Kochen ohne Kohle Besser als basteln – drei günstige Weihnachts­geschenke aus der Küche

Von Apfelschnaps bis Knoblauch-Experiment: Diese leckeren Geschenkideen machen sich hervorragend unter dem Weihnachtsbaum – oder direkt auf der Tafel. Und das Beste: Sie kosten alle weniger als drei Euro.
Eine Kolumne von Sebastian Maas
Alles selbst gemacht – nur Geschenke verpacken kann ich nicht

Alles selbst gemacht – nur Geschenke verpacken kann ich nicht

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Im Studium fand ich Weihnachten gar nicht cool – und das lag vor allem am Hauptthema dieser Kolumne: dem Geld. Ja, einerseits freute ich mich darauf, durch den einen oder anderen Umschlag von Oma oder Patenonkel ein wenig finanziellen Stress loszuwerden. Doch was sollte ich im Gegenzug verschenken? Mit Mitte 20 müssen selbst gebastelte Mobiles oder Aschenbecher aus Ton wirklich gut sein, wenn man sich nicht für den Rest des Abends für die Wahl des geisteswissenschaftlichen Studiums rechtfertigen möchte.

Glücklicherweise geht Liebe durch den Magen und selbst Gekochtes ist deutlich einfacher zu zaubern als Kunsthandwerk. Mit meinen diesjährigen Geschenke-Tipps können deshalb auch Menschen ohne viel Geld ein paar nette Kostbarkeiten zum Fest verschenken. Die Bandbreite reicht von »schwer zu vermasseln« bis zu »experimentelles Fermentations-Projekt« – damit wirklich für jede:n etwas dabei ist.

»Kochen ohne Kohle«

Bafög oder Azubi-Gehalt sind schon wieder fast aufgebraucht? Der Obstkorb beim unbezahlten Agenturpraktikum war geräubert? Und bitte nicht schon wieder Pizzatoast? Alles kein Problem: In dieser Kolumne zeigt SPIEGEL-Redakteur und Hobbykoch Sebastian Maas, wie man trotz Flaute auf dem Konto leckere und besondere Gerichte zaubern kann. Dabei gibt es nur zwei Regeln:

  • Eine Portion darf maximal so viel kosten wie ein Essen in der Mensa, also drei Euro.

  • Teure Spezialgeräte sind tabu.

Alle Rezepte

Für alle, die sicher sein wollen, dass es schmeckt: einfacher Bratapfellikör

Dieses Rezept hätte ich eigentlich gern schon letztes Jahr vorgestellt. Da hier aber meine halbe Familie mitliest, wollte ich ihnen nicht die Überraschung verderben – schließlich lag der Likör am Ende unter dem Weihnachtsbaum. Er ist süffig und weihnachtlich, schmeckt tatsächlich aber auch noch im Sommer super und ist im Kühlschrank (ich habe es ausprobiert) ein Jahr haltbar. Zucker und Alkohol konservieren, zudem werden Saft und Flaschen vor dem Befüllen abgekocht.

Wer keine bezahlbaren Vanilleschoten bekommt, kann sie mit jeweils zwei Päckchen Vanillezucker (nicht Vanillin-Zucker) substituieren

Wer keine bezahlbaren Vanilleschoten bekommt, kann sie mit jeweils zwei Päckchen Vanillezucker (nicht Vanillin-Zucker) substituieren

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Das benötigt man für 1,5 Liter Likör:

  • 1,1 l naturtrüber Apfelsaft

  • 500 ml dunkler Rum

  • 100 g weißer Kristallzucker

  • 100 g brauner Rohrzucker

  • 1 Vanilleschote

  • 1 Zimtstange

  • Optional: je 1 Stück Sternanis und Nelke

  • Hilfreich: 1 Sieb, Trichter und 3 bereits abgekochte  0,5l-Glasflaschen

Wie lange dauert das?
Etwa 45 Minuten

Was kostet das?
Ich habe mit Mittelklasse-Rum und regionalem Apfelsaft knapp unter drei Euro pro Geschenkflasche bezahlt. Wenn man größere Mengen macht, wird es billiger.

