Kochen ohne Kohle
Urlaub für die Geschmacksknospen: Peanutbutter-Garlic-Noodles für 2,80 Euro
Kein Geld, keine Zeit, keine Lust? Dann aufgepasst: Dieses asiatische Gericht ist fast schon kriminell einfach und lässt so mehr Zeit für die schönen Dinge. Träumen zum Beispiel.
Die einzigen Palmen, die ich dieses Jahr sehen werde, sind auf diese Serviette gedruckt
Foto:
Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Während ich die Tüte mit den Einkäufen für diese Kolumne nach Hause trage, weht mir Schnee ins Gesicht. Wer noch nie in Hamburg war, weiß vielleicht nicht, dass der hier weniger ein Zeichen von weiß leuchtender Winterromantik ist, sondern vor allem von grauem Matsch, grauem Himmel und grauen Gesichtern. Bitte was, das habe ich schon über den Herbst behauptet? Tut mir leid, ich komme in letzter Zeit wenig raus. Und der nächste Urlaub ist aus naheliegenden Gründen nicht absehbar. Obwohl...
Um dem Pandemonium kurz zu entfliehen und meinem Kopf eine Auszeit zu gönnen, gibt es zu Hause (nach einer warmen Dusche) das absolute Gegenprogramm zum grauen Hamburger Winter: ein leuchtend buntes Sommergericht mit knackigem Gemüse und südostasiatischen Aromen, das in nur fünfzehn Minuten fertig ist und obendrein in nur einem Topf zubereitet wird. Cremige Erdnussbutter trifft darin auf frischen Ingwer, würzigen Knoblauch und dampfende Nudeln. Ein echter Urlaub für die Geschmacksknospen. Und dankbar wenig Abwasch.
Kochen ohne Kohle
Bafög oder Azubi-Gehalt sind schon wieder fast aufgebraucht? Der Obstkorb beim unbezahlten Agentur-Praktikum war geräubert? Und bitte nicht schon wieder Pizza-Toast? Alles kein Problem: In dieser Kolumne zeigt SPIEGEL-Redakteur und Hobbykoch Sebastian Maas, wie man trotz Flaute auf dem Konto leckere und besondere Gerichte zaubern kann. Dabei gibt es nur zwei Regeln:
Eine Portion darf maximal so viel kosten wie ein Essen in der Mensa, also 3 Euro.
Teure Spezialgeräte und kaum aufzutreibende Zutaten sind tabu.
Vorweg: Mir ist es prinzipiell sehr wichtig, die kulturellen Wurzeln von Gerichten nicht zu verwässern oder irgendetwas als meine Idee zu verkaufen, das nicht meine Idee war. Ähnliche Nudelgerichte mit Erdnusssoßen kann man in Indonesien oder auf den Philippinen essen; bei Instagram kann man der Lebensmittelfotografin Allie Tong aus San Francisco bei der Zubereitung eines solchen Rezepts zusehen.
Gleichzeitig möchte ich Menschen mit wenig Einkommen die Möglichkeit geben, sich mal etwas Abwechslung zu gönnen – und das bedeutet eben manchmal auch, nicht alles genau wie im Original nachzukochen. Für dieses Rezept könnte man zum Beispiel Udon-Nudeln oder breite Reisnudeln aus dem Asiamarkt verwenden, ebenso eignet sich aber italienische Hartweizenpasta. Und auch beim Essig und Öl will ich keine Vorschriften machen: Wer kann, nimmt geröstetes Sesamöl und Reisessig. Wer nur Rapsöl und Weißweinessig hat, dem wird es zwar anders, aber trotzdem gut schmecken. Und selbst wer eine oder zwei der Gemüsesorten durch (günstigeren) fein gehackten Rot- oder Weißkohl ersetzt, wird seine Freude an dem Gericht haben.
Das ist (leider) keine kleine Flasche Rum, sondern Sesamöl. In den Schälchen befinden sich außerdem Honig, Sojasoße mit Essig, Erdnussbutter und Chilisoße
Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Was braucht man für zwei Portionen?
