

Guillaume Blondiau
Stil-Highlights der Woche Ein kühles Dekolleté bewahren
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Schmuck zum Dahinschmelzen

Etwa 30 Minuten wird es dauern, bis sie verflossen ist: die Schönheit des Schmuckstücks mit dem vokalreichen Namen »ooOoooOoooOh la l’ice«. Die Betriebstemperatur seines Trägers oder seiner Trägerin lässt die kalten Klunker ihren Aggregatzustand verändern; aus schmelzendem Eis werden kühlende Rinnsale auf warmer Haut. Was sich dahinter verbirgt: buchstäblich eine Kühlkette , die dafür konzipiert ist, unterbrochen zu werden – mit sieben Eiswürfeln, die an einer Reihe von Silberkügelchen festgefroren sind und sich im Tiefkühlfach wiederherstellen lassen für den nächsten Einsatz.
Die Idee zur Kreation kam einem Pariser-Amsterdamer Designerduo eines Nachts im Berliner Club der Visionäre. Einer Kreuzberger Bar, deren Partys dafür bekannt sind, ihre Gäste nicht nur dann ins Schwitzen zu bringen, wenn der Sommer so heiß ist wie dieser. Dort soll sich folgende Szene abgespielt haben: Die Leute hätten in der drückenden Hitze angefangen, sich mit dem Eis aus den Tiefkühlschränken ihre Körper abzureiben, so schildert es der Architekt und Designer Ariel Claudet. Mitten in einer Tanzorgie seien er und die Schmuckmacherin Laila el Mehelmy hin- und hergerissen gewesen: zwischen dem Genuss des Moments zum einen – und zum anderen dem Gefühl, fast zusammenzubrechen, »traurig über diese postapokalyptisch« scheinende Situation.
Eine Partyszene zum Heulen?
Es stimmt ja: Die Bilder von ausgetrockneten Flüssen und ausgeschalteten Strandduschen, unter anderem in Urlaubsländern Südeuropas, hat jeder und jede gesehen, die in den vergangenen Wochen nicht total auf Nachrichtendetox war. Eiswürfelketten-Coerfinder Claudet bringt es auf den Punkt: »Wasser wird zum Luxusgut«. Und so wurde aus einem Gedanken ein Geschmeide. Julia Stanek
Magere Zeiten

Dass die Trends der frühen 2000er zurück sind, wird Ihnen nicht entgangen sein. Erschreckender als das Comeback von Hüfthosen und Spaghettiträgern sind aber die Körperideale, die mit diesen Klamotten wieder in Mode kommen. Sie erinnern sich vielleicht noch an die spitzen Hüftknochen von Paris Hilton, die aus ihren tief sitzenden Jeans hervorstachen.
Nun mehren sich die Gerüchte, dass die berühmten Kardashian-Schwestern ihre Popos und Kurven, für die sie in den vergangenen Jahren gefeiert wurden und mit denen sie einen Trend zu voluminösen Körperformen begründeten, wieder verkleinern ließen. Die Körper neuer Modeikonen wie Emma Chamberlain oder Bella Hadid (Foto) ähneln bereits dem »Heroin Chic«, wie man ihn aus den Neunzigerjahren kennt: Sichtbare Rippen und eingefallene Bäuche, wie sie nur wenige Menschen von Natur aus haben und für die andere hungern und exzessiv Pilates betreiben müssen.
Dass Körper Opfer der Mode sind, ist nichts Neues. Revolutionär dagegen wäre es, Klamotten mit dem Körper zu kombinieren, den man eh schon hat. Mascha Malburg
Schuhe aus CO₂

Das Wort »Ökomode« löst, sehen Sie es mir nach, bei mir immer noch Skepsis aus. Pumphosen, Flatterkleider, solche Bilder habe ich sofort vor Augen. Sagen wir es so: In anderen Branchen ist Nachhaltigkeit positiver konnotiert, oder?
Was ziemlich bitter ist, wenn man bedenkt, dass die Modeindustrie als eine der größten Umweltsünderinnen überhaupt gilt, weil sie mehr und mehr Klamotten verkaufen will, obwohl wir alle dringend CO₂ einsparen müssten. Was wie ein unlösbarer Widerspruch klingt, ist vielleicht schon bald keiner mehr, zumindest, wenn man der Ankündigung der Schweizer Sportbekleidungsmarke On glauben darf. Der Hersteller von Lauf- und Wanderschuhen, Sport-BHs und Co. will ein Verfahren entwickelt haben, um CO₂-Emissionen aus der Industrie in Schuhsohlen zu verwandeln. Im September wollen sie den ersten Prototypen präsentieren. Noch befinde sich das Ganze in der Probephase, doch das Unternehmen gibt sich extrem optimistisch: »Wenn es gelingt, die Umweltverschmutzung in Produkte zu verwandeln, werden eines Tages all die Dinge des täglichen Bedarfs aus recycelten Kohlenstoffen bestehen«, heißt es in einer Ankündigung. Wie das Ganze funktionieren soll? Die Firma will Abgase aus der Industrie einfangen, bevor sie unsere Atmosphäre verschmutzen, und mittels eines Fermentierungsverfahrens aus den Kohlenstoffabfällen sogenannten EVA-Schaum zur Weiterverwertung gewinnen.
Ob das wirklich die Lösung ist? Wenn man bedenkt, wie viele Tonnen CO₂ wir jeden Tag in die Atmosphäre blasen, kann man sich kaum vorstellen, dass die Menschheit so viele Schuhe braucht, wie sich aus der Menge Schadstoffe herstellen lassen. Sebastian Späth