliegt. Grundsätzlich würde ich aber empfehlen, Markierungen und Notizen zu machen – sonst hat man bis zur nächsten Sitzung alles vergessen.«
Typische Pflichtmodule: Studierende der Anglistik müssen die Teilbereiche Linguistik, also Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Sprachpraxis abdecken. Beispiele für Module in diesen Bereichen sind: Applied Linguistics, British Social and Cultural Studies, English Language Training, oder – mit Amerikanistik-Schwerpunkt – American Studies.
Einen Muster-Studienverlauf gibt es zum Beispiel auf der Website der Uni Stuttgart .
»Man muss nicht schon vorher perfekt Englisch sprechen, um das Studium zu überstehen. Es hilft schon, wenn man sich angewöhnt, ab und zu Serien auf Englisch zu schauen oder Bücher auch in der Freizeit auf Englisch zu lesen. Das Beste ist aus meiner Sicht, Kontakt zu Menschen zu suchen, deren Muttersprache Englisch ist. Das International Center der Uni Kiel bietet ein sogenanntes Study-Buddy-Programm an, darüber habe ich eine Studentin aus den USA kennengelernt.
Sprachpraxis muss man sich in jedem Fall selbst antrainieren. In den Sprachpraxismodulen wird natürlich gesprochen, für meinen Geschmack aber einfach zu wenig. Mein Auslandsaufenthalt vor dem Studium hat mir da auf jeden Fall geholfen. Außerdem habe ich ein Erasmussemester in Griechenland gemacht, im englischsprachigen Ausland waren die Plätze leider schnell vergriffen. Wegen der Coronakrise war ich aber nur drei Wochen vor Ort, danach habe ich alle Kurse von Deutschland aus digital besucht.«
Berufsaussichten nach dem Studium
»Ich bin jetzt im siebten Semester. Theoretisch könnte ich schon fertig sein mit dem Bachelor, die Regelstudienzeit liegt bei sechs Semestern. Ich kann aber nur empfehlen, sich selbst keinen zu großen Druck zu machen und um jeden Preis die Regelstudienzeit einhalten zu wollen. Und vor allem die vielen Möglichkeiten für Auslandspraktika und -projekte zu nutzen, etwa über Erasmus oder den DAAD.
Durch das Lehramtsstudium habe ich auf jeden Fall einen guten Plan in der Tasche. Am Ende erhalte ich aber auch einen vollwertigen Bachelorabschluss in Anglistik, damit könnte ich später in alle möglichen anderen Bereiche gehen – zum Beispiel in den Journalismus.«
Branchen und Gehälter:
Für Anglistik-Studierende gibt es, wie in den meisten Geisteswissenschaften, kein klares Berufsbild . Ein Bachelorabschluss in Anglistik kann zum Beispiel die Grundlage für einen Einstieg in den Journalismus, die Öffentlichkeitsarbeit, ins Lektorat eines Verlags oder in die Erwachsenenbildung sein. Eine Spezialisierung durch einen Master ist oft sinnvoll. Alternativ kann Anglistik Teilfach eines Lehramtsstudiums sein; Absolventinnen arbeiten danach zum Beispiel als Englischlehrerinnen an Schulen.
Absolventinnen und Absolventen geisteswissenschaftlicher Fächer verdienen laut StepStone-Gehaltsreport durchschnittlich 35.575 Euro brutto im Jahr. Mit rund 37.000 Euro bekommen sie im Öffentlichen Dienst und bei Verbänden am meisten Gehalt, in Werbung, PR und Marketing sind es knapp 34.000 Euro.