Plötzlich Geld weg? So ärgerst du dich weniger darüber

Fahrrad geklaut, Waschmaschine kaputt – wie du große Ausgaben verkraftest.
Von Clemens Bomsdorf

Dieser Beitrag wurde am 03.01.2019 auf bento.de veröffentlicht.

Es passiert überall: vor dem Club, der Haustür, dem Sportverein, der Uni. Fast 1000 Räder werden in Deutschland geklaut, jeden Tag. Täglich ärgern sich junge Menschen, weil ihr mehr oder weniger geliebtes Fahrrad weg ist – und weil sie sich ein neues kaufen müssen.

Diese zwei Ansätze aus der Wirtschaftstheorie können helfen, den Schmerz etwas zu lindern – und für den nächsten Diebstahl finanziell besser gewappnet zu sein:

1. Sunk cost: Was weg ist, ist weg

In der Wirtschaftstheorie geht es hier normalerweise um Millionensummen, wenn nicht gar Milliarden. Aber das Prinzip der "versunkenen Kosten" lässt sich auf jede noch so kleine Summe anwenden.

Der Gedanke: Geld, das schon ausgegeben wurde und sich nicht wieder beschaffen lässt, sollte bei zukünftigen Entscheidungen keine Rolle spielen. Wenn ein Telekomkonzern bereits für zehn Milliarden Euro ein Handynetz aufgebaut hat, das weder verkauft, noch anderweitig genutzt werden kann, ist die Ausgabe nicht mehr relevant, wenn es darum geht, eine weitere Milliarde zu investieren.

Wenn sich das nicht lohnt, wird es nicht gemacht. "Aber wir haben doch schon so viel in dieses Projekt investiert" – dieses Argument zählt nicht. Denn sonst sind elf Milliarden futsch und das ist noch schlimmer.

Psychologen sehen das übrigens genauso: Sie plädieren dafür, nicht an einer Beziehung oder einem Job festzuhalten, nur weil man schon "so viel rein investiert" hat. Stattdessen sollen nur die Zukunftsaussichten gelten.

Für das gestohlene Fahrrad oder die kaputte Waschmaschine bedeutet das: Nicht aufregen, denn was weg ist, ist weg. Und: Beim Kauf von Ersatzwaschmaschine oder -rad sollte es keine Rolle spielen, was das kaputte oder gestohlene Objekt gekostet hat oder so alles konnte.

Was brauchst du jetzt? Nur diese Frage zählt. Kauf so ein, als ob du das Produkt zum ersten Mal kaufen würdest. Vielleicht ist das ja auch die Chance, endlich ein Rad in der richtigen Farbe oder eine supersparsame Maschine zu bekommen.

2. Diskontierung. Oder auch: Wie du dir den Schaden klein sparst

Unternehmer überlegen ständig, wo sie jetzt investieren könnten. Um die finanziell attraktivste Option zu wählen, fragen sie sich: Wie viel springt pro heute investierter 100 Euro langfristig heraus? Je mehr Geld in möglichst kurzer Zeit in die Kasse zurückfließt, desto besser. Schließlich kann dieses Geld früher erneut investiert werden – und wieder Gewinn abwerfen.

Was das mit dem gestohlenen Fahrrad zu tun hat?

Ganz einfach: Je seltener ein Rad gestohlen wird oder eine Waschmaschine kaputt geht, desto geringer ist letztlich der wirkliche Schaden. Denn 350 Euro, die ich in ein paar Jahren für ein neues Rad ausgeben muss, schmerzen mich weniger, als wenn ich die 350 Euro heute schon dafür benötige. Schließlich habe ich so die Möglichkeit die 350 Euro jetzt noch ein paar Jahre für mich arbeiten zu lassen.

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Angenommen Max wird alle sieben Jahre ein Fahrrad im Wert von 350 Euro gestohlen. Auch ohne Diskontierung entsteht Max nur ein Schaden von 50 Euro pro Jahr. (350 Euro geteilt durch 7 Jahre.) Wenn wir jetzt auch noch diskontieren, also berücksichtigen, dass eine bestimmte Summe, die ich in ein paar Jahren benötige, mich weniger schmerzt, als wenn ich sie jetzt benötige (schließlich hab ich noch Zeit zu sparen), dann reicht es, ab dem Kauf eines Fahrrades jeden Monat 3,50 bis 5 Euro zurückzulegen und schon ist nach sieben Jahren wieder genug Geld für ein neues Rad da. Somit ist jeder zugleich seine eigene Versicherung – nur ohne Bürokratie.

Okay, so ein Fahrradklau tut natürlich trotzdem weh, besonders, wenn man gerade pleite ist. Und trotzdem lindert dieser psychologische Trick vielleicht ein wenig den Schmerz. Und vielleicht ist der Gedanke auch ein Anreiz, ein paar Euro im Monat für solch unerwartete Ausgaben beiseite zu legen. Oder eben für ein besseres Schloss.

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