Kunstleder, Metall, Technoparties. Das Berliner Modelabel "NAKT” hat sich auf Techno-Mode spezialisiert. Und dann mussten Anfang März die Clubs schließen, die Nachfrage sank drastisch:
Moritz Danner, Gründer von "NAKT":
"Am Anfang von Corona waren wir schon so: Oh mein Gott, was passiert jetzt mit uns? Und da hatten wir schon ganz schön viele Krisengespräche. Und dann kam relativ schnell: okay wir brauchen was neues, weil Clubwear ist natürlich im Endeffekt mit den Clubs tot."
Es kam zuerst das naheliegende: Masken. NAKT produziert alle Kleidungsstücke in Berlin und konnte sofort mit der Produktion loslegen. Aber bald war der Markt überschwemmt von Masken.
Moritz Danner, Gründer von "NAKT":
"Dann haben wir eben überlegt: ok was jetzt? und haben die Swimwear rausgebracht, das lag nah, es war Sommer und es hat ohnehin gut zu unseren Bodys und so weiter gepasst. Und dann haben wir die Streetwear Kollektion entworfen. insofern hat es uns auf vielen Ebenen inspiriert was Neues zu machen, oder eben genötigt, wie man es will."
Der Umsatz und die Verkäufe sind seit Beginn der Pandemie sogar gestiegen - es sind Zielgruppen hinzugekommen.
Moritz Danner, Gründer von "NAKT":
"Auf der einen Seite ist das natürlich cash, auf der anderen Seite wollen wir auch "techno" bleiben und wollen nicht Mode für jedermann machen, sondern wir bleiben bei unseren Technoleuten."
Kleine Firmen wie "NAKT” können schnell auf äußere Veränderungen reagieren. Für große ist es mitunter schwieriger.
Carl Tillessen, Trendanalyst:
"Spektakuläre Fotoshootings, an irgendwelchen exotischen Orten machen, all das geht im Moment einfach nicht und dadurch haben in gewisser Weise kleinere Marken, die gleichen Chancen im Moment, wie die großen Marken. oder ähnliche Chance, wie die großen Marken."
Vor allem die Marken, die Business-Mode verkaufen, haben ihren Markt verloren.
Carl Tillessen, Trendanalyst:
"Remote-arbeiten und diese ganzen zoom Konferenzen, ich glaube, das war für viele ein Test, ob man diese Business-Dresscodes, wie wir sie kennen auch weiterhin braucht. Die klassische Arbeitsuniform wie Anzüge und Krawatten und Hemden wurden ja auch dadurch gerechtfertigt, dass es einfach Respektsbekundungen seien. Und jetzt hat man das mal ausprobiert, ist seinem Chef oder seinem Kunden auch mal am Bildschirm begegnet im Sweatshirt und hat festgestellt: Ja, es kommt gar nicht zur Katastrophe."
Die Modebranche lebt auch von Events - das Modejahr war immer streng getaktet. Feste Termine für Fashionshows gaben den Rhythmus an. In Berlin gab es in diesem Jahr nur einen einzigen Termin.
Anja Gockel, Designerin:
"Also wenn man unter normalen Umständen hundert Stunden braucht, um eine Modenschau vorzubereiten, braucht man unter Coronabedingungen tausend Stunden."
Auch im Oktober zeigt die Mainzer Designerin unter strengsten Auflagen ihre Kollektion live. Den großen Aufwand ist es ihr wert.
Anja Gockel, Designerin:
"Wenn ich eine Modenschau nur online habe, dann ist das natürlich wie ein Film, so als würde ich mir einen Film von irgendwo irgendwann anschauen und das ist das Problem."
Für ihre Kollektionen in diesem Jahr musste Anja Gockel ihr Budget radikal kürzen: Statt 25.000 Euro gab Sie nur 5.000 für Stoffe aus. Weniger Geld, dafür mehr Kreativität und Kooperation mit anderen Künstlern:
Anja Gockel, Designerin:
"Überraschenderweise - und das finde ich wirklich krass, weil ich habe es ja 25 Jahre anders gemacht, die Kollektion "Asuka” - Der Duft von Morgen - auf Japanisch, ist die Schönste, die ich je gemacht habe, weil sie fokussiert ist, sie ist klar, hat weniger Stoffe, die aber Icons sind, die unverkennbar sind."
Keine Frage - wie viele Branchen ist auch die Modebranche schwer von den Einschränkungen getroffen. Aber mit ihrer Kreativität haben viele Designer und Designerinnen Überlebensstrategien entwickelt, die sogar die Krise überdauern könnten.
Anja Gockel, Designerin:
"Ich finde in dieser Zeit kommt es darauf an, dass man tut, dass man sich nicht verzweifelt in die Ecke setzt, sondern dass man rausgeht und sagt: "Okay, 80 Prozent gehen nicht mehr, aber wo sind die 20 Prozent, die mir noch ermöglichen am Leben zu bleiben."
Und vielleicht ist nach der Pandemie dann doch nicht alles wie vorher.