Popcornvariation mit Szechuanpfeffer Silvesterkracher

Dieses Popcorn ist der ideale Begleiter nicht nur für die Silvesterparty. Außerdem ist es die letzte Folge unseres Hobbykochs. Der beißende Szechuanpfeffer lässt den Leser angemessen mitleiden.
Schmeckt nicht nur zu Silvester: Popcornvariation mit Szechuanpfeffer

Schmeckt nicht nur zu Silvester: Popcornvariation mit Szechuanpfeffer

Foto: Peter Wagner/ Foodbild

13 Jahre war Peter Wagner unser Hobbykoch. Eine lange Zeit, in der er tatsächlich nur ein einziges Mal eine Folge hat ausfallen lassen müssen, wegen eines Trauerfalls im engsten Familienkreis. Ansonsten erschien hier seit 2007 jede Woche ein Rezept, immer samstags. 669 Rezepte von ihm finden sich in unserer Datenbank. Sein erster Text war ein Plädoyer für den Weißkäse, überschrieben mit "Topfenschlagen mit Ötzi". Garniert war das Ganze mit einem Rezept für Pina-Colada-Nocken als Dessert für vier Personen - und schon damals für Vegetarier geeignet.

Anfangs erschienen die Rezepte als "Tageskarte Küche" im Kultur-Ressort von SPIEGEL ONLINE, später in der Rubrik Stil. Das passte insofern, als dass Peter Wagner nicht nur ein ausgezeichneter Koch ist - seit seinem 16. Lebensjahr ist das Schnibbeln, Simmern und Sautieren sein liebstes Hobby -, sondern auch jede Menge Stil hat. Zu allen seinen Rezepten wusste er die passende Weinbegleitung, und sollte es einmal kein Wein sein, war auch das kein Problem für ihn.

Peter Wagner kennt die Zutaten, aber auch ihre Produzenten und ihre Geschichte - und damit auch seine Leser. Denn er schreibt nicht einfach nur Rezepte, er liebt Essen und alles, was dazugehört. Fans seiner Kolumne haben bei ihm mindestens so viel über Essenszubereitung gelernt, wie über Esskultur und Nahrungsmittelproduktion oder auch über verwirrende Küchenbegriffe.

Außerdem servierte er regelmäßig die schmissigsten Zeilen. Zuletzt etwa "Tanze Gamba mit mir" für Spaghetti Marisco. Eines unserer Highlights war auch "Hier spielt die Feige die erste Geige" (Ziegenkäse mit Feigen). Klassiker sind auch "Nie wieder Soße aus der Dose" zu einem Rezept für Drei-Komponenten-Tomatensoße, "License to Grill" für gegrillten Lachs im Zitronenbett oder "Mutierte Maria, steh mir bei!" für einen zur Vorspeise umgemodelten Tresenklassiker: Bloody Mary am Stiel.

Doch so schön es auch war: Manchmal ist Zeit für Veränderung, und so wird dies heute die letzte Folge der Hobbykoch-Kolumne sein. Also lassen wir es noch mal krachen, aber nicht so, wie Sie vielleicht meinen. Groß aufgekocht wird heute nicht mehr. Dazu hat unser Hobbykoch genügend Anleitungen geliefert. Zum Beispiel hier, hier und hier.

Nein, zum Schluss wird es so einfach wie raffiniert: scharfes Popcorn als Partyfood.

Peter Wagners Küchenwissen bleibt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erhalten. Nicht nur über unser Archiv. In Zukunft werden Sie den ein oder anderen Foodtrend von ihm kennenlernen, oder hilfreiche Küchengadgets. Und wenn es ein neues Standardwerk für das Kochbuchregal gibt, seien Sie sicher: Peter Wagner wird es Ihnen vorstellen. Wer noch mehr möchte, dem sei die Webseite unseres Autors  empfohlen.

Nun aber Bühne frei für Peter Wagner zum Abschied:

"Ich wünsche allen, die in dieser Zeit mit meinen Rezepten und Texten am Herd standen und sich mit mir gemeinsam wacker mit frischen Zutaten und kulinarischem Gestaltungswillen der wachsenden Phalanx von Plumpsköchen und Industrie-Menschenfutterherstellern entgegenstemmten, weiterhin viel Spaß, Genuss und Erfolg in ihrer ganz persönlichen heimischen Hobbyküche. Und nie vergessen: schmeggemusses!"

