

Das Children Village, ein Internatsneubau der brasilianischen Architekturbüros Aleph Zero und Rosenbaum, ist mit dem Riba International Prize 2018 ausgezeichnet worden. Das Projekt veranschauliche, wie herausragendes Design und architektonischer Ehrgeiz einen bedeutenden Einfluss auf die Gesellschaft haben könnten, heißt es in der Begründung der Jury.
Eigentlich handelt es sich beim "besten Gebäude der Welt" um zwei Gebäude, eins für Mädchen und eins für Jungs. Die beiden identischen Pultdachbauten liegen an einem Fluss und sind von einem Grünstreifen getrennt. Ausgedacht haben sich die Anlage Gustavo Utrabo und Petro Duschenes (Aleph Zero) gemeinsam mit Marcelo Rosenbaum und Adriana Benguela (Rosenbaum). Ähnlich wie die Kuratorinnen der diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig, verstehen sie Architektur als Treiber des gesellschaftlichen Wandels.
Das Team setzte nicht einfach einen am Leben vorbei geplanten Designwürfel in die grüne Landschaft. Ausgangspunkt aller Designüberlegungen waren die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder, keine Sichtachsen oder Schattenspiele. Der Planungsphase gingen viele Gespräche mit den künftigen Bewohnern voraus. Die Architekten wollten verstehen, was es braucht, damit ein Ort weit weg von Daheim trotzdem ein Zuhause werden kann. Ein Platz, an dem die Kinder eine eigene Persönlichkeit entwickeln und gleichzeitig Teil einer Gemeinschaft sein könnten, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
"Es war toll zu sehen, wie die Kinder die Gebäude zu ihren gemacht haben", so die Architekten. Es gehe um mehr als das bloße Konstruieren, sie hätten eine tiefe Verbindung zwischen jungen Menschen und ihrer Umwelt schaffen wollen. "Dieser Ort setzt das Öffentliche und das Private zueinander in Beziehung. Die Kinder wachsen hier alleine auf, sind aber Teil der Natur und eines Kollektivs."
540 Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren leben im Children Village in Formoso do Araguaia. Anstatt Schlafsälen mit 40 Betten wie früher gibt es nun Zimmer. Maximal sechs Schüler teilen sich eine Stube. Die Kinderzimmer liegen im Erdgeschoss, sie sind untergebracht in Lehmziegelbauten, die um Innenhöfe gruppiert sind. Im ersten Stock befindet sich der Gemeinschaftsbereich. Es gibt Gemeinschaftsräume, Leseecken, Fernsehzimmer und Balkone mit Hängematten, wo die Kinder sich erholen können.
Die tropischen Temperaturen - im Sommer kann es hier über 40 Grad heiß werden - und große Niederschlagsmengen stellten eine Herausforderung dar, schreiben die Architekten. Die Luftfeuchtigkeit kann nun durch Löcher in den Ziegeln entweichen. Der Regen fließt über die schrägen Dächer ab in einen Teich. Ist der voll, wird er umgeleitet in den Javaés.
Der RIBA International Prize wird alle zwei Jahre vom Royal Institute of British Architects (RIBA) vergeben. Neben dem Children Village wurden drei weitere Gebäude ausgezeichnet:
Die königliche Architektenkammer ehrt mit der Auszeichnung die besten neuen oder kürzlich fertiggestellten Gebäude weltweit. In diesem Jahr standen 62 Gebäude aus 29 Ländern in der engeren Auswahl, mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.
Zu den Preisanwärtern gehörten spektakuläre Konstruktionen wie die im September fertiggestellte Andachtshalle auf dem Herzlberg in Israel, ein zum Himmel geöffneter Raum aus Ziegelsteinen, die mit den Namen gefallener Soldaten beschriftet sind. Nominiert war aber auch ein Musterhaus, das demonstriert, wie die traditionelle Bauweise der chinesischen Landbevölkerung erdbebensicher gemacht werden kann. Eine Technik, die das Leben von bis zu einhundert Millionen Menschen weltweit verbessern könnte. Baukunst ist eben mehr als Überwältigungsarchitektur aus Stahl, Glas und Beton.
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Das Children Village (deutsch: Kinderdorf) besteht aus zwei identischen Gebäuden mit Pultdach. Das Internat wurde von der königliche Architektenkammer Großbritanniens zum "besten Gebäude der Welt" erklärt.
540 Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren leben im Children Village in Formoso do Araguaia. In den Lehmziegelbauten sind die Schlafräume untergebracht.
Die Kinderzimmer sind um Innenhöfe gruppiert. Durch die Löcher in den Wänden wird das Raumklima verbessert. Hohe Temperaturen und Niederschlagsmengen stellten die Architekten vor eine besondere Herausforderung.
Die Holzkonstruktionen wurden aus Eukalyptusholz gefertigt.
Die Räume im ersten Stock sind durch Holzlamellen abgetrennt. Anders wäre es unter dem Wellblechdach nicht auszuhalten.
Laut Begründung der Jury ist die Architektur des Children Village deswegen so besonders, weil sie die Bedürfnisse der Kinder erfüllt und gleichzeitig lokale Baustile abbildet.
Wo früher riesige Schlafsäle standen, gibt es jetzt kleine Gruppenräume. Jeweils sechs Kinder teilen sich ein Zimmer.
"Dieser Ort setzt das Öffentliche und das Private zueinander in Beziehung. Die Kinder wachsen hier alleine auf, sind aber Teil der Natur und eines Kollektivs", schreiben die Architekten in einer Pressemitteilung.
