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Fuhrparkmanager im Luxushotel: Schraubenschlüssel zur Macht

Foto: Tom Grünweg

Fuhrparkmanager im Luxushotel Der Phantom-Herrscher

Stil-Klassiker: Martin Oxley ist einer der mächtigsten Fuhrparkmanager der Welt. Für ein Luxushotel überwacht er die Flotte von mehr als einem Dutzend Rolls-Royce Phantom. Davon profitieren die Gäste - und der Hersteller.

Normale Touristen nehmen ein Taxi. Aber wer als Gast des Peninsula-Hotels nach Hongkong kommt und für seine Suite rund 12.000 Euro bezahlt, auf den wartet vor dem Flughafen ein dunkelgrüner Rolls-Royce Phantom. Keine andere Nobelherberge der Welt hält so viel auf ihren Fahrdienst wie der Fünfsternepalast in der ehemaligen Kronkolonie.

Sir Michael Kadoorie, der Eigner der Kette und selbst ein erklärter Car-Guy, unterhält allein in Hongkong mit 15 Rolls-Royce eine imposante Flotte. Mit Martin Oxley hat er sich auch einen ganz besonderen Fuhrparkmanager geholt: Der mittlerweile fast 60 Jahre alte Engländer hat als 16-Jähriger direkt nach der Schule bei Rolls-Royce gelernt und es bis zum Kundendienstchef der Luxusmarke gebracht, bevor er in Hongkong anheuerte.

"Der Anruf von Sir Michael kam zu einer Zeit, in der es bei Rolls-Royce drunter und drüber ging. Ich hatte also nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen", erinnert sich Oxley an die Einladung zum Bewerbungsgespräch. "Selbst wenn am Ende nur eine Woche Urlaub an einem fernen Ziel dabei herausgesprungen wäre." Doch Oxley und Sir Michael waren sich offenbar schnell einig. Mittlerweile arbeitet Oxley fast 20 Jahre für die Hotelkette.

Eine Bestellung über sechs Millionen Euro

In diesen zwei Jahrzehnten wurde der Engländer in Sir Michaels Auftrag zu einem der besten Kunden von Rolls-Royce. 2006 bestelllte Oxley beispielsweise für ein Auftragsvolumen von umgerechnet sechs Millionen Euro gleich 14 Phantom.

Zwar hat im Jahr 2014 der schillernde Milliardär Stephen Hung aus Macau für sein Luxushotel Louis XIII 30 feuerrote Phantom bestellt und damit das Peninsula ausgestochen. Doch die Geschäftsbeziehungen der Hotelkette währen schon länger und gehen nicht zuletzt wegen Martin Oxley deutlich tiefer.

Mit seinem Aufstieg vom ehemaligen Rolls-Royce-Mechaniker zu einem der besten Kunden der Marke sind allerdings auch die Ansprüche von Mister Oxley gestiegen. Zum einen lässt er die Limousinen in einer Sonderfarbe ("Peninsula Green") lackieren und mit einem Kühlschrank für Getränke sowie einem Behälter für gebrauchte Taschentücher ausstatten.

Zum anderen beeinflusst er mit seinen Sonderwünschen sogar die Grundkonstruktion der Wagen. Dass zum Beispiel die Klimasteuerung für die Fondpassagiere nun in der Tür untergebracht ist und nicht mehr unerreichbar in der Mittelkonsole zwischen den Vordersitzen, geht genauso auf seine Anregung zurück wie die Verlegung der zweiten Batterie und des Kompressors für die Luftfederung unter die Rückbank. "Seit die beiden Bauteile aus dem Kofferraum verschwunden sind, bekommen wir zwei Gepäckstücke mehr ins Auto", sagt Oxley. Und wer sieht, mit wie viel Gepäck seine Gäste bisweilen einchecken, der versteht, weshalb ihm das wichtig ist.

Stolzer Fuhrparkchef: Oxley mit einem Rolls-Royce vor dem Hotel

Stolzer Fuhrparkchef: Oxley mit einem Rolls-Royce vor dem Hotel

Foto: Tom Grünweg

Die Rolls-Royce Phantom in Oxleys Fuhrpark spulen jedes Jahr knapp 50.000 Kilometer ab, der dienstälteste Wagen hat bereits knapp 300.000 Kilometer auf dem Tacho. Doch Oxley selbst schafft es nur noch selten hinters Steuer. Meist erledigen diesen Job die 21 Chauffeure, die er allein für Hongkong bei jeweils mindestens einer Stunde gemeinsamer Testfahrt ausgewählt und danach ausgebildet hat.

Worauf es ihm dabei ankommt? "Fahrerisch ist das nicht sonderlich kompliziert, weil man selten über den zweiten Gang hinauskommt und die meiste Zeit im Stau steht", beschreibt er den Alltag der Luxus-Kutscher zwischen Hotel, Flughafen und Shopping-Malls. Aber im engen Verkehr fluchen seine Mitarbeiter bisweilen über die Sperrigkeit der mehr als sechs Meter langen Autos. Alle paar Wochen kracht es bei den noblen Karossen, räumt Oxley ein. "Aber bislang waren fast immer die anderen Schuld", sagt er. Natürlich muss man ihm das unbedingt glauben.

"An dem Auto schraube nur ich"

Über teure Kratzer im Lack ärgert er sich selbstverständlich, zumal es bis vor einigen Jahren noch keine offizielle Rolls-Royce-Werkstatt in Hongkong gab und sich Oxley deshalb ein paar Spezialisten heranziehen musste. Nur wenn der Oldtimer in der Flotte mal eine Panne hat, freut er sich heimlich: denn bei dem mehr als 80 Jahre alten Phantom kann er selbst die Ärmel hochkrempeln und in den Werkzeugkasten greifen. "An dem Auto schraube nur ich", sagt er. Er liebe es, so Oxley, wenn seine Hände nach Öl riechen.

Wie wär's dann mit einem eigenen Oldtimer? "Eine schöne Idee", sagt der Exil-Engländer, "aber leider schlecht umzusetzen." Er wohnt auf einer der vielen Inseln vor Hongkong und kommt deshalb mit dem Boot zur Arbeit.

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