London Fashion Week
Brave Ladys und ravende Banker
Für Victoria Beckham und Burberry-Designer Ricardo Tisci war es jeweils die zweite Modenschau in London. Während das Ex-Spice-Girl für nicht allzu brave Frauen entwirft, kümmert sich Tisci um Raver und Banker.
"Ordentlich, aber sicher nicht prüde", so stellt sich Victoria Beckham, Ex-Posh-Spice, ihre Kundinnen vor. Wie das aussieht, zeigte sie am Sonntag in London. Es war ihre zweite Modenschau in ihrer Heimatstadt, seit ihrem Abschied von der New Yorker Modewoche vergangenes Jahr. In ihrer Herbstkollektion für 2019 mixt die englische Designerin formellere Kleidung mit modernen Elementen.
Die Basis bilden Blazer - beigefarben und kleinkariert oder frischer in Weiß mit Fensterkaros - und Tweedmäntel, die Hosen sind weit und entweder VB-typisch mit Schlag oder nach unten verjüngt (tapered). Außerdem Seidenblusen mit Wasserfallkragen und wadenlange Bleistiftröcke.
Foto: Henry Nicholls/ REUTERS
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Victoria Beckham
Für den Biss sorgen vorne offene Sockboots in Knallrot oder mit Leopardenmuster. Das Beige und Hellbraun der Oberteile und Hosen kontrastiert Beckham mit Satinpumps in Gelb, Fuchsia oder Orange. Als Muster dienen neben Ketten jede Menge Karos, die also noch mindestens eine Saison angesagt bleiben werden. Ein Look bestand aus Mantel, Hose und Tragetasche, alles in demselben Karo (dazu passt ein fliederfarbener Rollkragenpullover).
Victoria Beckham zeigte einmal mehr moderne, aber zugleich äußerst vielseitige und vor allem leicht tragbare Damenmode. Insofern überrascht es, dass ihr Label seit 2013 Minus macht. Denn eigentlich könnte das Ex-Spice-Girl sehr gut die Lücke füllen, die Phoebe Philo mit ihrem Ausstieg bei Celine gerissen hat. Vielleicht ändert das ja die angekündigte Kosmetiklinie. Es war nämlich sicher kein Zufall, dass so viel "Lipstickred" zu sehen war.
Burberry für die Straße und fürs Büro
Für Ricardo Tisci war es ebenfalls die zweite Modenschau in seiner alten neuen Heimat London. Er kennt die Stadt aus seiner Studienzeit am Central Saint Martins College. Aus dieser Zeit stammt auch seine Begeisterung für die Klubkultur. Weil London aber nicht nur von Ravern bevölkert wird, hat der Italiener für Burberry auch elegante Outfits designt.
Zunächst aber zum Stoff für diejenigen, die zwar das Einkommen eines Bankers, aber nicht dessen Attitüde haben. Für sie gibt es Kunstpelzmäntel, Korsettkleider, Parka, Duffel Coats, Sneaker und Jogginghosen. Alles eher baggy geschnitten und teilweise mit ungewöhnlichen Details wie Knopfleisten an der Vorderseite der Sakkoärmel oder stattdessen mit Reißverschluss.
Foto: Mike Marsland/ WireImage
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Burberry
Der zweite Teil der Modenschau war dann für die klassische Burberry-Fraktion: Mäntel kurz und lang, gegürtete Kleider und Faltenröcke, klassische Anzüge, Krawatten und sogar ein Zweireiher. Kein Kunststoff, fast keine Logos und noch weniger Karos. Den Trenchcoat zerlegt Tisci in seine Einzelteile und baut daraus eine moderne Version des Burberry-Bestsellers. Als Abendgarderobe präsentierte Tisci Trägerkleider in Beige und Schwarz-Weiß.
Nicht nur die Kollektion war zweigeteilt, auch die Modenschau. Es gab zwei Räume mit unterschiedlicher Musik: pumpender Rap im einen, Instrumentals und Nachrichtenansagen im anderen. Ricardo Tisci scheint bei Burberry angekommen zu sein, er spielt mit den typischen Elementen der Marke, ohne den Traditionalisten zu geben.