Wenn es gut läuft, wird man mit einem schön schmelzenden Käsekern belohnt

Wenn es gut läuft, wird man mit einem schön schmelzenden Käsekern belohnt

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Kochen ohne Kohle Koreanische Gönn-dir-Dumplings mit Käsefüllung – für 1,50 Euro

In Südkorea begegnet man den Krisen dieser Welt mit dem Credo: Geld, das ich heute ausgebe, kann ich morgen nicht verlieren. Aber auch wenn mal nichts mehr da ist, bietet dieses Rezept günstigen Genuss mit ostasiatischem Flair.
Eine Kolumne von Sebastian Maas

Dass junge Menschen miese Perspektiven haben, habe ich hier ja schon öfter erwähnt. Aufgewachsen zwischen Krisen  und den drohenden Klimakollaps im Blick ist das traditionell in den Zwanzigern und Dreißigern anstehende »Sich-ein-Leben-Aufbauen« irgendwie freudlos geworden. Gerade die Tatsache, dass man selbst mit Topausbildung und Vollzeitstelle kaum Vermögen aufbauen kann, schmälert die Freude auf die Zukunft. Und nun wollen uns sogar Chatbots unsere Jobs wegnehmen ! In Südkorea ist als Reaktion auf diese Hoffnungslosigkeit das Konzept »Shibal biyong« entstanden. Übersetzt heißt das wörtlich etwa »Scheiß-drauf-Ausgaben« und steht für kurzfristigen Genuss, den man sich heute erlaubt, weil Sparen sich (wahrscheinlich) sowieso nicht lohnt – die ostasiatische Version von #gönnung also. Geld raushauen und kurzfristiger Genuss als Notnagel zum Weiterleben, da zeigt sich der Kapitalismus von seiner schönsten Seite.

»Kochen ohne Kohle«

Bafög oder Azubi-Gehalt sind schon wieder fast aufgebraucht? Der Obstkorb beim unbezahlten Agenturpraktikum war geräubert? Und bitte nicht schon wieder Pizzatoast? Alles kein Problem: In dieser Kolumne zeigt SPIEGEL-Redakteur und Hobbykoch Sebastian Maas, wie man trotz Flaute auf dem Konto leckere und besondere Gerichte zaubern kann. Dabei gibt es nur zwei Regeln:

  • Eine Portion darf maximal so viel kosten wie ein Essen in der Mensa, also drei Euro.

  • Teure Spezialgeräte sind tabu.

Alle Rezepte

Werden koreanische Berufsanfänger etwa bei der Arbeit vom Chef angeschnauzt, stecken sie nach Feierabend in Scheiß-drauf-Manier Geld in einen teuren Restaurantbesuch, nehmen statt der U-Bahn das Taxi oder kaufen sich eine teure Uhr .

Das Einzige, was sicher ist, ist die Gegenwart. Geld, das ich heute ausgebe, kann ich morgen nicht bei der nächsten Finanzkrise  verlieren. Zeit, die ich mit Freunden verbracht habe, bringt wertvolle Erinnerungen und wiegt daher mehr als Vorfreude auf ein unsicheres Wiedersehen in der noch unsichereren Zukunft. Und die Armbanduhr tickt auch noch, wenn mir mein Energieversorger den Strom abgestellt hat. Punk mag tot sein, »No Future« ist es nicht.

Nun muss man Geld zum Ausgeben aber auch erst mal haben. Wem es fehlt (oder wer es gestern ausgegeben hat), der kann sich trotzdem etwas kurzfristigen Genuss mit ostasiatischem Flair gönnen, in Form von gefüllten Kartoffeldumplings. Dumplings ist der Oberbegriff für jede Art von gefüllter Teigtasche oder Knödeln. Das heutige Rezept ist eine Art koreanischer Gnocchi, die man vegan lassen oder – shibal biyong – dekadent mit Käse und anderen Leckereien füllen kann. Weil sie kein Mehl enthalten, sind diese Dumplings glutenfrei. Die Kartoffeln werden dafür erst gekocht, dann gestampft und mit etwas Stärke zu einem Teig geknetet. Diesen formt man zu Bällchen und dann füllt, kocht und brät man sie an. Dazu gibt es einen einfachen Dip aus Sojasoße und Erdnussbutter.

