Sebastian Maas, DER SPIEGEL:
»Bock auf koreanische Drogeneier? Dann nenne mich »Eisenberg« und lets cook. Wir machen heute Mayak Gyeran. Das bedeutet übersetzt wörtlich »unerlaubte Drogeneier«. Der Name ist die beste Werbung, denn er bedeutet, dass die Dinger so lecker sind, dass sie angeblich abhängig machen. Mayak Gyeran gehört zu den »Banchan«. Das sind koreanische Beilagen, die zu Reis oder Eintopf serviert werden. Für Europäer einfach gesagt: koreanische Tapas. Zunächst aber erst mal eine schlechte Nachricht: Natürlich sind nicht wirklich Drogen im Rezept enthalten.
Sorry. Dafür müssten Lindner und Lauterbach ja erst mal den Bubatz legalisieren. Bis es also weiche Drogen in Deutschland gibt, bleiben wir erst mal bei wachsweichen Drogeneiern. Und wenn die Legalisierung doch irgendwann kommt, dann ist das Rezept so easy, dass man es wahrscheinlich auch stoned noch hinbekommt. Warum ist das Ganze so einfach? Weil wir eigentlich nur 15 Minuten Zeit investieren müssen und dann bleiben die Eier in einer süß, sauer und scharfen Marinade für zwei Stunden, besser aber noch über Nacht, im Kühlschrank. Am nächsten Tag passen sie dann super auf gedämpften weißen Reis auf einen Salat, auf eine Bowl oder auf Ramen. Also fangen wir an! Der erste Schritt – eiskaltes Wasser vorbereiten, denn die Eier sollen nachher ja wachsweich sein, das heißt, nach der Zeit im Kochtopf dürfen sie nicht weitergaren. Also ein paar Eiswürfel in eine Schale mit kaltem Wasser packen und einfach erst mal kalt stellen, bis unsere Eier gleich fertig sind. Zum Kochen eignen sich am besten Eier auf Zimmertemperatur, die geht im Topf nicht so schnell kaputt. Und ja, man kann Eier im Kühlschrank lagern, aber in den meisten Fällen ist das nicht notwendig. Meistens halten sie sich nämlich für mindestens zwei Wochen einfach auch bei Raumtemperatur. Also kein Stress. Neben der Temperatur ist das größte Problem, das dafür sorgt, dass Eier im Topf explodieren, dass Luft entweicht. Und man kann das natürlich – ihr wisst das alle – verhindern, indem man das Ei ansticht. Ich habe keinen Picker, aber ich kann das auch einfach mit dem Messer machen. Und bei manchen Eiern ist es ein bisschen schwer zu erkennen, wo die Ober- und wo die Unterseite ist. Aber man sieht, die eine ist ein bisschen spitzer als die andere. Wir wollen aber die rundere, das hier ist also die Seite, die wir anpicken. Ich nehme einfach ein Messer und mache das ganz vorsichtig. Eier der Größe S kommen für ungefähr sechs Minuten in kochendes Wasser. Eier der Größe M für sechs Minuten 30. Eier der Größe L kommen für ungefähr sieben Minuten ins kochende Wasser. Und bitte holt die Eier mit einem Löffel aus dem Topf. Ihr fragt euch jetzt. Hält der mich für blöd, oder warum erzählt er mir das? Ein Freund von mir in der Schule hat das versucht mit einem Gummihandschuhe aus dem Topf zu holen und es lief nicht so genial. Für Küchenanfänger vielleicht ein Schmerz befreiter Tipp. Während die Eier abkühlen, habe ich nun Zeit, die leckere Marinade vorzubereiten, die aus den Eiern, Drogeneier macht. Die besteht aus ganz wenigen Komponenten. Eine ist extrem wichtig, nämlich Sojasauce, die sorgt fürs Salz. Dazu kommt dann noch was Süßes, was Scharfes und was Saures. Ihr könnt das nehmen, was ihr da habt. Für Süße zum Beispiel Zucker, Honig oder Ahornsirup. Für die Säure könnte Essig sorgen, aber auch Limette oder Zitrone. In vielen asiatischen Rezepten wird zum Beispiel Reisessig gefordert. Das ist eine tolle Zutat und die kann man im Asia Markt auch günstig kaufen. Aber extra nur für einmal kochen ist es vielleicht auch zu viel. Also nehmt einfach auch Balsamicoessig oder ganz normalen Tafelessig, den ihr da habt. Und für die Schärfe nehme ich Chilis Häute. Ich habe frische da, ihr könnt aber auch Chiliflocken nehmen. In die Marinade kommt zunächst gehackte Lauchzwiebel, dazu ein bisschen Knoblauch und Ingwer. Wir können die Marinade übrigens, das planen wir jetzt schon mal vor, morgen auch