

Chardonnay ist nicht jedermanns Sache – das gilt offensichtlich auch für die Winzer. Laut Deutschem Weininstitut liegt die 1991 zugelassene Weißweinsorte auf Platz sieben der weißen Rebflächen, zwischen den Sorten Kerner und Bacchus. Das ist nicht verwunderlich, von sich aus ergibt die Traube selten spannende Weine; der Winzer muss nach der Vergärung noch mal richtig ran. Ausbau nennt man diesen Schritt der Weinbereitung.
Voraussetzung sind hervorragende Trauben – und, mit Methoden wie Holzeinsatz, malolaktischer Fermentation, Bâtonnage (Aufrühren der Hefe) oder Hefelager richtig umgehen zu können. Wer hier nur Bahnhof versteht, wird den Unterschied trotzdem schmecken: Der Wein gewinnt über seine leichte Fruchtigkeit hinaus an Aromatik und Komplexität. Großes Vorbild ist immer Burgund. Doch während alle Welt nach Chablis oder Montrachet giert, stehen ambitionierte Chardonnays hierzulande immer im Schatten des Rieslings. Der Winzer muss sich also schon etwas trauen. Zumal der Aufwand seinen Preis hat.
Die Nische für die Spitzen-Chardonnays ist übrigens noch kleiner als die Rebsorte insgesamt. Deswegen sind einzelne Weine oder Jahrgänge nicht immer verfügbar.
Die ewige Frage, wie burgundisch das alles ist, führt nicht weiter. Burgund ist Burgund. Fakt ist: Bei einigen deutschen Winzern ist der Chardonnay in nur drei Jahrzehnten ganz schön groß geworden. Sieben Beispiele:
Wein ist immer verflochten mit Menschen und ihren Geschichten. Einige davon zu erzählen, hat sich der Autor zur Aufgabe gemacht. Nachzulesen auf seinem Blog Weinsprech.
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Das für Burgundersorten bekannte badische Weingut Bernhard Huber meint, es sich leisten zu können, die Rebsorte gar nicht aufs Frontetikett zu schreiben. »Malterdinger Alte Reben« steht da in französischer Ortsweinmanier, was einem gehobenen Anspruch gleichkommt. Der 2018er duftet nach Käse, Weinkeller und Zeder, gekontert durch deutlich grüne Fruchtnoten. Dieses Wechselspiel setzt sich beim ersten Schluck fort, nun allerdings zwischen fordernder Zitrusfrucht und mildernden Sahne- und Röstaromen. Ein spannungsvoller Chardonnay, der allerdings noch ein wenig reifen sollte.
In Baden, im Weingut Ziereisen, läuft vieles anders. Statt formal höhergestellter Qualitätsweine füllen Edeltraud und Hanspeter Ziereisen ausschließlich Landwein ab, weil diese Klassifikation ihnen mehr Freiheiten erlaubt. Zum Beispiel die, dass der 2018er Jaspis Chardonnay etwas wild riecht. Dieser Wein braucht jede Menge Sauerstoff, um sich zu finden. Dann präsentiert er sich besonders am Gaumen sehr intensiv und komplex mit Aromen von Winterapfel und Limette auf der einen, einer Spur Karamell und Bienenwachs auf der anderen Seite. Ein charakterstarker Wein mit langem Nachhall, der einen salzigen Geschmack auf der Zunge hinterlässt.
Auf andere Weise führt einen das württembergische Weingut Aldinger wortwörtlich an der Nase herum. Der 2017er Chardonnay Réserve betört schon mit appetitlichen Düften, bevor man das Glas überhaupt in die Hand nimmt: Käse, Toast, Vanille, Rauchfleisch, Dörrbirnen, Feuerstein. Die Erwartung eines Gaumenschmeichlers wird aber beim ersten Schluck ziemlich hintertrieben. Die Réserve ist ein schlanker, von einer lebendigen Säure zusammengehaltener Wein.
Noch extrem jung, aber schon extrem gut ist der 2019er Chardonnay mit dem einprägsamen Namen Opus Oskar vom Pfälzer Weingut Jülg. Tolles Bouquet mit Noten von Aprikosenschale, nassem Stein und Karamell. Am Gaumen dann zitrische Frische, nur noch sehr feine Holzfassnoten, dabei immer noch aromatisch und sehr elegant, sehr stimmig, sehr sauber gearbeitet.
Aus dem benachbarten Rheinhessen kommt die 2018er Réserve vom Weingut Knewitz. Schon die blassgelbe Farbe und zarte Toast- und Zedernnoten künden von gekonntem Umgang mit Eichenholz. Eine dezente Frucht wird durch aromatisch laktische sowie mikrobiologische Komponenten begleitet: Limette trifft Butter trifft Weinkeller. Ein sinnlicher, am Gaumen aber auch sehr lebendiger Wein mit Säurenerv, Mineralität, stoffiger Textur.