200 Gramm lange, getrocknete Hartweizenpasta, z. B. Linguine oder Spaghetti – oder 400 Gramm frische Udon-Nudeln
2 kleine Möhren
1/2 Salatgurke
1 rote oder gelbe Paprika
Für die Soße:
4 gehäufte Esslöffel Erdnussbutter mit Stückchen
2 Zehen Knoblauch
2 Esslöffel Sojasoße
2 Esslöffel Öl (am besten Sesamöl)
2 Esslöffel Essig (am besten Reisessig)
2 Esslöffel Chilisoße (eher Sriracha als Tabasco)
2 Esslöffel Wasser
1 daumengroßes Stück Ingwer
1 Esslöffel Honig, Agavendicksaft oder Zucker
Für die Garnitur:
2 Lauchzwiebeln
2 Teelöffel Sesamsaat
1/2 Limette
Okay, zugegeben, die Zeit, die man beim Kochen spart, geht wahrscheinlich für die ein oder andere Expedition beim Einkaufen drauf. Im Discounter bekommt man die wichtigsten Zutaten mehrmals im Jahr bei den Asien-Themenwochen. Ansonsten gibt es in der Regel auch bei regulären Supermärkten alles, was man benötigt.
Was kostet das?
Das hängt davon ab, wo man einkauft. Wer die Asien-Themenwochen verpasst hat und in den regulären Supermarkt muss, reizt den Kochen-ohne-Kohle-Kostenrahmen ziemlich aus und landet bei 2,80 Euro pro Portion. Immer noch günstiger als essen zu gehen oder in die Ferien zu fliegen.
Wie lange dauert das?
Nur 15 Minuten!
So macht man cremige Peanutbutter-Garlic-Noodles
Manche könnten mich für einen faulen Hund halten (vielleicht hätten sie recht), aber dieses Rezept ist wirklich unfassbar einfach. Und da heute Entspannung Sinn der Übung ist, sehe ich keinen Sinn darin, hier irgendwen mit langwierigen Ausführungen zu langweilen. Deshalb:
In einem großen Topf Wasser zum Kochen bringen – es ist wichtig, dass der Topf groß ist, weil darin später alle Zutaten verrührt werden.
Knoblauch und Ingwer reiben, pressen oder sehr fein hacken und mit den restlichen Zutaten der Soße (Erdnussbutter, Essig, Öl, Honig, Soja- und Chilisoße sowie Wasser) vermengen. Bitte keinen Pürierstab nutzen, sonst gehen die leckeren Erdnuss-Stückchen verloren. Wirkt die Soße jetzt noch zu dickflüssig, später einfach etwas Nudelwasser zugeben.
In Ermangelung eines besseren Wortes: Die Soße muss »schlotzig« sein!
Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Karotten, Paprika und Gurke waschen; Paprika und Gurke entkernen. Alles in je etwa fünf Zentimeter lange und ein Zentimeter breite Streifen schneiden. Noch einfacher geht es mit einer Reibe, dann fehlt aber später das knackige Element. Die Lauchzwiebel ebenfalls waschen, schräg in Streifen schneiden und für die Garnitur bereitstellen.
Anschließend die Pasta nach Packungsanleitung kochen. Udon-Nudeln brauchen nur drei Minuten, Spaghetti acht bis zehn.
Ist die Pasta fertig, gießt man sie ab und fängt einen Teil des Kochwassers auf. Danach die Nudeln mit der Erdnussbutter-Soße und den Gemüsestreifen wieder in den Topf geben und kurz verrühren. Es soll nichts mehr gekocht werden, nur gerade so vermengt, dass die Soße die Nudeln umschließt und etwas Wärme aufnimmt. Falls sich die Erdnusspaste noch immer störrisch gibt, kann bei Bedarf alles mit etwas aufgefangenem Nudelwasser verdünnt werden.
Die großen Gemüse-Sticks und die klebrigen langen Nudeln lassen sich ideal mit Stäbchen essen
Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Anschließend auf einem Teller anrichten, mit Lauchzwiebel, Limette und Sesam garnieren und sofort genießen – bevor die Nudeln die ganze Soße geschluckt haben. Dann noch ein YouTube-Video mit Wellenrauschen anschmeißen und den Rest der Mittagspause vom Strand träumen.
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Die einzigen Palmen, die ich dieses Jahr sehen werde, sind auf diese Serviette gedruckt
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Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Das ist (leider) keine kleine Flasche Rum, sondern Sesamöl. In den Schälchen befinden sich außerdem Honig, Sojasoße mit Essig, Erdnussbutter und Chilisoße
Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
In Ermangelung eines besseren Wortes: Die Soße muss »schlotzig« sein!
Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
Die großen Gemüse-Sticks und die klebrigen langen Nudeln lassen sich ideal mit Stäbchen essen