Sebastian Maas, DER SPIEGEL:
»Pasta ist großartig, selbst hergestellte noch besser als gekaufte. Aber Nudeln selber machen ist extrem aufwendig: Man braucht eine Pastamaschine, viel Zeit, muss sich auskennen – dachte ich zumindest früher. Viel einfacher wird es aber, wenn man statt eines italienischen ein chinesisches Rezept nimmt. Die haben nämlich neben Spionageballons und ungefähr 80 % meiner schrottigen Küchenausstattung, extrem gutes Essen im Angebot. Ich zeige dir heute zwei Varianten, für die man keine Pastamaschine braucht. Einmal Scissor Noodles, das sind sehr schnell gemachte Nudeln, mit der Schere geschnitten. Und einmal Biangbiang Noodles, da kann man ein bisschen Frust rauslassen und mit roher Gewalt die Nudeln auf den Tisch schlagen. Alles, was wir dafür brauchen, sind 500 Gramm Mehl, 250 Milliliter Wasser und ein gestrichener Teelöffel Salz. Das war's. Alles wird zusammen verknetet, für ungefähr fünf Minuten, einfach mit den Händen. Am Anfang wird das noch ganz schön an den Händen kleben, das macht aber nichts, einfach immer weiter kneten und weiter und weiter kneten. Und du wirst dich wahrscheinlich fragen: Hey Basti, kann ich das Ganze auch mit der Küchenmaschine machen oder mit dem Handrührgerät? Ja, natürlich. Aber mir geht dabei der Spaß, eine jahrtausendealte Tradition aufleben zu lassen. Denn Nudeln wurden nicht von den Italienern erfunden, sondern höchstwahrscheinlich nach aktuellen Forschungsstand in China – und das ist doch auch was Schönes. Und das ist quasi ein kostenloses Fitnessprogramm. Es geht ganz schön in die Arme, aber es macht auch Spaß und man kann immer weiter verfolgen, wie der Teig immer glatter wird, immer weniger Klümpchen drin sind und einfach immer weiter kneten. Die ganzen losen Dinger hier so rumliegen, kann man einfach mit dem Teig aufnehmen und reingehen. Auch das hier: Guck mal, da ist was für die Kamera nach vorne gefallen. Einfach alles mit einarbeiten. Wenn man mit einer sauberen Arbeitsfläche arbeitet, ist das kein Problem. Also vorher sauber machen. Jetzt haben wir hier unseren Teig in Phase eins. Den lassen wir jetzt einfach erst mal für zehn Minuten ruhen, damit sich das Gluten da drin ein bisschen entspannen kann. Den Teig ein bisschen ruhen zu lassen, sorgt vor allem dafür, dass die Nudeln nachher nicht zäh, sondern geschmeidig sind. Man sieht jetzt schon, dass das schön elastisch geworden ist. Ich könnte das auch jetzt schon in den Topf werfen, aber es wird viel besser, wenn man noch mal ein bisschen weiter knetet. So, ich habe den Teig in zwei Teile geteilt. Den einen werde ich jetzt für die Scissor Noodles gleich verwenden und den anderen werde ich zurücklegen für die Biangbiang Noodles. Und um es nachher einfacher zu haben, werde ich den in gleich große Teile schneiden. Vielleicht mal so sechs Stück und die forme ich zu kleinen Würsten. Und damit die nicht so aneinander kleben. Wenn Sie jetzt gleich noch mal ruhen, gebe ich einfach ein bisschen Öl drüber, damit sie schön glitschig sind. Während die Teigwürstchen jetzt eine Stunde lang ruhen, kann ich euch zeigen, wie man die Scissor Noodles macht. Einfach den vorbereiteten Teigball nehmen und eine schöne saubere Schere dazu. Am Rand des Teigballs kleine Stückchen abschneiden, immer ein Stück drehen, natürlich darauf achten, dass die Stücke ungefähr gleich groß sind, sonst sind die Nudeln zu unterschiedlichen Punkten gar. Die Nudeln kommen jetzt einfach in einen Topf mit kochendem Wasser. Wenn alle Nudeln an der Oberfläche