Dieses Popcorn ist der ideale Begleiter nicht nur für die Silvesterparty. Auch die schaurigen Horrorthriller am winterlichen Fernsehabend werden damit verschärft und zugleich befriedet: Die Kohlenhydrate beruhigen das Gemüt, der beißende Szechuanpfeffer lässt den Zuschauer angemessen mitleiden.

Rezept für Szechuan-Popcorn (Snack für 4 Personen)

Vorbereitungszeit: 5 Minuten
Zubereitungszeit: 5 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr einfach

Zutaten

2 EL Pflanzenöl
150 g Puffmais
1 Prise Salz
1 TL fein gemahlener Szechuanpfeffer

Zubereitung

Öl und Mais vermischen und in einen großen, schweren Topf geben. Deckel aufsetzen, stark erhitzen und die Maiskörner aufpoppen lassen - je nach Art der Herdplatte 2-5 Minuten. Dabei immer wieder leicht schütteln. Topf vom Herd nehmen.

Popcorn noch heiß mit Salz und dem Pfeffer mischen. Schmeckt am besten, solange es noch nicht vollständig abgekühlt ist.

Tipp

Popcorn gelingt nur mit der Sorte Puffmais, auch Perlmais genannt. Zucker- oder Futtermais sind nicht geeignet. Bei beschichtetem Kochgeschirr kann die Ölmenge reduziert werden.

Getränketipp

Ein kurzes Rezept und ein langer Weintipp - zum Jahreswechsel wird ja ohnehin mehr getrunken als gegessen. Traditionell traten auch diesmal wieder einige Schaumweine zum Silvesterpartytest an. Das sind unsere drei Gewinner:

Bei den Champagnern überzeugte uns der Wein des kleinen Familienbetriebes Drappier in Urville, wo bereits im Jahr 1152 der Heilige Bernhard, Gründer des Klosters von Clairvaux, die bis heute betriebenen Keller anlegte. Michel Drappier erzeugt dort reinsortigen Pinot-Noir-Champagner mit möglichst geringem Schwefeleinsatz und der Maxime, dass ihm die Authentizität und Natürlichkeit viel wichtiger sind als der Wettlauf um vermeintliche, aber letztlich doch nur "gemachte", aufgebauschte Exzellenz. Der Drappier Brut Nature* kommt durch den Verzicht auf jegliche Dosage mit einem Restzuckergehalt von weniger als 2 g pro Flasche denn auch als eines der reinsten und natürlichsten Prickelwässer Frankreichs auf den Gaumen.

In der Kategorie der europäischen Schaumweine jenseits der Champagne setzte sich einer der neuen Super-Proseccos durch. Ein imposantes Beispiel dafür, wie weit sich diese Weine inzwischen von den lange Jahre völlig zu Recht stigmatisierten gleichnamigen Flitzbrausen abheben. Der Ruggeri Cartizze Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG Brut* ist teurer als ein Discounter-Champagner, aber auch viel hochwertiger - gerade mal so viel Restzucker, dass er bei aller gebotenen Trockenheit noch weich und sanftperlend und vor allem wunderschön beerenfruchtig schmeckt.

Im Wettbewerb um den besten außereuropäischen Sekt hat ein Südafrikaner die Nase nicht nur vorn, sondern zugleich voller wunderbarer frischer Aromen von Äpfeln und Quitten - transportiert von der herrlich spritzigen Perlage des Méthode Cap Classique Brut* des kleinen Winzerbetriebes MAN Family Wines aus der Coastal Region an der Südspitze des afrikanischen Kontinents.

Der Sekt wird aus den Reben der autochthonen Sorte Chenin Blanc in der traditionellen Flaschengärung erzeugt, der vier Monate Eichenfassausbau vorangehen. Am Gaumen wirkt er frisch und belebend, und auch im langen Finale erinnert er an Champagner der großen Häuser und offenbart delikate Noten von Biskuit und Brioche.

*Bezugsquellen

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