So macht man Bratapfellikör:

Den Apfelsaft in einem Topf sanft aufkochen lassen, den Zucker einrühren. Die Vanilleschote längs halbieren und mit einem Messerrücken auskratzen, das Mark und die Schote zusammen mit den restlichen Gewürzen in den Topf geben. Für 25 Minuten auf niedriger Flamme köcheln und leicht reduzieren lassen, dann die Hitze abstellen. Nach zehn Minuten Abkühlzeit den Rum hinzugeben, noch einmal kräftig rühren und weitere fünf Minuten ziehen lassen.

Der Likör schmeckt auch warm hervorragend, er hat etwas von Apfelpunsch

Der Likör schmeckt auch warm hervorragend, er hat etwas von Apfelpunsch

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Die großen Gewürze wie Zimtstange und Anis sollten nicht mit in die Flaschen gefüllt werden, weil sie sonst zu bittere Aromen entwickeln. Also entweder alle Gewürze mit einer Schöpfkelle entfernen oder den Likör direkt durch ein Sieb in die sterilen Flaschen gießen. Diese gut verschließen und vor dem Trinken idealerweise zehn bis 14 Tage ziehen lassen. Der Likör schmeckt auch vorher schon – wird aber mit der Zeit noch leckerer. Anstelle von Apfelsaft kann man auch Birnensaft nehmen, dann wird es aber etwas teurer.

Für Angeber:innen: in Honig fermentierter Knoblauch

Zu Weihnachten wird ja gern Winter-Thematisches verschenkt, von selbst gemachten Lebkuchen-Pralinen über oben stehenden Likör bis hin zu tonnenweise Plätzchen. Das Blöde daran: Seit die Industrie schon ab dem Spätsommer Weihnachtssüßigkeiten ins Regal stellt, hat sich manche:r bereits im Oktober damit überfressen.

Nach Weihnachten darf es deshalb gern etwas anderes sein. Vielleicht ja dieses ungewöhnliche Würzmittel, das hervorragend zu gegrilltem Gemüse, Steaks oder Risotto passt. Auch für Marinaden, Dressings oder Dips kann man den karamellig-würzigen Knobi-Honig verwenden. Hartgesottene Ökos benutzen ihn sogar als Hausmittel gegen Erkältungen.

Wer das kulinarische Allzweckwerkzeug verschenken möchte, sollte allerdings früh anfangen. Oder den Beschenkten sagen, dass es sich um ein »Action-Geschenk« handelt. Weil der Knoblauch im Honig über die kommenden Tage und Wochen aktiv fermentiert, müssen die Gläser nämlich für mindestens zwei, besser aber sechs Wochen nach dem Ansetzen einmal pro Tag geschüttelt werden und ein Bäuerchen machen. Heißt: Man muss das Glas kurz öffnen, um entstandene Gase freizulassen.

Danach kann der Knoblauch im Kühlschrank aufbewahrt werden, um den weiteren Fermentationsprozess zu verlangsamen. Grundsätzlich kann man ihn aber auch bis zum kommenden Weihnachtsfest ziehen lassen. Er wird dann immer dunkler – und angeblich auch leckerer. Nächstes Jahr weiß ich mehr.

Knoblauch, Honig, Chili – wie passt das zusammen?

Knoblauch, Honig, Chili – wie passt das zusammen?

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Das benötigt man für fünf Gläser à 200 Gramm:

  • 5 Knollen Knoblauch

  • 600 ml flüssigen Honig (Wichtig: Es muss Roh-Honig sein, der nicht über 40 Grad erhitzt wurde.)

  • Optional: 2 TL Chiliflocken

  • 5 sterilisierte Marmeladengläser

Wie lange dauert das?

20 Minuten, plus 2 bis 20 Wochen Fermentationszeit

Was kostet das?

Je nach verwendetem Honig dürfte man bei einem Euro bis drei Euro pro Glas liegen.

So macht man in Honig fermentierten Knoblauch:

Den Knoblauch schälen. Bei solch großen Mengen kann es sich lohnen, einen Trick anzuwenden: Die Knollen durch festen Druck auf den Tisch aufbrechen, die pergamentartige Außenhaut mit der Hand entfernen und die harten Enden der Zehen abschneiden. Alle so präparierten Zehen nun in einen großen Behälter mit Deckel geben, etwa eine Plastikdose oder einen Topf. Den Deckel gut festhalten und den Behälter für 30 bis 60 Sekunden kräftig schütteln. Die meisten Zehen sollten ihre Haut nun verloren haben, bei den restlichen wird sie zumindest locker und somit einfacher zu entfernen.