Das benötigt man für zwei (große) Portionen Dumplings

Welchen Käse man nimmt, ist eigentlich egal – Mozzarella und Cheddar schmelzen gut, darum habe ich mich dafür entschieden.

Welchen Käse man nimmt, ist eigentlich egal – Mozzarella und Cheddar schmelzen gut, darum habe ich mich dafür entschieden.

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL
  • 600 g mehligkochende Kartoffeln

  • 100 g Speisestärke, idealerweise Kartoffelstärke

  • 70 g Käse nach Wahl

  • 1 gestrichener TL Salz

  • etwas Wasser

  • 2 EL Sojasoße, 2 EL Erdnussbutter

  • Chili und Kräuter nach Belieben

  • ggf. etwas Zucker

  • Optional: Knoblauch

Was kostet das? Etwa 1,50 pro Portion
Wie lange dauert das? Etwa 60 bis 75 Minuten, je nach Dicke und Kochzeit der Pellkartoffeln

So leicht macht man Kartoffel-Käse-Dumplings

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Sebastian Maas

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Die Kartoffeln in der Schale gar kochen. So ziehen sie nicht so viel Flüssigkeit, behalten mehr Mineralien und verlieren weniger Stärke ins Kochwasser – alles Aspekte, die den Geschmack und die Textur des Teiges verbessern. Alternativ gart man die Kartoffeln geschält und klein gehackt in der Mikrowelle, wie es die südkoreanische Foodbloggerin »delicious day«  zeigt. Das geht schneller und man verbrennt sich beim Pellen nicht die Finger. Pellkartoffeln dann in kaltem Wasser abkühlen, pellen und sehr fein stampfen oder pressen. Wichtig: Es dürfen keine Klümpchen mehr enthalten sein, sonst brechen die Dumplings später im Topf.

Den Teig mit der Speisestärke und Salz vermischen und dann loskneten. Das Ergebnis soll weich und geschmeidig sein, nicht an den Händen kleben und darf nicht leicht reißen. Kartoffelstärke sorgt insgesamt für mehr Festigkeit und Biss, aber auch mit Maisstärke hat es bei mir geklappt. Manche Kartoffeln ziehen schon im Topf viel Wasser, andere bleiben sehr trocken. Ist der Teig dadurch zu mürbe, kann man ihm kaltes Wasser zugeben. Aber bitte ganz vorsichtig teelöffelweise, maximal! Wer zu viel Wasser zugibt, kann nämlich nur noch versuchen, den Teig mit etwas Mehl zu retten – oder schwenkt auf Kartoffel-Pfannkuchen um.

Jeweils etwa einen gehäuften Esslöffel Teig zu Kügelchen rollen, etwas kleiner als ein Tischtennisball. Käse und, nach Geschmack, etwas Chili in die Mitte drücken, die Ränder sanft zudrücken und die Kugel noch einmal glatt rollen. Dann, für die Optik, mit einer leeren Glasflasche einen kleinen Ring in die Kugel drücken. Die Dumplings sehen nun aus wie kleine Champignons. Sinnlos, aber niedlich.

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So macht man Kartoffel-Dumplings mit Käsefüllung

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Die Kartoffel-Dumplings in kochendes Wasser geben und sanft rühren. Wenn alle an der Oberfläche treiben, sind sie gar, das dauert nur wenige Minuten. Nun abgießen, kurz die Restfeuchtigkeit verdampfen lassen und dann mit wenig Öl oder Butter in einer Pfanne anbraten.

Für die Soße nehme ich einfach zu etwa gleichen Teilen Sojasoße und Erdnussbutter. Ist das Nussmus zu zäh? Dann noch einen Schuss Wasser dazutun, bis alles cremig ist. Ist es zu salzig oder bitter, noch etwas Zucker beigeben. Wer mag, kann auch etwas gehackten Knoblauch reinmischen – die Kombination funktioniert auch bei den Peanutbutter Garlic Noodles hervorragend. Wer keine Lust auf Erdnussbutter hat, kann die Dumplings auch mit dem selbst gemachten Chili-Öl essen.

Käääääääääääse

Käääääääääääse

Foto: Sebastian Maas / DER SPIEGEL

Nun nur noch alles mit ein paar frischen Kräutern wie Schnittlauch, Koriander oder Petersilie bestreuen und die übrige Chilischote für Mutige anbieten. Und bloß nicht an morgen denken.

Reingehauen!

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