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Foto: Zaha Hadid Architects/ OKO Group

Hadid-Bau bei Moskau Ein Immobilienmogul hebt ab

Capital Hill ist das einzige private Wohngebäude, das die Stararchitektin Zaha Hadid zu Lebzeiten gebaut hat. Es gehört dem "russischen James Bond" und steht in der Moskauer Reichensiedlung schlechthin.

Eigentlich sollte dieses Haus bereits 2010 fertig sein. Doch wie es eben manchmal so ist bei besonders aufwendigen Projekten, kann sich die Schlüsselübergabe durchaus um einige Jahre verzögern - nicht nur auf Berliner Flughafenbaustellen oder in der Hamburger Hafencity, sondern auch in Moskauer Nobelvororten. In Barwicha, der Reichensiedlung schlechthin, hat der russische Milliardär Vladislav Doronin nun seine neue Villa in Empfang genommen. Der futuristische Bau ist in Anlehnung an Doronins Immobilienfirma Capital Group "Capital Hill" getauft worden.

Das in einem Waldstück gelegene Objekt wurde von der 2016 verstorbenen Stararchitektin Zaha Hadid entworfen. Es ist das einzige private Wohngebäude, das die Pritzker-Preisträgerin zu Lebzeiten gebaut hat. "Ein Meisterwerk", sagt Hadids ehemaliger Geschäftspartner Patrick Schumacher, der seit ihrem Tod das Architekturbüro leitet und den Bau mitgestaltet hat. "Dieses Projekt ist ein Zeugnis von Zahas Genie", so Schumacher. Das vierstöckige Gebäude vereine alle Merkmale eines Hadid-Baus: komplizierte organische Formen, komplexe Raumanordnungen, viele Überraschungen, Raffinesse und Schönheit.

Der Bauherr selbst schwärmt in dem Video: "Zahas Vision machte alles möglich, was ich wollte." Doronin hatte der Architektin bei einem ihrer Treffen in London gesagt: "Ich möchte morgens aufwachen und nur den blauen Himmel sehen. Ich möchte keine Nachbarn sehen und mich frei fühlen." Daraufhin habe Hadid entgegnet, dann müsse er über den Pinien und Birken auf seinem Grundstück schlafen, und ihm eine Skizze auf eine Serviette gemalt.

Hadids Entwurf sah einen zweigeteilten Korpus vor: Der untere Gebäudeteil ist in das Hanggrundstück eingebettet und verschwimmt fast mit der Landschaft. Darüber, 22 Meter über der Erde, steht der Blickfang der Villa. Das auf drei Säulen gestützte Schlafzimmer des Hausherren mit riesigem Balkon und unversperrter Sicht über die Baumwipfel. Ganz so, wie es sich der Auftraggeber gewünscht hatte.

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Foto: Zaha Hadid Architects/ OKO Group

Die Säulen setzen den unteren und die oberen Gebäudeteile miteinander in Dialog und bieten Platz für einen verglasten Fahrstuhl und ein Treppenhaus sowie einen Technikschacht. Die Säulenkonstruktion durchbricht das Dach der Eingangshalle und lässt so zusätzliches Licht ins Foyer. Von hier gelangt man in die weiteren Bereiche des Hauses.

Im Erdgeschoss geht es nur um die Virilität des 53-Jährigen ("Der russische James Bond." Zaha Hadid über Doronins Vermögen und Geschmack). Die Wellnessarea besteht aus Ruheraum, Massage- und Fitnessbereich, Sauna und Dampfbad. Im ersten Stock liegen Wohn- und Esszimmer, die Küche, außerdem ein Unterhaltungsraum, ein Indoorpool und die Garage für Doronins Autos. Im ersten Stock schlafen Gäste und Kinder, außerdem stehen hier Doronins Bücher und sein Schreibtisch.

Doronin machte sein Geld zunächst in der Schweiz als Rohstoffhändler für Marc Rich, dem von den USA Steuerhinterziehung und illegale Geschäfte mit Iran vorgeworfen wurden. 1993 gründete Doronin dann in Moskau seine Capital Group, die heute sieben Millionen Quadratmeter im Portfolio hat. Ihm gehören außerdem die Oko-Group, bis 2017 Eigentümerin von Europas höchstem Wolkenkratzer, und die Luxus-Hotelkette Aman.

In unserer Artikelserie "Die Heimsuchung" stellen wir Ihnen in loser Folge außergewöhnliche Immobilien vor, die zum Verkauf stehen, gerade gebaut oder geplant werden. Heute empfehlen wir Ihnen in unserem Steckbrief: Capital Hill.

Lage: Barchiwa, Moskau, Russland

Zimmerzahl: Zwei große Wohnzimmer, Kinderzimmer, Penthouse-Schlafzimmer

Garten: Das Grundstück verfügt über alten Baumbestand und ist von außen nicht einsehbar.

Extras: Wellnessbereich, Wachhäuschen, Aussichtsplattform, Swimmingpool

Stilfaktor: Fließende Formen, Glas, Beton und Stahl ergeben ein Gebilde, das ein wenig an einen Flugzeugträger erinnert. So etwas gibt es sicher kein zweites Mal, und das Haus sieht auch besser aus als die durchschnittlichen Protz-Villen der Gegend. Wirklich schön ist es aber nicht.

Wer fühlt sich hier wohl? Russische Oligarchen und James Bond

Unbedingt mitbringen! Zugangskarte für die hermetisch abgeriegelten Kolonien, Fernglas, gute Kontakte in den Kreml.

Nachbarn: Schon zu Sowjetzeiten wohnte hier die Elite. Früher stand hier auch die Datscha Josef Stalins, wo er 1953 starb. Der russische Präsident hat in der Nähe ein Gästehaus, Schloss Meyendorff, und auch Putins persönliche Residenz, Nowo-Ogarjowo, liegt in der Gegend.

Unterhalt: Geld spielt hier schon längst keine Rolle mehr.

Altersgerechtes Wohnen: Bei Parteibonzen war die Gegend schon immer beliebt, weil hier viele Bäume aber keine Fabriken standen. Ein ideales Erholungsgebiet mit vielen Sanatorien, für alle, die es sich leisten können.

Weitere Infos: Gibt es bei Zaha Hadid Architects .

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