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Rezept für Pimientos de Padrón Achtung, Sie spielen Zungenroulette

Im Sommer stecken wir mal die Nase in die Kochtöpfe der beliebtesten Urlaubsregionen - eine Serie, die von Spanien bis ins tiefste Bayern führt. Los geht's mit: Pimientos de Padrón. Kann scharf enden.

Fremde Länder, fremde Töpfe. Während Tim Raue sich in "Kitchen Impossible" die Schnecken für seine Suppe selber im Gestrüpp suchen muss, haben Molluskel-Freunde diesen texturell wie geschmacklich recht gewöhnungsbedürftigen spanischen Eintopf bereits im Mai beim "Fira del Caragol Mallorca" - dem Schneckenfestival - hinlänglich gefeiert. Natürlich hat Spanien kulinarisch weit mehr zu bieten, was aber wahrscheinlich nicht der Grund ist, warum die iberische Halbinsel auf der Urlaubsbeliebheitsskala der Deutschen so beharrlich den ersten Platz belegt.

Der scheint vom blauen Himmel herab, an mehr als 300 Tagen pro Jahr. Andererseits: Wieso liegt dann die Ostsee an zweiter Stelle und die Nordsee auf Rang sechs? Und das, obwohl dort dieses Jahr noch nicht einmal die knatschgelben Südwester Schutz vor den permanenten Starkregenereignissen bieten? Die wahren Mehrheiten urlauben ja ohnehin im schönen Balkonien: 39,6 Prozent sind laut einer Allensbach-Umfrage in den letzten zwölf Monaten gar nicht in den Urlaub gefahren.

Alle anderen wollen wir in diesem Sommer hobbykochtechnisch ein bisschen begleiten und in den kommenden Wochen je ein typisches Gericht der Urlaubs-Top-5 kochen: Heute beginnend mit den einfachsten aller spanischen Tapas, gefolgt von Nord- und Ostsee (Brathering mit Hausfrauensauce), Italien (8,1 % Beliebtheit) mit einer vegetarischen Rucolapesto zur Pasta, einer scharfen Krensuppe aus Österreich (7,7 %), sowie einem ausgefuchsten bayrischen Raditeller (7,3 %).

Spanien ist ähnlich wie die meisten großen Staaten Europas (über 46 Millionen Einwohner) kulinarisch stark geprägt von den sehr unterschiedlichen Küchen seiner Regionen. Weit mehr als von den fast 5000 Kilometern Küstenlänge, die es für viele deutsche Urlauber wahrscheinlich interessanter macht als zum Beispiel der lokal berühmte Bohneneintopf mit Blutwurst aus Castilla y León, dem ärmlichen Paprikagemüse "Asadillo manchego" aus Castilla-La Manchas oder die Kutteleintöpfe Asturiens.

Dass sich landschaftliche Kargheit nicht immer auf dem Teller widerspiegeln muss, zeigt die felsige Extremadura mit ihren weltberühmten Schweinepopos. Das Land der vielleicht besten Schinken der Welt vom schwarzbehaarten "Iberico". Als "Bellota" mit der geschützten Herkunftsbezeichnung "Denominación de Origen Dehesa de Extremadura" zum Teil über 200 Euro das Kilo teuer - und als Siegel nur vergeben für die Schinken von Tieren, die vom Herbst bis zum beginnenden Frühjahr ausschließlich Eicheln, Gras und Kräuter gefressen haben. Wurde bei der Mast weiteres Futter (Mais, Soja) zugesetzt, dürfen die luftgetrockneten Keulen nur als "Recebo" verkauft werden.

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Natürlich sind auch andere Regionen eine Spezialitätenreise wert - von der Dorade im Salzmantel der auch auf dem Lande höchst fruchtbaren Murcia, über die weltberühmten Sterne-Tempel rings um das galicische Santiago de Compostela bis zu den vielfältig gefüllten frittierten Fleischrollen "Flamenquillos" in der Gluthitze Andalusiens, wo "Boquerones" (Sardinen) gebraten oder in Essig mariniert die Lieblings-Tapa von Spaniern und Urlaubern zugleich ist.

Prickelndes spanisches Zungenroulette

Ein Tapas-Snack, den viele Spanienurlauber längst problemlos zuhause nachkochen können, sind "Pimientos de Padrón". So gut wie alle großen Supermärkte in Deutschland haben diese kleine pikante Paprikasorte in der Gemüseabteilung vorrätig. Pimientos sind eine Chili-Art und dabei sehr heimtückisch: Jede Schote schmeckt unterschiedlich scharf, schon die Nachbarin eines ausgesprochen milden Exemplars am Strauch kann höllisch auf der Zunge brennen - eine Art spanisches Roulette.

Ursprünglich stammt diese Sorte aus Galicien, wo sie an buschigen Sträuchern im Freien bis zu 50 Zentimeter hoch wächst - unter Turbo-Bedingungen im Gewächshaus sprießen sie mannshoch. In Spanien werden die Schoten nach etwa zweieinhalb Monaten geerntet, solange sie noch grün sind. Ab drei Monaten werden sie rot, verändern den Geschmack im Gegensatz zu vielen anderen mittelgroßen dickwandigen Chilischoten wie Jalapeño, Arbol, Poblano oder Sivri Biber bei längerer Reifung aber nur kaum.

Ihr grasiger, leicht herber Geschmack kommt am besten zur Geltung, wenn sie nur kurz in Olivenöl gebraten werden. Längere Garzeiten beantworten sie mit großer Verbitterung.

Buen provecho!

Rezept für Pimientos de Padrón (Tapas für 4 Personen)

Vorbereitungszeit: 5 Minuten
Zubereitungszeit: 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr einfach

Zutaten

500 g Pimientos de Padrón
5 EL erhitzbares Olivenöl (raffiniertes Öl)
1-2 EL spanisches Flor de Sal (alternativ: Fleur de sel)

Zubereitung

Pimientos de Padrón unter fließendem Wasser sorgfältig abwaschen, im Sieb abtropfen lassen und mit Küchenkrepp trocknen. Das Öl in einer großen Pfanne stark erhitzen bis es raucht. Pfanne vom Herd ziehen und Hitze etwas vermindern. Pimientos de Padrón in die Pfanne geben, zurück auf den Herd ziehen und unter stetigem Rühren so lange braten, bis sich auf der Haut der Schoten sichtbare Blasen und braune Stellen bilden. Danach rasch servieren, denn die Schoten fallen nun ratzfatz in sich zusammen.

Fertigstellen & Anrichten

Beherzt mit dem Meersalz würzen und so heiß wie möglich auftischen. Pimientos de Padrón brauchen kein Besteck, sie werden einfach mit den Fingern gegessen. Dazu passen weitere Tapas und frisches Weißbrot.

Getränketipp

Stilvoll begleitet werden Tapas wie diese mit einer selbstgemachten Cava-Sangria mit hohem Fruchtanteil, oder einem vollmundig-frischen spanischen Rosado auf Eis wie zum Beispiel dem 2016 Mas Donis , einer Fruchtbombenmischung aus Garnacha, Cariñena, Syrah und Merlot.

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