Die Gebäude stehen auf einem 25.000 Quadratmeter großen Areal rund acht Autostunden von Brasilia entfernt.
Der Schulkomplex liegt am Javaés. Regnet es besonders viel, wird das Wasser in den Fluss geleitet.
Captain Kellys Cottage auf Tasmanien, Australien, John Wardle Architects: Das 1830 erbaute Gebäude wurde in einem aufwändigen Prozess restauriert und hat dieses Jahr bereits den Nationalen Architekturpreis Australiens gewonnen.
Beyazit Staatsbibliothek in Istanbul, Türkei, Tabanlioglu Architects: In die Räume einer ehemaligen Moschee pflanzten die Architekten eine Bücherei.
Baitasi House of the Future in Beijing, China, dot Architects: Ein vernetztes Zuhause in einer historischen Umgebung.
Bremer Landesbank in Bremen, Deutschland, Caruso St John Architects: Die dunkle Ziegelfassade aus verschiedenen Steinformen zitiert das historische Stadtbild.
Cabbage Tree House in Bayview, Australien, Peter Stutchbury Architecture: Das dreistöckige Haus wurde in ein Kliff hineingebaut.
Central European University in Budapest, Ungarn, O'Donnell + Tuomey mit M-Teampannon: Universitätsneubau, der im Dialog zu seinen Nebengebäuden steht.
EY Centre in Sydney, Australien, Francis-Jones Morehen Thorp: Eines von Australiens umweltschonendsten Gebäuden.
Kericho Cathedral in Kericho, Kenia, John McAslan + Partners mit Triad Architects: Gebetsraum mit Holzdachkonstruktion für 1500 Menschen.
Sancaklar Moschee in Istanbul, Türkei, EAA-Emre Arolat Architecture: Ein schlichter Gebetsraum, der die Gläubigen nicht ablenken soll.
Metro-Station in Barcelona, Spanien, Garcèis-De-Seta-Bonet Architects mit Tec 4 Ingenieros Consultores: Der luftige Entwurf bezieht vorhandene Bausubstanz in den Entwurf ein.
Toho Gakuen Musikschule in Tokio, Japan, Nikken Sekkei: Statt abgeschlossener Übungsräume gibt es über Sichtachsen verbundene Klassenzimmer.
YKK80-Gebäude in Tokio, Japan, Nikken Sekkei: Für seine Zentrale wünschte sich der weltgrößte Reißverschlussproduzent eine "sichere und angenehme Arbeitsumgebung".
Wattenmeerzentrum in Ribe, Dänemark, Dorte Mandrup: Die Architektin ließ sich von traditionellen Wikinger-Hofhäusern und regionalem Handwerk inspirieren.
Vertical Forest, Mailand, Italien, Boeri Studio mit Studio Emanuela Borio und Laura Gatti: ein hinter viel Grün verstecktes Wolkenkratzerpaar.
Structures of Landscape in Fishtail, Montana, USA, Ensamble Studio: Die architektonische Skulptur wurde für das Tippet Rise Art Center im Yellowstone Nationalpark errichtet.
Büro- und Wohnhaus in Colombo, Sri Lanka, Palinda Kannangara Architects: Bauweise und Material sorgen für ein kühles Raumklima.
Salerno Maritime Terminal, Italien, Zaha Hadid Architects mit Interplan Seconda: Die Architekten von Zaha Hadid bezeichnen das Schifffahrtsterminal als "Auster".
Musée d'arts in Nantes, Frankreich, Stanton Williams: 49 Millionen Euro teurer Um- und Erweiterungsbau eines Palais aus dem 17. Jahrhundert.
Msheireb Museen in Doha, Katar, John McAslan + Partners: vier historische Gebäude wurden zu einem neuen Museum umgebaut.
Andachtshalle auf dem Herzlberg in Jerusalem, Israel, Kimmel Eshkolot Architects mit Kalush Chechik Architects: Gedenkraum aus Ziegeln, auf denen die Namen gefallener Soldaten stehen.
MAAT Museum in Lissabon, Portugal, AL_A: Amanda Levete erschuf für das Kunst-, Architektur- und Technikmuseum mehr einen Ort als einen Raum.
M4-U-Bahn-Station in Budapest, Ungarn, Palatium Studio: Die Querstreifungen der neuen Haltestelle der Budapester Linie M4 dienen als Blickfang.
Lanka Learning Center, Ostprovinz, Sri Lanka, feat.collective: Die fünf Pavillons sind um einen großen Schulhof gruppiert.
Mulan Weichang Visitor Centre in Weichang, China, HDD: Besucherraum mit Lesesaal unter einer Holzkuppelkonstruktion.
Musterhaus in Guangming, China, The Chinese University of Hong Kong und Kunming University of Science and Technology: Durch Stahl- und Betonstreben konnten die aus gestampfter Erde gebauten Wände erdbebensicher gemacht werden.
Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Cape Town, Südafrika, Heatherwick Studio mit Van Der Merwe Miszewski Architects, Rick Brown Associates und Jacobs Parker: Der britische Architekt Thomas Heatherwick hat aus den 42 riesigen Betonröhren eines ehemaligen Getreidesilos das erste Museum für moderne afrikanische Kunst gemacht.
Tirpitz Museum in Blåvand, Dänemark, Bjarke Ingels Group: Für das "unsichtbare Museum" ließ der Däne eine Düne aufschneiden und die Ausstellungsräume unter die Erde legen.
Rathaus in Deventer, Niederlande, Neutelings Riedijk Architecten: Das Gebäude verbindet das historische Rathaus mit einem neuen Bürgerbüro.
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