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Rezept für Raclette Royal: Ganz schön was auf der Pfanne

Foto: Peter Wagner/ Foodbild

Weihnachtsdinner Raclette Royal Heilig's Blechle

Schön, wenn all die Lieben an Heiligabend gemeinsam am Tisch sitzen. Doch was servieren in Zeiten, in denen jeder einer anderen Ernährungsreligion nachläuft? Wir haben die Lösung: Raclette Royal.

Mutti kam recht spät zum Veganismus. Schuld war wohl die Yogagruppe. Seitan, und mag er noch so fein mariniert sein, will ihr neuer Lebensabschnittsgefährte aber partout nicht essen. Erst recht nicht an Heiligabend. Omi wiederum kann schon lange nicht mehr kauen. Die schön weichen Eiernudeln in Sahnesauce sind aber ein absolutes No-Go für Tochter Hannah, die in der Uni-Mensa schon genug M-E-G-A-Stress hat. Ihr Halbbruder Lukas findet Gluten im Grunde ganz okay, macht aber einen Riesenbogen um alle Milchprodukte. Seine neue Freundin Amelie isst alles - solange sie keinen schmutzigen CO2-Fußabdruck in den Mund nehmen muss. Patchwork-Chaos an Heiligabend.

In vielen Familien kommen nach wie vor Weihnachtsklassiker auf den Tisch: Würstchen mit Kartoffelsalat (ein Drittel der Befragten), Gänsebraten (zehn Prozent), Karpfen (sechs Prozent), Wild, Hase oder Kaninchen (vier Prozent), oder Braten, Rouladen und Fondue (je drei Prozent). Doch im Jahre 2019 nach Christi Geburt ist Ernährung die neue Religion, und jede Sekte betet einen anderen Heilsbringer an.

Küchenfeuerwerk nach "Hobbykoch"-Art

Das entbindet uns Hobbyköche aber nicht von der Pflicht, irgendetwas zu kochen und die Lieben irgendwie satt zu bekommen in der Heiligen Nacht. Wie immer werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Des Problems Lösung lautet: "Raclette Royal", eine kulinarische Materialschlacht als modulare Ergänzung zum klassischen Käseschmelzen. Anders als beim Original Raclette du Valais wird hier kein am Feuer geschmolzener Käse auf das Brotlaib gekratzt. Wir nehmen die modernere Version mit Gschwellti (Pellkartoffeln). Dazu ein paar Mixed Pickles, und die meisten sind glücklich.

Dem Rest legen wir sechs verschiedene Mini-Speisen in ihre Pfännchen und lassen sie unter der Heizspirale des Raclettes fertig garen, schmelzen oder zumindest aufwärmen. Das macht zwar eine Menge Arbeit, lässt sich aber komplett vorbereiten, sodass der Gastgeber den ganzen Abend schlemmend statt kochend dabei sein kann. Und die Reste machen auch noch bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag satt.

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Rezept für Raclette Royal: Ganz schön was auf der Pfanne

Foto: Peter Wagner/ Foodbild

Veganer freuen sich auf die Spaghetti alla Puttanesca. Diese Nudeln nach "N*ttenart" stammen ursprünglich aus Neapels Freudenhäusern und sind - natürlich - eine scharfe Sache. Bei uns original rezeptiert mit Sardellen und Parmesan. Wenn der Veganismus ernst gemeint wird, einfach beides weglassen und nach Art der Calamarata All' Amatriciana  vorkochen. Auch die hier mit Mahon-Käse live zu überbackende Chorizo-Tortilla folgt einem bewährten und für unser Raclette leicht angepassten Hobbyküchenrezept.

Das trifft ebenfalls für Israels Lieblingsfrühstück Shakshuka zu, das natürlich auch abends fleischlos glücklich macht. In Tel Aviv wird die Tomaten-Ei-Mischung meist mit Besteck gegessen und der Pfannenrest mit einem Stück Fladenbrot ausgewischt. Wir reichen beim Raclette geröstetes Pitabrot dazu. Dieses Lieblingsbrot der Israelis verschwindet nur einmal im Jahr aus den Brotkörben - während des Pessachfestes, wenn gesäuertes Brot tabu ist. Aber das ist ja erst um Ostern herum. Verboten lecker schmecken auch unsere Pfännchen-Hotdogs. Die vegetarische Mega-Kombi ist allerdings: Blauschimmelkäse, Walnüsse und marinierte Maulbeeren.

Im letzten Pfännchen grillen wir einen Bratapfel für den Nachtisch - stilecht mit Zimt, Mandeln und Rumrosinen. Für die Kinder am Tisch können die Rosinen auch in heißem Apfelsaft mariniert werden.

Wer das Thema noch vertiefen möchte, findet dazu sogar ein kleines, aber für diesen Zweck ungemein brauchbares Kochbüchlein: "Je ne RACLETTE rien!: 70 internationale Rezepte zum Dahinschmelzen" hat von Crêpes über Flammkuchen, Caprese-Gnocchi oder Chili con Carne bis hin zu Moussaka und Pizza ganz schön was auf der Pfanne. Genug Ideen, um auch noch ein paar Frutarier, Koshere, Pescarier, Makrobiotiker und Ketaner ins Heiligabendmahl aufzunehmen.