Wer es ein wenig ausladender möchte, wird beim Weingut Alexander Flick fündig. Der 2016er Chardonnay Alexander duftet unglaublich vielschichtig: Moos, Keller, Karamell, Gewürz, Edelholz, nasser Stein, Winterapfel, Speck, Käse. Am Gaumen wird es ein bisschen gefälliger mit Noten von eingemachtem Pfirsich und Sahnejoghurt. Das ist ein sehr schöner Wein, der allenfalls das Problem hat, dass er noch besser riecht, als er schmeckt.
Selbst im rieslinglastigen Rheingau findet sich Chardonnay mit Anspruch. Auf dem Weingut Chat Sauvage schlägt das Winzerherz für Burgundersorten. Der 2018er Clos de Schulz ist ein Chardonnay, der animierend nach orientalischen Gewürzen und Edelholz duftet sowie nach etwas Kamille und Butter. Am Gaumen wird das hervorragend fortgesetzt, ergänzt durch etwas Kakifrucht, Toast und pikante Würze. Der frankophilen Nomenklatur zum Trotz: Dieser Chardonnay kann den Cha-Cha-Cha.
Das für Burgundersorten bekannte badische Weingut Bernhard Huber meint, es sich leisten zu können, die Rebsorte gar nicht aufs Frontetikett zu schreiben. »Malterdinger Alte Reben« steht da in französischer Ortsweinmanier, was einem gehobenen Anspruch gleichkommt. Der 2018er duftet nach Käse, Weinkeller und Zeder, gekontert durch deutlich grüne Fruchtnoten. Dieses Wechselspiel setzt sich beim ersten Schluck fort, nun allerdings zwischen fordernder Zitrusfrucht und mildernden Sahne- und Röstaromen. Ein spannungsvoller Chardonnay, der allerdings noch ein wenig reifen sollte.
In Baden, im Weingut Ziereisen, läuft vieles anders. Statt formal höhergestellter Qualitätsweine füllen Edeltraud und Hanspeter Ziereisen ausschließlich Landwein ab, weil diese Klassifikation ihnen mehr Freiheiten erlaubt. Zum Beispiel die, dass der 2018er Jaspis Chardonnay etwas wild riecht. Dieser Wein braucht jede Menge Sauerstoff, um sich zu finden. Dann präsentiert er sich besonders am Gaumen sehr intensiv und komplex mit Aromen von Winterapfel und Limette auf der einen, einer Spur Karamell und Bienenwachs auf der anderen Seite. Ein charakterstarker Wein mit langem Nachhall, der einen salzigen Geschmack auf der Zunge hinterlässt.
Auf andere Weise führt einen das württembergische Weingut Aldinger wortwörtlich an der Nase herum. Der 2017er Chardonnay Réserve betört schon mit appetitlichen Düften, bevor man das Glas überhaupt in die Hand nimmt: Käse, Toast, Vanille, Rauchfleisch, Dörrbirnen, Feuerstein. Die Erwartung eines Gaumenschmeichlers wird aber beim ersten Schluck ziemlich hintertrieben. Die Réserve ist ein schlanker, von einer lebendigen Säure zusammengehaltener Wein.
Noch extrem jung, aber schon extrem gut ist der 2019er Chardonnay mit dem einprägsamen Namen Opus Oskar vom Pfälzer Weingut Jülg. Tolles Bouquet mit Noten von Aprikosenschale, nassem Stein und Karamell. Am Gaumen dann zitrische Frische, nur noch sehr feine Holzfassnoten, dabei immer noch aromatisch und sehr elegant, sehr stimmig, sehr sauber gearbeitet.
Aus dem benachbarten Rheinhessen kommt die 2018er Réserve vom Weingut Knewitz. Schon die blassgelbe Farbe und zarte Toast- und Zedernnoten künden von gekonntem Umgang mit Eichenholz. Eine dezente Frucht wird durch aromatisch laktische sowie mikrobiologische Komponenten begleitet: Limette trifft Butter trifft Weinkeller. Ein sinnlicher, am Gaumen aber auch sehr lebendiger Wein mit Säurenerv, Mineralität, stoffiger Textur.
Wer es ein wenig ausladender möchte, wird beim Weingut Alexander Flick fündig. Der 2016er Chardonnay Alexander duftet unglaublich vielschichtig: Moos, Keller, Karamell, Gewürz, Edelholz, nasser Stein, Winterapfel, Speck, Käse. Am Gaumen wird es ein bisschen gefälliger mit Noten von eingemachtem Pfirsich und Sahnejoghurt. Das ist ein sehr schöner Wein, der allenfalls das Problem hat, dass er noch besser riecht, als er schmeckt.
Selbst im rieslinglastigen Rheingau findet sich Chardonnay mit Anspruch. Auf dem Weingut Chat Sauvage schlägt das Winzerherz für Burgundersorten. Der 2018er Clos de Schulz ist ein Chardonnay, der animierend nach orientalischen Gewürzen und Edelholz duftet sowie nach etwas Kamille und Butter. Am Gaumen wird das hervorragend fortgesetzt, ergänzt durch etwas Kakifrucht, Toast und pikante Würze. Der frankophilen Nomenklatur zum Trotz: Dieser Chardonnay kann den Cha-Cha-Cha.
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