Jeannine Budelmann

Tipps für Gründer Ich bin jung und brauche das Geld

Jeannine Budelmann
Eine Kolumne von Jeannine Budelmann
Eine tolle Geschäftsidee – aber keine Berufserfahrung? Wie man auch als Neueinsteiger ernst genommen wird und Geldgeber überzeugt.
Ein tragfähiges Konzept – und ein gutes Gefühl: Das wollen Kapitalgeber:innen bei einem Pitch

Ein tragfähiges Konzept – und ein gutes Gefühl: Das wollen Kapitalgeber:innen bei einem Pitch

Foto: ozcan yalaz / Getty Images

Manchmal ist es gut, einfach auszuprobieren und nicht lange zu warten. Wer jung gründet, kann sich unterschiedliche Vorteile zunutze machen: Meist hat man noch keine Familie, die viel Zeit in Anspruch nimmt und kann sich voll und ganz auf die Gründung konzentrieren. Ausbildung oder Studium sind noch nicht lange her, so hat man in der Regel noch keine großen Ansprüche an den Lebensstil, den man mit einer Gründung finanzieren muss.

Onboarding – die Kolumne zum Berufseinstieg

Aller Anfang ist schwer. Das gilt für Beziehungen, das Leben in einer neuen Stadt und natürlich auch den Berufseinstieg. Wie etabliere ich mich im Team, ohne mich selbst aufzugeben? Wie beweise ich, was ich draufhabe, ohne die Ellenbogen auszufahren? Und ab wann kann ich eigentlich ein Sabbatical verlangen?

Über diese und ähnliche Themen schreibt in dieser Kolumne Jeannine Budelmann, Jahrgang 1986. Sie ist kaufmännische Geschäftsführerin von HANZA Tech, einem Unternehmen, das industrielle Elektronik entwickelt und herstellt. Außerdem berät sie als Coachin bei Problemen im Berufsleben.

Allerdings: Ganz ohne Geld geht es nicht. Und das zu beschaffen, kann für junge Menschen schwieriger sein als für ältere.

Als junge:r Gründer:in ernst genommen werden

In der Regel hatten junge Menschen noch keine Zeit, sich ein dickes Finanzpolster anzusparen. Wollen sie ein Unternehmen gründen, muss Kapital her. Das Geld kann mit etwas Glück von der Familie kommen, durch Fördermittel oder, so wie meist, von Banken oder Venture-Capital-Gebern. Egal, wer das Geld zur Verfügung stellt: Was diese Entscheider:innen sehen wollen, ist ein tragfähiges Konzept – das Alter der Gründer:innen spielt dabei erst einmal keine Rolle.

Doch darüber hinaus wollen Kapitalgeber:innen auch das Gefühl, dass das Geld bei dem jeweiligen Unternehmen – und seinen Gründer:innen – in den richtigen Händen ist. Dabei hilft es, wenn man schon auf eine langjährige erfolgreiche Berufsbiografie verweisen kann.

Bei einer Gründung kommt es immer stark auf die dahinterstehenden Personen an. Es ist eben nicht nur die reine Gründungsidee, sondern auch das Team, das man »verkaufen« muss. Deshalb ist es bei jungen Gründer:innen besonders wichtig, offen über die Vor- und Nachteile ihres Alters zu sprechen.

Wer also eine eigene Business-Idee entwickelt hat und diese nun potenziellen Kapitalgeber:innen präsentiert, sollte zunächst zwei Dinge beachten:

  • Keine inhaltliche Blöße geben. Zu einem guten Pitch gehören Fakten. Die Recherchen zu Konkurrenten, Zielgruppen und allem anderen müssen auf fundierten, nachweisbaren Zahlen beruhen. Suchen Sie sich immer realistische Vergleichszahlen heraus und verwenden Sie seriöse Quellen, auf die Sie hinweisen. So wird klar, dass Sie nicht das Blaue vom Himmel versprechen, sondern gut recherchiert haben.

  • Eigene Erfolge und Netzwerke mit dem Vorhaben verknüpfen. Wer jung gründet, wird keine oder nur wenig Führungserfahrung haben. Das macht aber nichts, wenn man ein Team hat, das eine erfahrene Führungskraft beinhaltet. Diese sollte man ganz deutlich als Teammitglied hervorheben, wenn man die eigene Geschäftsidee vorstellt. So wird deutlich, dass man sich der Risiken bewusst ist und daran arbeitet. Eine Alternative kann aber auch sein, auf eine Führungsrolle in einem Verband zu verweisen. Wer etwa Vorsitzende:r in einer Jugendparteiorganisation oder einem Verein war, hat einiges an Führungserfahrung sammeln können, die auch im Unternehmen eingebracht werden kann.

Risiken aktiv kommunizieren

Außer der Führungskompetenz kann jüngeren Menschen auch schnell die Fachkompetenz abgesprochen werden. Wer einen exzellenten Abschluss, wissenschaftliche Publikationen oder für das Gründungsvorhaben relevante Preise in einem Wettbewerb nachweisen kann, hat hier Argumente, die Kritiker:innen besänftigen. Wenn Sie in diesem Bereich aber noch blank dastehen, empfiehlt es sich auch hier, ein erfahrenes Teammitglied zu präsentieren. Sollte das etwa aus Kostengründen nicht gelingen, kann man einen wissenschaftlichen oder fachlichen Beirat aufbauen, der beratend zur Verfügung steht. Das ist zum einen inhaltlich für das Gründungsvorhaben sinnvoll, weil man bei Fragen auf erfahrene Expert:innen zurückgreifen kann. Andererseits gibt man Kapitalgeber:innen das Gefühl, dass ihr Geld möglichst gut abgesichert wird. In jedem Fall sollten Sie diese Themen aktiv ansprechen – in den Köpfen der anderen werden sie ohnehin präsent sein.

Aus der Not eine Tugend machen

Zuletzt: Wenn Gründer:innen besonders jung sind, kann das auch positive Effekte haben. Ältere Menschen mögen zwar als erfahrener gelten, denken dafür weniger out-of-the-box. Radikale Innovationen traut man jüngeren Menschen eher zu. Wer kennt nicht die legendären Garagen-Gründungsgeschichten der US-amerikanischen Computer-Pioniere? Wer also eine besonders innovative Geschäftsidee hat, sollte in der Kommunikation mit Kapitalgeber:innen, Geschäftspartner:innen – und auch Kund:innen – ruhig das junge Alter von Unternehmen und Gründerteam betonen.

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