Was macht eigentlich eine Diversity Managerin?

Lisa erklärt, wie ihr Alltag aussieht.
Von Korinna Kurze

Dieser Beitrag wurde am 03.11.2019 auf bento.de veröffentlicht.

Berufe so erklärt, dass auch deine Eltern sie verstehen

Als wir klein waren, fragten unsere Eltern, was wir werden wollen. Feuerwehrmann vielleicht? Oder Lehrerin? Traditionsberufe, unter denen sich jeder etwas vorstellen kann. Nun haben wir Berufe mit Namen wie Data Scientist oder Junior SEO Analyst. Und unsere Eltern fragen ratlos: Was machst du eigentlich? In dieser Reihe erklären wir es ihnen.

Lisa Waloschik, 32, arbeitet als Diversity Managerin in einem großen internationalen Handelsunternehmen.

bento: Lisa, was sagen deine Eltern zu deinem Beruf?

Lisa Waloschik: Als ich meinen Eltern die traditionellen Begriffe genannt habe, machte das meinen Job für sie verständlicher: Schon früher gab es Frauen-, Gleichstellungs- oder Inklusionsbeauftragte. Als Diversity Managerin vereine ich das alles in einer Person.

bento: Und was machst du genau?

Lisa: Ich arbeite in der Personalabteilung eines großen internationalen Handelsunternehmens. Ich schaue mir an, wer eigentlich bei uns arbeitet, und ob unsere Mitarbeiter*innen alle ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Ein paar Beispiele: 

  • Ich frage mich: Kommen Rollstuhlfahrer*innen im Unternehmen überall hin? Wenn nicht: Können wir Türöffner installieren? Die helfen Menschen mit Behinderung, aber auch Besuchern mit Kinderwagen.
  • Außerdem schaue ich, welche Ethnien bei uns im Haus vertreten sind. Sie bringen Sprach- und Kulturkenntnisse mit, die uns bei der Erschließung neuer Märkte helfen könnten.
  • Und dann kümmere ich mich um die Anliegen von Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen: Ich bin selbst homosexuell, darum betrifft mich das auch direkt. Die Marketingabteilung könnte zum Beispiel diese Mitarbeiter*innen fragen, wie sie in Kampagnen angesprochen werden wollen. 

Warum wir in diesem Text das Gender-* verwenden

Normalerweise gendern wir in unseren Texten, indem wir zunächst beide Formen verwenden, die männliche und die weibliche. Im Laufe des Beitrages wechseln wir dann, sodass Politikerinnen und Politiker, Erzieherinnen und Erzieher nebeneinander in unseren Texten vorkommen. Das erklären wir hier genauer

In diesem Fall haben wir uns ausnahmsweise für das Gender-* entschieden, weil sich Lisa in ihrem Beruf genau mit dieser gendergerechten Sprache auseinandersetzt.

bento: Und warum ist dein Job wichtig?

Lisa: Weil es um das Wohlbefinden der Menschen geht: körperlich und seelisch. Menschen fühlen sich am wohlsten, wenn sie sehen, dass ihr individuelles Potenzial erkannt, wertgeschätzt und gefördert wird. In einem heiß umkämpften Markt, in dem Fachkräftemangel herrscht, ist das wichtig.

bento: Wie kann ich mir einen typischen Arbeitstag von dir vorstellen?

Lisa: Ich sitze oft in Terminen und berate Abteilungen in Deutschland und anderen Ländern, an denen wir Standorte haben. Die Themen in solchen Meetings sind zum Beispiel: Wie wird unsere Führung diverser? Wie kommen mehr Frauen in höhere Positionen? Wie steigen Menschen nach der Elternzeit oder einer längeren Krankheit wieder in das Unternehmen ein? Wie erreichen wir im Unternehmen mehr Sensibilität für die Diversität der Menschen?

Ich erstelle oft Präsentationen und gebe Trainings. Ich erkläre, wie wichtig Diversität in Unternehmen ist, denn sie hilft dabei, die vielfältigen Bedürfnisse der Belegschaft, der Kundschaft und von Bewerber*innen zu verstehen.

bento: Was hast du gelernt, um Diversity Managerin zu werden? 

Lisa: Ich habe Kulturwirtschaft studiert. Es gab Vorlesungen zu BWL, Sprachen, Kulturraumstudien, interkultureller Kommunikation und Politik. 

Im Studium habe ich dann ein Seminar bei einer Mitarbeiterin vom Inistitut für Diversity Management  besucht, das unter anderem Diversity Manager*innen ausbildet und Unternehmen berät. Ich fand den Bereich so spannend, dass ich direkt nach dem Studium angefangen habe, freiberuflich für das Institut zu arbeiten. Auch die Ausbldung zur Diversity Managerin habe ich dort absolviert. Erst habe ich in diesem Job an der Uni gearbeitet.

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bento: Welche besonderen Fähigkeiten braucht man?

Lisa: Ich bin auch neben dem Job in der Aufklärungsarbeit sehr aktiv. Ich gehe zum Beispiel in Schulen und rede mit Schüler*innen über meine Sexualität. Auch dabei habe ich viel für meinen Job gelernt: Wenn ich selbst nicht offen bin, kann keiner meine Empfindungen und Ängste nachvollziehen. Als Diversity Manager*in muss man auch etwas von sich preisgeben und Perspektivwechsel ermöglichen. Man muss schwierige Gespräche mit Menschen führen, mit denen man vielleicht inhaltlich so gar nicht übereinstimmt.

bento: Du hast den Job ja schon aus mehreren Perspektiven erlebt. Ist er überall gleich oder unterscheidet er sich in anderen Unternehmen?

Lisa: Meine Aufgaben waren sehr unterschiedlich. An der Universität habe ich zum Beispiel ein Online-Portal zum Thema Diversity aufgebaut oder den Diversity-Tag organisiert, an dem verschiedene Unternehmen und Organisationen teilgenommen haben. Dort war ich viel operativer unterwegs und habe versucht, den Campus inklusiver zu gestalten – zum Beispiel mit "Toiletten für Alle" oder einem digitalem Blindeleitsystem.  

In meinem jetztigen Unternehmen geht es viel um Strategie und Konzepte, die für möglichst alle Länder gleich gut umsetzbar sind. Ich unterstütze andere Fachabteilungen und erkläre, wie sie diverser arbeiten können.

bento: Wie viel verdient man als Diversity Managerin?

Lisa: Auch da kommt es ganz darauf an, wo man angestellt ist. Handelt es sich um einen klassischen Personalposten, wird der je nach Unternehmen und Erfahrung ganz unterschiedlich bezahlt. Ich schätze, etwa 45.000 Euro pro Jahr als Festangestellte*r sind normal, aber nach oben hin ist alles offen.

bento: Macht der Job dir Spaß?

Lisa: Auf jeden Fall. Das muss er auch, denn der Job lebt davon, dass du andere Leute nicht nur mit Zahlen, Daten, Fakten erreichst, sondern auch mit deiner Persönlichkeit. Ich lebe Diversity beruflich und privat und hoffe, damit natürlich auch etwas Gutes für andere zu tun. 

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