Zwischen Wäscheständer und Geigenfeige So machen wir jetzt Uni

Die Hochschulen sind dicht, Studierende sitzen seit mehr als einem Jahr im Homeoffice. Acht von ihnen zeigen, wie sie auf beengtem Raum lernen – und erzählen, was sie hoffen lässt.
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Hala Al-Sadi, 24, studiert »Journalismus, Medien und Globalisierung« auf Master in Aarhus, Dänemark, und an der Universität Hamburg

»Im ersten Semester waren wir an der Universität in Aarhus, dort lief noch alles verhältnismäßig normal ab. Einige Vorlesungen hatte ich vor Ort und ich konnte meine Kommilitoninnen kennenlernen. Davon profitiere ich jetzt hier in Hamburg sehr. Klar vermisse ich es, ein soziales Leben zu haben und die Stadt zu erkunden. Aber es hilft schon, die Menschen hinter der Kamera zumindest persönlich zu kennen. ...

Foto: Philipp Reiss / DER SPIEGEL
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... Für mich ist es eine große Herausforderung, zu Hause zu arbeiten. Lieber sitze ich in einem Café oder in der Bibliothek und lasse mich von der Energie der anderen Menschen dazu animieren, selbst fokussiert zu arbeiten. Im Moment hilft es mir, alle Gedanken aufzuschreiben, die mich vom Studium ablenken – über einen Artikel, den ich gelesen habe, über die Zukunft nach dem Studium. Dann kann ich diese Gedanken ziehen lassen und weiterarbeiten.«

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Bekhan Zubajraev, 24, studiert Modedesign an der Akademie für Mode, Design, Kommunikation und Management in Hamburg

»Mein Studium hat einen großen Praxisanteil, wir haben zum Beispiel Näh- und Schnittunterricht. Beides aus der eigenen Wohnung zu lernen, ist echt eine Herausforderung. Aber unsere Hochschule macht das prima! Die Dozierenden haben drei, vier Kameras installiert, damit man ihre Arbeit aus jeder Perspektive beobachten kann. Einige meiner Kommilitonen arbeiten auch nach vorheriger Anmeldung an den Nähmaschinen in der Hochschule, ich habe mir eine eigene für zu Hause gekauft. ...

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... Im Moment entwerfe ich Bauchtaschen , zum Beispiel aus altem PVC-Boden. Inspirieren lasse ich mich von Open-Air-Festivals und ihren Besuchern, diesen schönen Momenten, wenn Leute zusammenkommen, tanzen, glücklich sind – ich vermisse das so sehr. Um Geld zu verdienen, arbeite ich eigentlich nebenbei bei einer großen Modekette in der Innenstadt. Ich hoffe so, dass das bald wieder möglich ist.«

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Janka Bareis, 19, studiert Geografie an der Universität Hamburg

»Meine mündliche Abiturprüfung hatte ich am letzten Tag vor dem Shutdown im vergangenen März. Danach wollte ich eigentlich mit einem Interrail-Ticket durch Europa reisen und als Au-pair arbeiten. Weil das nicht möglich war, habe ich mich spontan für ein Studium eingeschrieben. Ich bin froh, dass ich in einer Vierer-WG wohne, so fühle ich mich nicht allein. ...

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... Meine Kommilitonen kenne ich mittlerweile auch ganz gut. Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, und irgendwann habe ich angefangen, einzelne Leute anzuschreiben und mit ihnen spazieren zu gehen. Ein paar Vorlesungen haben wir per Livestream, andere gibt es als Podcast. Sie haben den Vorteil, dass man zwischendurch auf Pause drücken kann, um etwas zu googeln.«

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Margarita Krykhovetska, 27, studiert Medien und Information an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg

»Ich habe mich zu Hause eingerichtet wie in einem Büro – mit extra großem Bildschirm und eigener Tastatur. Meine beiden Katzen kommen ab und zu vorbei, und ich muss aufpassen, dass sie nicht auf die Tasten springen. Insgesamt habe ich hier aber mehr Ruhe als in der Uni. Ich kann mir Tutorials angucken und super programmieren. ...

