Studienfächer erklärt Was ich als Erstsemester gern über Physik gewusst hätte

Wie finde ich heraus, ob Physik das richtige Fach für mich ist? Wie schaffe ich es durch das anspruchsvolle Studium? Und in welchen Bereichen kann ich danach arbeiten? Doktorandin Hannah Funk berichtet.
Aufgezeichnet von Helen Hahne
Physikerinnen und Physiker gelten als Allrounder: Sie können nach dem Studium in vielen Bereichen arbeiten (Symbolbild)

Physikerinnen und Physiker gelten als Allrounder: Sie können nach dem Studium in vielen Bereichen arbeiten (Symbolbild)

Foto: Mike Harrington / Stone RF / Getty Images
Studienfächer erklärt

In der Reihe »Studienfächer erklärt« stellen wir die 30 beliebtesten Studienfächer in Deutschland vor – von Betriebswirtschaftslehre auf Platz 1 bis Wirtschaftsrecht auf Platz 30. Wie viele Studierende an deutschen Hochschulen in welchem Fach eingeschrieben sind, ermittelt das Statistische Bundesamt einmal im Jahr . Unser Ranking bezieht sich auf die Zahlen für das Wintersemester 2019/2020, die beiden Fächer »Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt« und »Wirtschaftsingenieurwesen mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt« haben wir zusammengefasst.

Egal, ob wir unser Smartphone mithilfe von Solarzellen aufladen, unseren Live-Standort per WhatsApp verschicken oder innerhalb weniger Minuten das Nudelwasser auf einem Induktionsherd zum Kochen bringen – all diese Dinge wären ohne Physikerinnen und Physiker nicht möglich. Sie arbeiten in Finanzunternehmen, der IT oder Energiegewinnung und helfen durch ihr Fachwissen, neue Wege in die Zukunft zu gehen.

Hannah Funk, 32, hat Theoretische Physik im Bachelor und Master an der Technischen Universität Berlin studiert. Momentan promoviert sie an einem Forschungsinstitut zum Thema Solarenergie. Hier erzählt sie, wie wichtig mathematisches Verständnis für das Physik-Studium ist, welche Stolperfallen das Studium bietet und warum sie hofft, dass mehr junge Frauen sich trauen, Physik zu studieren.

Die Entscheidung fürs Physik-Studium

»Ich hatte Physik und Mathe als Leistungskurse und war immer gut in beiden Fächern. Da war das Physik-Studium irgendwie die logische Konsequenz für mich. Physik ist ein sogenanntes Ticket-Fach, für das sich viele einschreiben, die einfach nur ein Semesterticket brauchen – oft gibt es keinen NC. Ich musste mich gar nicht bewerben, sondern einfach nur einschreiben. Vor Studienbeginn besuchte ich einen Mathe-Vorkurs, der von der Uni angeboten wurde. Ich glaube, dieser Kurs hat vor allem denjenigen den Einstieg ins Studium erleichtert, die keinen Mathe-Leistungskurs hatten. Ich würde ihn aber auf jeden Fall empfehlen – egal, ob man Mathe-LK hatte oder nicht.«

Formale Voraussetzungen für ein Physik-Studium:

Was man noch mitbringen sollte: Ein mathematisches Grundverständnis und Lust auf Experimente – während des gesamten Studiums macht man immer wieder Laborpraktika und experimentiert in Kleingruppen.

Inhalte und Aufbau des Studiums

»Physik ist ein ziemlich strukturiertes Studium, man muss eigentlich permanent viel arbeiten. Für die Fächer Theoretische Physik und Mathematik zum Beispiel muss man so gut wie jede Woche Hausaufgaben in Kleingruppen abgeben. Nur wenn man 50 Prozent davon bestanden hat, wird man zur Klausur zugelassen. Außerdem gibt es Grund- und Fortgeschrittenen-Praktika, bei denen man im Labor Versuche macht und dazu Protokolle schreibt. Das ist der experimentelle Teil des Studiums.

Ich hatte bei den Klausuren immer zwei offizielle Versuche und dann noch einen ›Gnadenversuch‹. Man fällt hin und wieder durch die Erstversuche – das ist ganz normal, hat aber einen abschreckenden Effekt: Vor allem in den ersten Semestern brechen viele ab.

Doch es gibt auch viel Unterstützung zwischen den Studierenden. Bei uns zum Beispiel gab es den ›Stinkeraum‹, einen fensterlosen Raum neben der Bibliothek. Das war ein wilder Tauschpool für Lösungen, denn da saß eigentlich immer jemand und arbeitete an den Hausaufgaben. Manchmal waren sogar Tutoren da, um zu helfen.«

Typische Pflichtmodule: Das Studium deckt in der Regel drei große Bereiche  ab, nämlich Theoretische Physik, Experimentelle Physik und Mathematik. Mögliche Pflichtmodule sind zum Beispiel Mechanik, Elektrodynamik, Thermodynamik, Quanten- oder Kernphysik.

Mögliche Wahlbereiche: Astrophysik, Elektronik, Chemie, Informatik

Ist Physik Teil eines Kombinationsstudiengangs, kommen gegebenenfalls weitere Fächer und Module hinzu. Einen beispielhaften Studienverlauf gibt es auf der Website der Universität Rostock .

»Ich würde sagen, normalerweise kommt man nicht in Regelzeit durch das Studium. Vor allem, wenn man wie ich ein Auslandssemester machen möchte oder nebenher arbeitet. Ein guter Nebenjob ist, Tutor oder Tutorin im eigenen Studiengang zu sein. Rückblickend bereue ich, dass ich das nie gemacht habe.

Was ich im Nachhinein auch anders machen würde: Ich habe mich am Anfang des Studiums nicht mit den anderen Frauen zusammengetan, die waren erst mal eine Art Konkurrenz. Heute würde ich mir eine Frauentruppe zusammensuchen, in der man sich gegenseitig bestärkt und unterstützt.«

Berufsaussichten nach dem Studium

»Nach dem Master habe ich erst kurz in einem Start-up gearbeitet, jetzt mache ich meinen Doktor im Bereich Solarzellenforschung. Dafür bin ich an einem Forschungsinstitut angestellt, werde aber an der Uni promoviert. Ich würde jedem und jeder auf jeden Fall empfehlen, auf ein Anstellungsverhältnis während einer Promotion zu bestehen, das gibt Sicherheit.

Am Forschungsinstitut bin ich nun zum ersten Mal von weiblichen Vorbildern umgeben – das ist total toll. Das sind aber in der Regel Chemikerinnen. In meinem ganzen Studium gab es nur eine Professorin. Ich habe das Gefühl, dass sich das langsam ändert und mehr Frauen nachrücken.« 

Branchen und Gehälter: 

Physikerinnen und Physiker gelten als Allrounder . Viele bleiben nach dem Studium entweder für eine wissenschaftliche Karriere an einer Universität oder einem Forschungsinstitut, oder sie gehen in die Industrie. Auch in Beratungsunternehmen, in IT-Abteilungen, in der Luft- und Raumfahrttechnik, im Patentwesen oder im Öffentlichen Dienst sind Physiker und Physikerinnen gefragt. Sie gestalten unsere Zukunft, denn sie werden etwa bei der Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Energiegewinnung gebraucht.

Physikerinnen und Physiker verdienen überall gut , im Bereich Luft- und Raumfahrt liegt das durchschnittliche Jahresgehalt laut StepStone-Gehaltsreport  zum Beispiel bei 64.000 Euro. In den Beruf starten sie in technischen Bereichen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik mit etwa 50.000 Euro.

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