Knoblauch schälen leicht gemacht: Die lockere Haut so abnehmen, die feste abschütteln

Knoblauch schälen leicht gemacht: Die lockere Haut so abnehmen, die feste abschütteln

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Die »nackten« Zehen in sterilisierte Gläser füllen, etwa ausgekochte Marmeladengläser – und zwar so, dass sie diese maximal bis zur Hälfte füllen. Dann die Gläser zu vier Fünfteln mit Honig auffüllen, damit alle Zehen ausreichend bedeckt sind und trotzdem noch etwas Raum im Glas ist. Wer mag, gibt die Chiliflocken hinzu. Bei Zimmertemperatur und nicht in der direkten Sonne für zwei bis 20 Wochen fermentieren lassen, dabei einmal am Tag schütteln und den Deckel öffnen. Nach einigen Tagen wird der Honig flüssig, weil er die Feuchtigkeit aus den Knoblauchzehen zieht; später wird er dunkel und immer intensiver im Geschmack.

Für alle, die am 24. noch kein Geschenk haben: Salzzitronen, die Gastro-Geheimwaffe

Wer gern die Kochbücher von Starkoch Yottam Ottolenghi studiert, findet darin regelmäßig Zutaten, die hierzulande nicht gerade einfach zu bekommen sind. Marokkanische Salzzitronen sind eine der bekanntesten. Ihre Schale und das salzige Fruchtfleisch werden in Dressings, Salaten oder als Ergänzung zu dunklen Soßen eingesetzt – und sogar in im Ganzen geschmorten Hühnchen . Beim Einzelhandel und online kosten die Zitronen aber gern mal zwölf bis 15 Euro pro 200-Gramm-Glas. Albern, denn man kann Salzzitronen extrem einfach selbst herstellen.

Man braucht nur Zitronen und Salz – die Orangen sind Deko

Man braucht nur Zitronen und Salz – die Orangen sind Deko

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Das benötigt man für drei Gläser Salzzitronen:

  • 3 Bio-Zitronen mit essbarer Schale

  • 6 EL Speisesalz

  • Heißes, nicht mehr kochendes Wasser zum Auffüllen

  • Optional: Gewürze und Deko, z.B. Orangenzeste und -Stückchen, Lorbeerblätter oder rosa Pfeffer

So macht man eingelegte Salzzitronen selbst:

Wichtig ist bei der Zubereitung vor allem, dass man sehr sauber arbeitet (saubere Hände, abgekochte Gläser) und möglichst schmale Gläser wählt. Wenn die Zitrone(n) sich darin kaum bewegen können, hat man alles richtig gemacht. Für meine Geschenke lege ich immer nur eine Zitrone mit einem Gewicht von etwa 150 Gramm in ein Glas mit maximal 300 Milliliter Füllvermögen ein.

Die Zitronen unter fließendem, heißem Wasser abspülen und gegebenenfalls abbürsten, damit sie richtig sauber sind. Die beiden Enden entfernen und die Zitronen kreuzweise so tief einschneiden, dass sie gerade noch zusammenhalten. Einen Esslöffel Salz in die Zitrone geben, dann kommt sie ins Glas. Gewürze oder Deko hinzugeben, pro Zitrone einen weiteren Esslöffel Salz ins Glas geben und dieses mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser auffüllen. Wer den Zitrusgeschmack intensivieren möchte, kann den Saft einer ausgepressten Zitrone oder Orange ins Glas geben, bevor es mit heißem Wasser gefüllt wird.

Das Glas gut verschließen und für mindestens zwei Wochen ziehen lassen, nach dem Abkühlen idealerweise im Kühlschrank. Am besten alle zwei bis drei Tage wenden, damit die Zitrone überall Kontakt zur Salzlake hat. Bei sauberer Zubereitung sollten die Zitronen im Kühlschrank mindestens zwei bis drei Monate halten.

Jetzt muss ich nur noch lernen, wie man Geschenke einpackt. Aber das ist vielleicht etwas für eine andere Kolumne.

Welche selbst gekochten Weihnachtsgeschenke legen Sie dieses Jahr unter den Baum (oder auf den Tisch)? Welche günstigen Rezepte retten Ihnen selbst an teuren Feiertagen die Stimmung? Schreiben Sie mir gern eine E-Mail , ich freue mich über Ihr Feedback und Ihre Tipps. Frohe Weihnachten!

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren