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Fotostrecke: Plastikbeutel als Luxus-Shopper

Modemarken machen auf Aldi Tüt, Tüt, hier kommt ein neuer Trend

Luxuslabels ernennen Einkaufstüten zum neuen Statussymbol. Die Plastikbeutel für dreistellige Beträge sind die aktuellen Lieblings-Accessoires der Modeprofis. Cooles Must-Have oder völliger Müll?
Von Ricarda Landgrebe

Wer in Kenia damit erwischt wird, dem droht eine Gefängnisstrafe. Wer damit durch die Modemetropolen spaziert, ist ein Trendsetter: Plastiktüten! Während das ostafrikanische Land gerade mit scharfen Gesetzen gegen massive Verschmutzungen vorgeht, ernennen Luxuslabels Kunststoffbeutel zum neuen Statussymbol. So zeigte Designer Christopher Bailey Plastik-Bags in Babyblau, auf denen das Logo "Burberrys of London" prangte.

Auch Chanel setzt seit einiger Zeit auf Accessoires aus PVC und bei Balenciaga erinnern Herrentaschen an Edeka-Tüten - die Einkaufsbeutel der Luxuslabels kosten jedoch mehr als die Originale für 20 Cent. Aktuell muss man rund 480 Euro zücken, um einen transparenten Shopper mit Céline-Logo zu ergattern.

Auf den ersten Blick wirkt der Trend absurd - in Discountern sollen Tragehilfen abgeschafft werden und Designer ernennen die optisch ähnlichen Kreationen zum Must-Have. Auf den zweiten Blick lässt sich die Stil-Botschaft aber auch anders interpretieren: Luxus-Accessoires im Supermarkt-Chic sind so teuer, dass man sie garantiert mehr als einmal benutzt. Vielleicht wollen uns Modemacher daran erinnern, dass selbst Einkaufsbeutel kostbar und keine Wegwerfprodukte sind?

Tatsächlich ist hierzulande eine Trendwende in Sachen Tütenkonsum zu beobachten: Nachdem sich der deutsche Einzelhandel 2016 verpflichtet hat, Plastikbeutel nicht mehr kostenlos abzugeben, sinkt der Verbrauch. Nach ersten Schätzungen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wurden im vergangenen Jahr 20 Prozent weniger Tüten verbraucht als 2016. Im Vergleich zum Jahr 2012 liegt der Rückgang sogar bei mehr als 50 Prozent.

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Zugegeben, diese Tendenz liegt weniger am Fashion-Trend als an dem (moralischen) Preis, den eine Tüte mit sich bringt: Wer für seine Wocheneinkäufe Wegwerfprodukte nutzt, statt einen Einkaufskorb von zuhause mitzubringen, outet sich als Umweltsünder.

Dass Kreative mit Plastik-Accessoires ein Zeichen setzen wollen, ist übrigens nicht völlig neu: Raf Simons war der erste Designer, der 2011 für Jil Sander Taschen im Look von Einkaufstüten präsentierte und damit das It-Bag-Konzept auf den Kopf stellte. Mussten Designertaschen bis dato zeitlos, aus Leder und sehr teuer sein, schickte er Models mit orangefarbenen Kunststoffbeuteln über den Laufsteg. Die Kreationen für vergleichsweise günstige 125 Euro waren sofort ausverkauft. Auch Céline und Balenciaga setzten in den vergangenen Saisons immer wieder auf Modelle im Look von Ikea-Taschen oder wie aus dem Souvenir-Shop. Wer die Ästhetik von Papiertüten bevorzugt, sollte aktuell übrigens bei Simon Miller shoppen: Die Clutch "Lunchbag 20" sieht aus wie eine Brottüte.

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