
Fotostrecke: Erfolgreich angezogen
Kleidung und Karriere Anziehen, aufsteigen
Wenn wir neue Menschen kennenlernen, achten wir für den ersten Eindruck nur zu sieben Prozent auf das Gesagte. Den Großteil unserer Aufmerksamkeit widmen wir Äußerlichkeiten: 55 Prozent bleiben an der äußeren Erscheinung hängen, 38 Prozent bei der Stimme, hat der US-Amerikaner Albert Mehrabian Ende der Sechzigerjahre in Experimenten ermittelt. Attraktivitätsforscher empfehlen daher: Machen Sie sich zur besten Version Ihrer selbst.
Gutes Aussehen erhöht die Jobchancen um bis zu 20 Prozent, hat eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit ergeben. Das richtige Styling kann dazu maßgeblich beitragen. Arbeitgeber, Personaler und Kunden schenken schöneren Menschen mehr Aufmerksamkeit. In Deutschland ist der "Schönheitsbonus" besonders groß, meint Eva Sierminska, die an der Studie mitgearbeitet hat . Deutlich höher als zum Beispiel in den USA oder Brasilien. Vor allem bei Männern fällt der Bonus stärker ins Gewicht. Gut aussehende Herren erhalten bereits zu Karrierebeginn bessere Jobs und Gehälter als ihre reizloseren Kollegen.
Wie aber kann das Styling dazu beitragen, die Attraktivität zu erhöhen? Was hat den größten Einfluss?
Noch vor der Kleidung kommen Gesicht und Haare. Hier wandert unser Auge als Erstes hin. Die Basis von Schönheit bilden Symmetrie und Durchschnitt, so Frank Naumann, Autor des Buches "Schöne Menschen haben mehr vom Leben".
Schöne Menschen haben mehr vom Leben: Die geheime Macht der Attraktivität
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30.05.2023 13.29 Uhr
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Kleidung diene dazu, uns dem Ideal des Mittelmaßes anzunähern, indem sie Abweichungen kaschiert. Das vermag auch der richtige Haarschnitt zu leisten, der auf die Gesichtsform abgestimmt ist und etwa eine zu hohe Stirn oder ein zu kleines Kinn ausgleicht. Die Frisur wird sogar noch vor dem Gesicht wahrgenommen, fanden Forscher der US-amerikanischen Universität Yale heraus . Wirken die Haare kaputt, prägen sie den ersten Eindruck eines Menschen so negativ, dass andere Merkmale dies nicht mehr retten können. Sogar welche Haarfrisur und -farbe die höchste Attraktivität hat, haben die Wissenschaftler ermittelt: Bei den Männern ist es eine halblange Frisur mit Seitenscheitel - bei Frauen stehen Blond und Brünett für mehr Attraktivität als Rot oder Schwarz.
Welches Kleidungsstück drückt am ehesten Erfolg aus? Wie muss Kleidung aussehen, damit sie Erfolg verkörpert?
Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Anzug die sicherere Bank fürs Business. Doch für jüngere Arbeitnehmer und in kreativen Branchen spielt er eine immer geringere Rolle. Als Garant für den erfolgreichen Auftritt gelten hingegen nach wie vor: die Schuhe. Wer Erfolg ausstrahlen will, kann nicht mit abgewetzten, ungeputzten Schuhen erscheinen. "Ich gucke immer auf die Schuhe. Sind sie sauber? Ein wichtiges Zeichen insbesondere bei Kundenterminen", sagt der Styling-Experte Steven Mills aus Berlin . Seine Kunden sind zum Beispiel Manager, die nach einem Karrieresprung plötzlich 300 Leute statt 5 unter sich haben und sich hierfür neu einkleiden wollen. Ob braunes Leder oder weiße Sneakers kommt auf die Branche an. Auf jeden Fall sollte der Gürtel farblich zu den Schuhen passen, besonders wenn dieser sichtbar getragen wird.
Welche Rolle spielen Passform und Qualität?
