

Prüfungsphase in der Corona-Pandemie Tastaturen raus, Onlineklausur


Uni-Prüfungen in der Corona-Pandemie: Mit der richtigen Vorbereitung kein Problem (Symbolbild)
Foto: Brkati Krokodil / Stocksy United*Klopf, klopf*
»Wer ist da?«
»Die Prüfungsphase.«
Keine Pointe. Auch in Corona-Semester Nummer zwei müssen Studierende Klausuren schreiben und Prüfungen bestehen. Was unter normalen Bedingungen schon anstrengend ist, wird während einer Pandemie zum organisatorischen Kraftakt – für Geprüfte und Prüfende gleichermaßen. Weil Präsenzklausuren momentan ein Gesundheitsrisiko sein können, setzen viele Hochschulen auf sogenannte Distanzprüfungen, die online stattfinden.
Doch wie bereitet man sich auf die vor?
Gutes Zeitmanagement, die richtige Lernstrategie vor Prüfungen, Tipps für den Einstieg ins digitale Semester: In dieser Kolumne gibt Dr. Tim Reichel Rat zu Herausforderungen im Studium und zeigt, wie Studierende erfolgreich durch den Bachelor kommen – ohne Dauerstress.
Du stehst auch vor einem vermeintlich unlösbaren Problem im Studium oder hast eine Frage an Tim Reichel? Dann schreib uns an SPIEGEL-Start@spiegel.de.
Was die inhaltliche Vorbereitung anbelangt, gibt es zwischen Onlineprüfungen und den üblichen Klausuren im Hörsaal kaum Unterschiede: Du solltest den Vorlesungsstoff möglichst lückenlos beherrschen sowie Verständnis und Wissenstransfer trainieren. Größere Unterschiede liegen in der Art und Weise, wie die Prüfung abläuft. Damit du während einer Onlineprüfung nicht ins Stolpern gerätst, solltest du die folgenden Tipps bei der Vorbereitung beachten.
1. Bau dir einen Bunker – mit Internet
Die meisten Onlineprüfungen finden bei dir zu Hause vor dem Laptop statt. Du solltest also ein paar Vorkehrungen treffen, die einen produktiven Prüfungsverlauf sicherstellen. Sorge als Erstes für ein ruhiges Umfeld. Melde deine Prüfung bei deinen Mitbewohnerinnen, Nachbarn und Familienangehörigen an. Bitte sie um Rücksicht. Halte zudem Kopfhörer oder Ohrstöpsel bereit, damit du bei Straßenlärm oder spontanen Heimwerkerprojekten nebenan nicht aus der Konzentration gerissen wirst.
Kapsle dich für die Dauer der Prüfung von deiner Umwelt ab – bis auf eine Ausnahme: Stelle sicher, dass deine Internetverbindung funktioniert. Für den Notfall solltest du auch etwas Datenvolumen auf deinem Smartphone übrig haben, damit du einen Hotspot einrichten kannst.
2. Bereite Hilfsmittel vor
Bei einigen Onlineprüfungsformen darfst du deine Lernunterlagen zu Hilfe nehmen. Sogenannte Open-Book-Klausuren ermöglichen dir, während der Prüfung in deine Zusammenfassung oder ins Lehrbuch zu schauen. Das bedeutet, dass du weniger auswendig lernen musst. Die gewonnene Zeit solltest du aber investieren, um deine Unterlagen entsprechend vorzubereiten, damit du schnell die Informationen findest, die du suchst.
Pflastere deine Skripte und Notizen daher mit Post-its, unterstreiche, was der Textmarker hergibt, und lege ein Inhaltsverzeichnis an. Kennzeichne alle zentralen Inhalte, besondere Daten oder Formeln, damit du beim Nachschlagen keine Zeit verlierst. Informiere dich vor jeder Onlineprüfung genau, welche Hilfsmittel erlaubt sind – und bereite diese akribisch vor.
3. Bestimme ein Anfangsritual
Weißt du noch, damals? Du bist am Prüfungstag aus dem Haus gegangen, hast dich mit deinen Kommilitoninnen vor dem Hörsaal getroffen, einen Kaffee gezogen und bist ein letztes Mal deine Unterlagen durchgegangen. Dann fing die Prüfung an.
Diese Form der wiederkehrenden Handlung wird in der Psychologie als Ritual bezeichnet – und Rituale können dir dabei helfen, deine Ziele zu erreichen. Daher solltest du auch vor Onlineprüfungen ein festes Ritual einführen. Gehe zum Beispiel eine Runde um den Block oder atme einfach ein paar Minuten tief durch. Eigentlich ist es egal, was du machst – Hauptsache, du sendest ein Signal des Aufbruchs und versetzt dich in eine konzentrierte Stimmung.
4. Sprich mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen
Der Kontakt zwischen Studierenden ist in diesem Semester stark eingeschränkt. Jetzt in der Prüfungsphase wird diese Isolation noch einmal besonders deutlich: Während sich viele Studierende bereits an Onlinevorlesungen gewöhnt haben, sind Einzelklausuren im Onlinemodus für viele neu – und die Studis mit ihrer Nervosität und Unsicherheit allein. Kein Mutmachen unmittelbar vor der Prüfung, keine bedeutungsvollen Blicke quer durch den Hörsaal.
Darum: Kontaktiere deine Kommilitonen vor der Prüfung. Ruf sie an oder organisiere eine kurze Videokonferenz. Sprich dich ein letztes Mal mit deinen Mitstudierenden ab und mach dir bewusst, dass du in der Prüfungssituation nicht allein bist.
5. Simuliere deine Prüfung
Einige Tage vor deiner Onlineprüfung solltest du eine Generalprobe abhalten. Damit meine ich einen Härtetest, in dessen Rahmen du alte Klausuraufgaben unter realen Prüfungsbedingungen bearbeitest. Das bedeutet: nur mit zugelassenen Hilfsmitteln, ohne externe Unterstützung, auf Zeit, mit laufender Webcam und so weiter.
Versuche, deine Prüfung so gut es geht zu simulieren. Tue so, als sei es schon die richtige Prüfung. Auf diese Weise entwickelst du ein Gefühl für die bevorstehende Herausforderung und machst dich im Vorfeld mit der Situation vertraut. Zudem spürst du so Wissenslücken und Verbesserungspotenziale auf, an denen du noch arbeiten kannst.
Fazit
Onlineprüfungen fühlen sich im ersten Moment komisch an. Dein Laptop, die Prüfungsfragen und du – mehr nicht. Keine Kommilitoninnen, kein Papierrascheln, keine Profs, die durch den Hörsaal stolpern und »Es steht alles in der Aufgabenstellung« nölen.
Etwas Uni-Romantik mag durch diese Prüfungsform verloren gehen, doch das muss nicht zu deinem Nachteil sein. Mit ein paar strategischen Anpassungen kannst du diese digitale Prüfungssituation meistern. Erste Studis haben mir schon davon berichtet, dass ihnen Onlineprüfungen besser liegen als die üblichen Klausuren. Vielleicht ist es bei dir genauso – ich drücke die Daumen.