In diesem Sinne wünscht der Hobbykoch allen ein frohes, friedliches und vor allem leckeres Weihnachtsfest!

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Panzer, Maria

Je ne RACLETTE rien!: 70 internationale Rezepte zum Dahinschmelzen

Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag
Seitenzahl: 144
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29.03.2023 23.56 Uhr

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Rezept für Raclette Royal (Hauptgericht für 8 Personen9

Vorbereitungszeit: 90 Minuten
Zubereitungszeit: 60 Minuten
Schwierigkeitsgrad: aufwendig

Zutaten

Puttanesca 1 rote Zwiebel, 3 Knoblauchzehen, 2 EL Olivenöl, 4 Sardellenfilets (für Veganer weglassen), 1 EL fein gehackter frischer Oregano, 3 EL Kapern, 50 g grüne Oliven ohne Stein, 50 g schwarze Oliven ohne Stein, 1 grüne Peperoni in Scheiben, 1 Prise Salz, Zucker, 400 g Tomatensauce, 400 g Spaghetti, 50 g Parmesankäse in Hobelspänen (für Veganer: Cashewkäse)

Shakshuka 2 kleine rote Spitzpaprika, 500 g Tomaten (frisch oder aus der Dose), 50 g Trockentomaten in Öl, abgetropft 1 EL frische Majoranblätter, 1 Zwiebel, 4 EL Olivenöl, 1 EL Tomatenmark, 1 Prise Salz und Pfeffer, 1 Prise gemahlener Kreuzkümmel, 1 Prise Cayennepfeffer oder Chiliflocken (vorsichtig dosieren), 16 Wachteleier, 50 g Fetakäse fein gewürfelt, 2 EL Frühlingszwiebeln (grüner Teil, in dünne Ringe geschnitten), Fleur de Sel, 4 Scheiben Pitabrot 2 EL Olivenöl

Käse/Walnuss/Maulbeere 1 große Zucchini, 2 EL Olivenöl, 1 EL Honig, Pfeffer, Salz 50 g getrocknete Maulbeeren (Reformhaus), 50 ml Granatapfelsaft, 75 g Walnusskerne, 75 g rasser Blauschimmelkäse (z.B. Stilton, Roquefort, Gorgonzola)

Chorizo-Tortilla 500 g halbfest kochende Kartoffeln, 2 Knoblauchzehen gehäutet, 1 große Zwiebel gehäutet, 150 g Chorizowurst, 2 EL Olivenöl, 1 grüne Jalapeño Chili, 4 Eier, 250 g Magerquark, 4 EL gehackte glatte Petersilie, 50 g in Spalten gehobelter gereifter Mahon-Käse (alternativ: Manchego), 1 Prise Salz und Pfeffer

Hotdog 8 kleine Hotdog-Brötchen, 8 kleine Hotdog-Würstchen, 4 EL Röstzwiebeln, 4 EL Gurkensalat (selbst gemacht oder aus dem Glas), Ketchup, Senf, Mayo nach Belieben

Bratapfel 2 säuerliche Äpfel, 50 g Rosinen, 30 ml Rum (oder Apfelsaft, wenn Kinder mitessen) 50 g gebrannte Mandeln, 1 EL Vanillezucker, 1 Prise Zimt gemahlen, 20 g Butter

Zubereitung

Puttanesca Zwiebeln und Knoblauch häuten, Zwiebeln würfeln, Knoblauch in dünne Scheiben schneiden. Sardellen und Kapern hacken, grüne Oliven vierteln, schwarze Oliven in Scheiben schneiden. Zwiebeln und Knoblauch in tiefer Pfanne im Öl anbraten, nach 2 Min. Sardellen, Peperoni, Oregano, Kapern und grüne Oliven zugeben. 5 Min. bei mittlerer Hitze braten, öfters umrühren.

Spaghetti in gesalzenem Wasser al dente kochen. Tomatensauce in die Pfanne rühren und bei niedriger Hitze 10 Minuten köcheln, nach 5 Minuten die Schärfe abschmecken und nach Bedarf weitere Peperoni unterheben. Kurz vor dem Servieren die schwarzen Oliven zugeben. Mit Salz und Zucker abschmecken.

Spaghetti abseihen und mit der Sauce mischen. Nach Belieben in Pfännchen verteilen und vor dem Gratinieren mit dem Käse bestreuen.

Shakshuka Spitzpaprika halbieren, entkernen, in schmale Streifen und dann in kleine Würfel schneiden. Zwiebel häuten und fein würfeln. Tomaten (falls Frischware verwendet wird) fein würfeln, Trockentomaten und Majoran sehr fein hacken.

Olivenöl in großer, schwerer Pfanne erhitzen, Zwiebeln und Paprika darin 5 Min. bei mittlerer Hitze dünsten. Beide Tomatensorten und die Hälfte des Majorans zugeben, weitere Gewürze einrühren und 15 Min. langsam dicklich einkochen. Nach 10 Min. Tomatenmark und restlichen Majoran unterheben.