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... Im vergangenen Semester ist mir aber ein Fehler unterlaufen. Es ging um die Erstellung einer Datenbank, und ich habe die Beziehung zwischen zwei Tabellen falsch definiert. Mit Sicherheit wäre das nicht passiert, wenn unser Dozent im Raum gewesen wäre und zwischendurch auf meinen Bildschirm geguckt hätte.«

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Badrieh Wanli, 31, studiert Deutsch und Kunst auf Lehramt an der Hochschule für bildende Künste und an der Universität Hamburg

»Ich habe zwei Kinder, mein Sohn ist fünf, meine Tochter zwei Jahre alt. Mein Freund arbeitet als selbstständiger Kameraassistent. Dass er zu einem Dreh muss, erfährt er oft sehr spontan. Es gibt Tage, an denen er die Kinder betreuen und ich mich ganz aufs Studium konzentrieren kann, an anderen muss ich wissenschaftliche Texte durcharbeiten und parallel ›Pettersson und Findus‹ gucken. ...

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... Wenn die Kinder spielen, herumrennen oder an mir hängen, ist an Studieren nicht zu denken. Gerade arbeite ich vor allem abends und nachts, manchmal ziehe ich mich an den Schreibtisch in meinem Atelier zurück. Ich schlafe kaum, vor allem wenn ich wie im vergangenen Semester sechs Hausarbeiten schreiben muss – so viele waren es noch nie. Meine Akkus sind leer.«

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Jan Flemming, 28, studiert Geografie auf Lehramt an der Universität Hamburg

»Mir kommt der Shutdown ehrlich gesagt gerade sehr entgegen. Im Juni werde ich Vater und will deshalb jetzt schnell mit meinem Bachelor fertig werden. Früher ging fast eine Stunde für die Fahrt zur Uni und zurück drauf, außerdem hatte ich zwischen Vorlesungen und Seminaren auch mal zwei Stunden Pause – vergeudete Zeit. Jetzt nutze ich die für den Haushalt. ...

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... Mein Nebenjob in einer Pizzeria ist weggefallen, auch dadurch habe ich mehr Zeit. Das Gute: Im ersten Shutdown gab es dank meines netten Chefs volles Gehalt, nun bin ich auf 100 Prozent Kurzarbeit und bekomme 80 Prozent, aber eben leider kein Trinkgeld.«

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Alena Borg, 22, studiert Musik an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg

»Ich bin sehr froh, meine Instrumente als Ausgleich zu den Onlinevorlesungen zu haben. Ich schaue nicht den ganzen Tag auf einen Bildschirm, das ist ein großes Privileg. Bei uns findet auch noch Präsenzunterricht statt: In Klavier und Gesang werde ich von jeweils einem Dozenten unterrichtet – auf Abstand, mit einer großen Plastikscheibe zwischen uns. ...

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... Unter normalen Umständen gibt es am Ende jedes Semesters ein Abschlusskonzert, das fällt natürlich weg. Weil generell gerade keine Konzerte und Festivals stattfinden, lasse ich mich auch weniger vom Studium ablenken. Das ist gut und schlecht zugleich.«

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Arndt Steinacker, 31, studiert Soziale Arbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg

»Corona hat dazu geführt, dass viele ihren Alltagstrott hinterfragt haben. Wie viel Raum sollen Studium und Arbeit wirklich einnehmen? Ich betreibe ein eigenes Café, das trotz Shutdown gut angenommen wird. Meine Freundin und ich haben unsere Prioritäten trotzdem verschoben – weg vom Lern- und Arbeitsstress. ...

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... Seit letztem Jahr haben wir einen Hund. Weil wir jetzt beide von zu Hause aus studieren, haben wir auch genug Zeit für ihn. Ich bin sehr glücklich, die beiden um mich zu haben, gerade in einer Zeit, in der sich viele einsam fühlen. Ich kenne ein paar Leute, die sich in der Krise getrennt haben. Uns hat Corona noch enger zusammengeschweißt.«

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