"Vor allem Männer in Führungspositionen sollten Erfolg ausstrahlen. Die Kleidung muss ausdrücken: Ich bin selbstbewusst und achte auf mich", meint der Personal-Shopper Steven Mills. Passform und Qualität der Kleidung sind deshalb für den gebürtigen New Yorker das oberste Gebot. Ob Anzug, Chinohose oder V-Pullover bei Männern: Die Kleidungsstücke müssen sitzen. Suchen Sie sich einen guten Änderungsschneider. Steven Mills sieht als Stilvorbilder die deutschen Profifußballspieler, die bei öffentlichen Auftritten oft perfekt sitzende Anzüge und saubere Haarschnitte tragen. "Je höherwertig die Kleidung, desto mehr Wert und Respekt billigen wir der Person, die in ihr steckt", ergänzt Buchautor Frank Naumann. Eine Studie der Universität Yale bestätigt: Kleidung von hohem sozialen Rang kann die Dominanz und Leistung im Beruf maßgeblich beeinflussen. Eine zweite Untersuchung aus den USA ergab gar, dass besser gekleidete Menschen abstrakter und in größerem Rahmen denken können. Stilberater empfehlen deshalb karrierewilligen Mitarbeitern: Kleiden Sie sich nicht für die Position, die Sie haben - sondern für die, die Sie wollen.
Die Rolle von Farben: Auffallen oder der Mittelweg?
Als sicher gilt für Berater: weniger ist mehr, lieber unauffällige Eleganz statt bunter Paradiesvogel. Erst mal müssen die Basics stimmen. Das gelingt durch die Wahl von dezenten Grundfarben, wie Schwarz, Blau und Grau. Frank Naumann empfiehlt, etwas aus der Masse herauszuragen. Leuchtende Farben oder Muster können das Outfit veredeln. Knallige Socken, ein leuchtendes Einstecktuch, eine geschmackvoll gemusterte Krawatte. "Aber immer lieber klein- als großflächig", warnt Shopping-Berater Steven Mills. Das gilt vor allem, je älter wir werden. Die Stilexpertin Elisabeth Motsch aus Salzburg ergänzt, stets die Branche und ihren Dresscode zu berücksichtigen: Die 54-Jährige berät Führungskräfte sowie Mitarbeiter mit Kundenkontakt zum Styling im Beruf. In einer Runde mit Bankern würde sie niemals Zitronengelb tragen. Zu unseriös. Das Outfit muss zum Produkt passen. "Als Frau würde ich in so einem Umfeld auch kein Rosa tragen." Für die Österreicherin ist Deutschland in punkto Businesskleidung immer noch ein Entwicklungsland. Vor allem bei den Männern. Auf Vorträgen könne sie die gut angezogenen Männer an einer Hand abzählen. "Deutschen Männern fehlt leider die Freude, sich für die Arbeit gut anzuziehen." Stilvorbilder seien hier die Italiener.
Lässt sich die Kraft von Marken und Labels nutzen?
"Aus bestimmten Signalen wie Luxusartikel und Markenkleidung schließen Menschen auf die Expertise", erklärt die Sozialpsychologin Maria Agthe von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wissenschaftler nennen das den "Halo-Effekt": Wer attraktiv wirkt und teure Kleidung vorführt, wird auch eher als intelligent, beliebt oder erfolgreich wahrgenommen. Doch Vorsicht: Nicht jedem Betrachter gefällt die protzige Markenuhr oder auffällige Luxustasche. Gerade in Deutschland komme Bescheidenheit besser an, weiß Stilberaterin Elisabeth Motsch und empfiehlt, Statussymbole wohldosiert einzusetzen. Zudem müssen die Accessoires auch zum Träger passen: Was nützt die klobige Uhr an einem bescheiden auftretenden Mann, die große Statement-Kette an einer leisen Frau? "Der schöne Schein alleine reicht nicht aus. Kleidung und Persönlichkeit müssen zusammenpassen", bilanziert die Stilberaterin. "Die inneren Kompetenzen sollten das einhalten, was die Verpackung verspricht." Dann bleibe der erste Eindruck auch nachhaltig positiv.