noch als Sauce verwenden. In dem Fall sollten wir nur Sachen reintun, die wir dann später auch essen wollen oder die wir einfach raussammeln können, im Fall von großen Gewürzen. Zunächst aber mal: Lauchzwiebel hacken. Dazu einfach ein paar Scheiben Ingwer. Wenn er sehr dreckig ist, macht ihn gerne vorher sauber. Wer mag nimmt auch ein bisschen Knoblauch dazu. Ich bin ein riesengroßes Garlic Girl, also auf jeden Fall. Ihr braucht keinen frischen, so wie ich hier, den habe ich einfach nur beim Angebergemüsemarkt gekauft. Der alt trockene geht auch total gut. Wie gesagt, die absolut wichtigste Komponente ist Sojasoße. Ihr müsst nicht die teure nehmen, ihr könnt einfach die günstige aus dem Discounter kaufen. Wir brauchen ungefähr im Verhältnis 2:1 Wasser zu Sojasauce gleich. Das heißt, guckt einfach, in welchen Gefäße die Sojasoße abgemessen habt und nehmt dann die doppelte Menge Wasser dazu. Eins, zwei. Für die Süße nehme ich heute Ahornsirup dazu. Einfach einen guten Schluck. Ich hatte welchen da, weil ich neulich Pfannkuchen gemacht habe. Ihr könntet auch Mirin kaufen zum Beispiel, 6 € die Flasche ist aber ein bisschen happig. Deshalb Ahornsirup, Honig, Zucker – alles gut. Und dann kommt es zur absoluten Kür. Jetzt kann man ein bisschen flexen, wenn man möchte, und das hängt aber davon ab, was man noch im Vorratsschrank hat oder ob man extra einkaufen möchte. Man kann zum Beispiel Gewürze mit in die Marinade geben. Ich habe hier Zimt, ich habe hier Sternanis und ich habe hier ein paar Pimentkörner. Ihr müsst das nicht mit reingeben. Wirklich, Sojasauce, Säure, Süße reicht aber natürlich: Ein bisschen mehr angeben kann man immer und das mache ich heute. Einfach mit in die Marinade schmeißen. Gerade wenn ihr Zucker verwendet habt, auf jeden Fall gut durchrühren, damit er sich gut löst und nicht einige Eier süß werden und andere gar nicht. Aber wenn das nicht wie ein extrem leckerer Snack aussieht, jetzt schon, ohne dass die Eier drin sind, dann weiß ich auch nicht. Jetzt geht es ans Eierpellen. Wenn ich alles richtig gemacht habe, sollte sich die Schale einfach lösen lassen. Manchmal hat man auch Pech, vor allem wenn man extrem frische Eier hat, dann hat man einfach verloren und dann bleibt ein bisschen Ei an der Schale kleben. Und jetzt kommt – Du hast es wahrscheinlich geahnt – der Punkt, an dem die Eier in die Marinade gelangen. Am besten macht man das direkt einem verschließbaren Gefäß, damit sie darin über Nacht lagern können. Und dann kann man es zwischendurch auch mal umdrehen. Der größte Härtetest ist jetzt nicht alles sofort aufzuessen, denn die Eier kommen jetzt für zwei Stunden, besser aber über Nacht, in den Kühlschrank. Ich habe vor zwei Jahren selbst mal bei Spiegel.de zugegeben, dass ich kein Reis kochen kann, ohne dass er matschig wird. Danach haben mir mehr als 200 Menschen Emails geschrieben mit ihren Tipps, wie man Reis besser macht. Die Tipps kamen aus Südafrika, aus Südamerika und aus Asien. Und der größte Tipp war – Kauf dir einfach einen Reiskocher. Ansonsten, wenn du es einfach nur ein Topf machen möchtest, auch voll okay. Du musst dich kurz vorher waschen, dann im Verhältnis 1:2 ungefähr mit Wasser aufsetzen, ein bisschen Salz dazu aufkochen lassen, Hitze reduzieren und dann in Ruhe lassen. Nicht rühren, nicht den Deckel öffnen, einfach in Ruhe lassen, das war’s. Das Wasser vom Reis waschen ist übrigens extrem gut, um die Blumen zu düngen. Das musst du nicht in den Ausguss kippen. Die Stärke darin ist mega günstiger, kostenloser Blumendünger.
Hast du lange genug durchgehalten und den Eiern genug Zeit zum Ruhen gegeben? Perfekt. Dann gucken wir mal, was daraus geworden ist. Sieht ziemlich nice aus. Überraschung. Yes. Mhm, Fuck, das ist richtig lecker. Vielleicht macht ihr mehr als sechs Eier. Und ihr könnt auch in die Soße einfach noch mal eine zweite Fuhre legen für morgen. Wenn ich heute schon alles aufgegessen habe, das werde ich jetzt auf jeden Fall machen. Reingehauen.«