Mode Vitaminkur für Mailand

Gemischte Kollektionen und wildes Trend-Gesample: Bei der Modewoche zeigte sich, dass die Traditionsmarken den Anschluss an junge Käufer verlieren. Für frische Looks sorgten neue Label. Oder? Stimmen Sie ab!
Stil/ Auswahl KOMBO

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Foto: AFP; Getty Images

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Während die etablierten Mailänder Häuser damit beschäftigt waren, der Generation Instagram zu gefallen, haben junge Marken die Modewoche aufgemischt. Labels wie Palm Angels, Msgm, Sunnei oder die koreanischen Newcomer Besfxxk gehörten mit zum Spannendsten, was bis Montagabend in Mailand gezeigt wurde.

Streetwear aus dem Nationalpark

Palm Angels vereinte in seiner Show alle Trends, die seit einiger Zeit von der Streetwear ausgehen: Marken-Kooperationen (in dem Fall mit Sportartikler Under Armour), Neonfarben, dick besohlte Turnschuhe und Funktionskleidung. Einzig die Details verrieten, dass Palm Angels eine Luxusmarke sein soll. Die Laufshorts zum Beispiel sind aus Wildleder.

Palm Angels SS 2019

Palm Angels SS 2019

Foto: MARCO BERTORELLO/ AFP

Hinter der Marke steckt Francesco Ragazzi, der früher Geld mit Fotos von Skatern machte. Die Sommerkollektion 2019 gestaltete der Italiener aber nicht mit einem Skatepark vor Augen, sondern mit dem Yosemite Nationalpark. Das erklärt die Adlermotive. Dazu kommen Safarihüte, Bauchtaschen und Brustbeutel. Als Sonnenschutz dienen Schwimmbrillen, die an Love-Parade-Zeiten erinnern.

Achtzigerjahre Adria-Schick

Massimo Giorgettis Msgm-Kollektion lässt ebenfalls vergangene Tage wieder aufleben. Die gewohnt farbenfrohen Teile sind angelehnt an die Achtzigerjahre an der Adriaküste, als der Designer den Stil der Strandgänger in seiner Heimatstadt Rimini bewunderte. Heute heißt das: Pastellfarben, Palmenmuster und Kopftücher. Die Nadelstreifen kommen eher aus Mailand, wo der 41-Jährige vor acht Jahren sein Unternehmen gründete. Andere Motive borgte er sich bei Tablettenherstellern, Manga-Comics und dem Fotografen Roger Minick.

MSGM SS 2019

MSGM SS 2019

Foto: MIGUEL MEDINA/ AFP

Seinen Bilderschatz packt Giorgetti auf schimmernde Button-Down-Hemden und locker sitzende Strickpullover, kombiniert mit Jeansshorts über extralangen Boxershorts. Zum Schwimmen gibt es limettengrüne Höschen. Die Füße stecken in Ledersandalen - getragen über knallbunten Socken - oder Turnschuhen.

Prada: ungewollt sexy

Sneakers gab es auch bei Prada. Doch "jung" bedeutet für Miuccia Prada nicht unbedingt Streetwear. Sie versuche Eleganz auf junge Art zu interpretieren, sagte sie nach der Vorstellung ihrer Herrenkollektion. Das neue Markenzeichen, das auf fast alle Teile genäht war, muss da eher als ironische Antwort auf die grassierende Logo-Manie verstanden werden. Dazu trägt der Prada-Mann im kommenden Frühjahr Sakko über Rollkragen und an den Beinen knappe Shorts (der "Minirock für Männer").

Prada SS 2019

Prada SS 2019

Foto: MIGUEL MEDINA/ AFP

"Ich wollte nie, dass Prada sexy ist", behauptete die Designerin. Doch wenn der Rest der Modewelt auf kastige Formen setze, dann müsse sie eben das Gegenteil abliefern. Neu sind die Schnitte nicht unbedingt, aber angesichts der zuletzt immer weiteren Silhouetten durchaus außergewöhnlich. Bis auf ein paar Teile mit psychedelischen Prints verwendete Prada neutrale Farben. Neben dem traditionellen Nylon kamen auch Wildleder und Denimstoffe zum Einsatz.

Das Neue ist das Alte

Domenico Dolce und Stefano Gabbana glauben, den Trend hin zu sportlichen Outfits lange genug beobachtet zu haben, um zu verstehen, was die jungen Menschen wollen: Mehr vom alten. "Eine Sache, die wir gelernt haben, ist, dass die neue Generation von uns am meisten unsere Klassiker will. Die perfekt geschnittenen Anzüge, Smokings, schwarze Spitze, gemusterte Seidenkleider", sagte Gabbana vor der Show zur US-"Vogue".

Monica Bellucci bei Dolce & Gabbana

Monica Bellucci bei Dolce & Gabbana

Foto: Andreas Rentz/ Getty Images

Da sich die D&G da aber offenbar doch nicht so sicher sind, gab es außerdem eine Mischung aus allem, was anderswo funktioniert: Baseballhemden und -jacken, Sockenschuhe und klobige Dad-Sneakers. Eine Premiere war nur der Auftritt von Elias Becker, dessen Vater gerade als verschuldeter Möchtegern-Diplomat der Zentralafrikanischen Republik Schlagzeilen macht. Das Neumodel lief neben Altstar Naomi Campbell und Gaststar Monica Bellucci.

Kleidung trifft Architektur

Simone Rizzo und Loris Messina präsentierten ihr Label Sunnei vor dem Hintergrund der Mailänder Skyline, im 31. Stock von Gio Pontis Pirelli-Hochaus. Die geschwungenen Decken und gemusterten Fliesen waren eine ideale Kulisse für die reduzierte Kollektion mit klaren Linien, gezeichnet in Blassblau, Pistazie und Grau.

Sunnei SS 2019

Sunnei SS 2019

Foto: Luca Bruno/ AP

Erstmals zeigte Sunnei auch Damenmode. "Es macht kaum einen Unterschied, ob wir für Männer oder Frauen entwerfen. Wir müssen es leider kategorisieren, aber für uns ist es dieselbe Sache", sagte Rizzo hinterher. Tatsächlich funktionieren die Fallschirmhosen an Frauen wie Männern. Den Unterschied machten nur die Oberteile: Für sie ein Stricktop, für ihn ein Hoodie. Zum Drüberziehen gab es Anoraks - transparent und mit asymmetrischem Saum bei den Frauen, mit fallendem Revers bei den Männern, damit die Jacke auch als Anzugjacke getragen werden kann.

Maßkonfektion für die Straße

Die südkoreanischen Newcomer Jae Hyuk Lim und Bona Kim stellten in Mailand ihre Marke Besfxxk vor, eine Mischung aus japanischen Stoffen, US-amerikanischen Streetstyles und britischer Schneiderkunst. Die beiden 33-jährigen Designer dekonstruieren Kleidung, bevor sie daraus ihre Herren- und Damenkollektion neu zusammensetzen.

Besfxxk SS 2019

Besfxxk SS 2019

Foto: Andreas Rentz/ Getty Images

Ein Oberteil für Männer ist zum Beispiel zusammengenäht aus einem T-Shirt und einer Jeansjacke. Auch für die Frauen komponieren sie entlang einer vertikalen Trennlinie: Herrenhemd auf der einen, Bluse auf der anderen Seite. Ihr Stil ist clever designt. Je nachdem, wie die Teile geknöpft werden, ergeben sie vollkommen unterschiedliche Outfits. Manche können sogar verkehrtherum getragen werden.

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Mit Material von AP / afp
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