In die Wachteleier mit Nagelschere oben einen Deckel schneiden und aufrecht im Eierkarton bereithalten. Pitabrot halbieren, in Streifen schneiden und im Olivenöl anrösten.

Tomaten-Paprikamasse in die Pfännchen geben, je 2 Wachteleier darauf gleiten lassen, mit den Frühlingszwiebelringen und nach Wunsch mit Salzflocken garnieren. Nach dem Gratinieren mit je 2 Pita-Sticks ergänzen.

Käse/Walnuss/Maulbeere Zucchini waschen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Mit dem Öl in beschichteter Pfanne goldgelb braten, mit dem Honig karamellisieren, mit Pfeffer und Salz würzen. Granatapfelsaft erhitzen, Maulbeeren damit übergießen, 1 Stunde ziehen lassen und abseihen. Nüsse und Käse mittelgrob hacken. In die Pfännchen je 3 Zucchinischeiben einlegen und mit den restlichen Zutaten belegen.

Chorizo-Tortilla Kartoffeln mit Schale weichkochen, pellen, ausdampfen lassen, in ca. 2 cm große Würfel schneiden. Knoblauch und eine halbe Zwiebel häuten und würfeln. Zweite Zwiebelhälfte in Ringe schneiden. 100 g Chorizo in sehr kleine Würfelchen schneiden, den Rest in dünne Scheiben. Würfel von Zwiebeln, Knoblauch und Wurst in großer, tiefer, backofenfester Pfanne im Öl goldgelb braten, Kartoffeln zugeben und 10 Minuten bei niedriger Hitze mitbraten.

Jalapeño würfeln. Eier trennen, Eigelbe mit dem Quark schaumig rühren, Eiweiße halb steif schlagen. Beides zusammen mit der Petersilie und den Jalapeño-Würfeln unter die Kartoffelmasse heben, mit Salz und Pfeffer abschmecken, mit geschlossenem Deckel 5 Minuten stocken lassen. Backofen auf 190°C vorheizen. Tortilla mithilfe eines großen Tellers vorsichtig in der Pfanne wenden, im Backofen 10 Minuten fertig backen. In der Zwischenzeit die Zwiebelringe in wenig Öl goldbraun braten.

Tortilla auskühlen lassen und in ca. 3 cm dicke Scheiben schneiden. Diese Scheiben nebeneinander in die Pfännchen legen, Röstzwiebeln, Käse, Chorizoscheiben und den Käse verteilen.

Hotdog Brötchen aufschneiden und toasten oder die Aufschnittseite in der Pfanne ohne Fett leicht rösten. Zusammen mit Würstchen und Röstzwiebeln im Pfännchen backen, Gurkensalat und Ketchup/Mayo/Senf nach Belieben auftragen.

Bratapfel Äpfel waschen und aufrecht vier Seiten abschneiden, sodass am Ende ein rechteckig beschnittenes Kernhaus übrigbleibt. Jeweils mittig mit dem Kernausstecher ein Loch stechen. Rum erhitzen, Rosinen damit übergießen und 1 Stunde marinieren. Gebrannte Mandeln mittelgrob hacken.

Zutaten auf die Pfännchen verteilen - Apfel mit der Haut nach oben, alles (auch das Loch) mit Rosinen und Mandeln belegen. Vor dem Braten ein wenig Butter oben auflegen und alles mit Vanillezucker und Zimt bestreuen.

Fertigstellen & Anrichten Pfännchen nach Belieben füllen und unter dem Raclettegrill braten.

Getränketipp

Zu den Hotdogs passt Bier, zu Maulbeeren mit Nüssen und Käse ein eisgekühlter Granatapfelsaft. Tortilla, Shakshuka und die Pasta werden perfekt begleitet von einem vollmundigen, dabei aber nicht allzu schweren Rotwein wie dem Sirica Campania Rosso IGT 2014  - eine schon von den Römern kultivierte autochthone Weinsorte, die anders als die meisten in Kampanien angebauten Reben einen sanften und gleichermaßen angenehm frischen Gesamteindruck hinterlässt.

Und zum Aufwärmen nach dem eisigen Rückweg von der mitternächtlichen Christmette trinken alle dann noch einen Becher Glühwein. Aber nicht irgendein Zuckergesöff mit minderwertigem Alkohol, sondern hochwertigen Winzerwein - wie die edlen Glühstoffe des jungen Pfälzer Önologen Jürgen Andres aus Neustadt an der Weinstraße. Die Trauben seiner "Winterpullen"  wachsen auf den eigenen, naturbelassenen Weinbergen und sorgen mit vergleichsweise wenig zusätzlichem Zucker und angenehm ausbalancierter Gewürzaromatik für hervorragende Glühweine in den Sorten weiß, rot und - besonders zu empfehlen - rosé. Selbst Kinder und andere Antialkoholiker dürfen mittrinken, denn auch die aus Trauben- und Apfelsaft gewonnene Zero-Sorte ist sehr zu empfehlen.

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