treiben, zähle ich einfach noch bis 30 und danach sind sie fertig. Jetzt zeige ich dir noch schnell eine ganz einfache basic Soße, die man so auch als Streetfood auf chinesischen Märkten bekommen könnte. Wir brauchen einfach nur Lauchzwiebeln, Zucker und Sojasoße. Das hier müsst ihr übrigens nicht wegwerfen. Man kann Lauchzwiebeln einfach wieder in Wasser stellen und sofern sie ein bisschen Sonne bekommen, wachsen sie auf jeden Fall noch ein zweites Mal raus - bares Geld gespart. Die grünen Teile schneide ich in Ringe und die weißen in längere Streifen. Die weißen Teile brate ich kurz in der Pfanne an, und wenn sie leicht angebräunt sind, gebe ich Sojasoße und Zucker dazu, fertig. Das war jetzt super easy. Das bekommt wirklich jeder und jede hin. Man kann natürlich noch mehr Gemüse reinhauen. So was wie Tiefkühlerbsen oder Karotten sind immer gut zu asiatischen Gerichten und kosten auch nicht viel. Aber da war doch noch was. Wollten wir nicht auch noch...? Ja, ich hab doch noch Biangbiang Noodles vorbereitet. Jetzt zahlt sich aus, dass wir den Teig vorher in diese Teigwürstchen vorgerollt haben. Ich nehme nämlich jetzt einfach ein Essstäbchen und drücke damit eine kleine Delle in die Mitte und dann greife ich den Teig an beiden Enden und schlage ihn immer wieder auf den Tisch. Die Arme ziehe ich dabei weiter auseinander und der Teig dehnt sich dabei automatisch mit. Wenn die Nudeln fertig aussehen, kann ich sie einfach wie eine Lakritzschnecke in der Mitte auseinanderziehen. Jetzt ist ein Teigwürstchen schon so lang geworden, es geht aber natürlich noch mehr. Man kann es halt einfach halbieren und dann weitermachen. Tadaaa! Und jetzt hole ich mir mal Hilfe von meinem treuen Verbündeten, nämlich einem Küchenstuhl. Und da hänge ich jetzt einfach mal meine Nudeln kurz auf, damit sie hier nicht die ganze Zeit auf der Arbeitsplatte rumliegen. Übrigens, woher der Name BiangBiang Noodles kommt, weiß niemand so genau, nicht mal in China. Manche glauben, dass es onomatopoetisch gemeint sein könnte, also lautmalend, weil das Biangbiang, quasi das »bang bang« ist, wenn die Nudeln auf den Tisch knallen - und die Erklärung finde ich eigentlich ganz gut. Zu den Noodles gibt es gleich ein selbstgemachtes Chili-Öl. Man kann sich entweder so ein Chili-Crisp selber machen und das für ein halbes Jahr im Kühlschrank aufbewahren, oder man macht es quick and dirty komplett frisch, jetzt gerade heiß zu den Noodles dazu. Ich habe hier einfach nur Sesam, Chiliflocken, gehackten Knoblauch und gehackten Ingwer. Und ich werde jetzt gleich ein bisschen Öl, Man kann einfach ein geschmackloses Öl nehmen, wie Rapsöl oder Sonnenblumenöl, wenn man richtig angeben möchte und ein bisschen Geld locker machen möchte, geht auch Sesamöl. Das macht man einfach kurz in der Pfanne heiß und bis es wirklich fast raucht, und dann gießt man es in sein Hitzebeständiges Gefäß auf die Aromatics drauf und dann ist die Soße schon fertig. Kurz nach den Nudeln ins Wasser schmeißen und los geht's. Das ist auch scharf wie die Hölle geworden. Sehr gut. Sehr, sehr gut. Beide Rezepte findest du noch mal komplett zum Nachlesen und Nachkochen mit allen Mengenangaben bei Spiegel.de in meiner Kolumne. Noch viel mehr günstige Rezepte gibt es in meinem Buch, Gar es ohne Bares, das du online und in jedem Buchladen kaufen kannst. Und wenn du Bock auf mehr Gemüse hast und noch ein Video schauen möchtest, dann guck mal hier: da gibt es nämlich mein Rezept für selbstgemachte Tacos mit Blumenkohl-Wings. Viel Spaß!«