Sie verstehen den Reiz nicht, in nervtötender Kleinarbeit aus zahllosen Teilen ein Bild zusammenzusetzen? Dann haben Sie offenbar das richtige Puzzle noch nicht gefunden. Wir helfen Ihnen dabei.
Spazierengehen und Puzzeln – das sind die zwei Mysterien meiner Kindheit, die ich bis heute nicht lösen konnte. Jeder Urlaubsanfang lief ähnlich ab. Meine Eltern, froh endlich rauszukommen, packten am zweiten Urlaubstag den Rucksack, und dann hieß es: »So, jetzt erst mal eine große Runde gehen.« Bah! Warum stundenlang ziellos durch die Gegend laufen – quasi Nichtstun, nur laufend –, bloß um am Ende wieder in der Ferienwohnung anzukommen? Mein Entsetzen, als ich mit zwölf Jahren endlich verstanden hatte, dass der Weg ins nächstgelegene Dorf nicht zwangsläufig eine Stunde Fußmarsch durch den Wald bedeuten musste, war episch.
Aber alles Spazierengehen war nichts im Vergleich zu der ebenfalls von meinen Eltern geschätzten Beschäftigung des Puzzelns. Mal im Ernst: Ein vollständiges Bild wird in kleine, unregelmäßig geformte Teile gestanzt, die dann verpackt und verkauft werden, damit sie in nervtötender Kleinarbeit wieder zu dem Bild, das sie am Anfang ja eigentlich schon waren, zusammengesetzt werden können? Absurd.
Woher kam bloß diese Begeisterung fürs Puzzeln? Vielleicht habe ich einfach nie das richtige Puzzle gefunden? Mittlerweile gibt es ja zahlreiche Puzzles mit Extras zu kaufen. Rätsel, die gelöst werden müssen, Gegenstände, die auf den Motiven gefunden werden wollen und sogar Puzzles, die am Ende gar nicht das Bild zeigen, das auf die Box gedruckt wurde. Zeit für einen Selbstversuch.
Wie nahe ein Puzzle daran war, halb fertig gespielt quer durch den Raum zu fliegen, bewerte ich mit dem »Wahnsinnslevel«. Je höher er ist, desto schlechter würden die Chancen außerhalb dieses Versuchs stehen, dass ich ein solches Puzzle zu Ende bringe.
»EXIT Puzzle Kids – Im Naturkundemuseum«
Foto: Diana Doert / DER SPIEGEL
Ein Puzzle für Kinder. 368 Teile, das klingt machbar und schreckt mich nicht völlig ab. Als Motiv habe ich »Im Naturkundemuseum« gewählt, das erinnert an die Filme »Nachts im Museum« und animiert meine neunjährige Tochter zum Mitmachen.
Neben dem Motiv, das zusammengesetzt werden soll, bekommt man eine Rätselfrage mit auf den Weg. Im Museum hat etwas ein Geräusch gemacht, wir sollen herausfinden, was es damit auf sich hat.
Schon beim Puzzeln stellen wir Theorien dazu auf, entdecken kleine Abweichungen zwischen Puzzle und dem Bild, und am Ende haben wir das Rätsel gelöst. Für diejenigen, denen das nicht gelingt, liegt ein verschlossener Umschlag bei, da kann man dann nachschauen.
Wahnsinnslevel: 2 von 10. Die einzelnen Puzzleteile sind angenehm groß, man kann das Motiv recht zügig fertigstellen. Das zusätzliche aufgegebene Rätsel hat sogar mich dazu gebracht, bis zum Ende durchzuhalten.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
»EXIT Das Spiel – Der verschollene Tempel«
Foto: Diana Doert / DER SPIEGEL
Hierbei handelt es sich streng genommen nicht um ein Puzzle, sondern um ein Spiel aus der gleichnamigen EXIT-Reihe. Da aber neben »EXIT Das Spiel« auch groß »inklusive 4 Puzzles« auf dem Karton steht, lasse ich das mal gelten. Jedes Puzzle hat nur 88 Teile, aber dafür stecken diese voller Rätsel.
Offenbar befinden wir uns im Dschungel auf einer Expedition, unser Professor ist verschollen und wir begeben uns auf die Suche nach ihm. Das Kind rätselt und puzzelt begeistert mit. Am Ende brauchen wir drei Hinweise aus der beiliegenden Anleitung und das Puzzeln wurde zur Nebensache.
Wahnsinnslevel: 1 von 10. Vier kleine Puzzle, ganz viele Rätsel. Das ist genau mein Ding. Die Puzzles sind schnell fertig, die Rätsel gelungen und schaffbar und die Geschichte gefällt mir gut. Einziger Wermutstropfen: Wie bei den übrigen Exit-Spielen kann es nur einmal gespielt werden.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
»Secret Puzzle – Das Ferienhaus«
Foto: Diana Doert / DER SPIEGEL
Jetzt versuche ich mich an einem 1000-Teile-Puzzle. Das gezeichnete Motiv ist ein Ferienhaus von innen. Es gibt viele Details, die Farben sind sehr vielfältig. Und auch hier gibt es eine Extraaufgabe: Auf dem fertigen Bild fehlen 15 Gegenstände.
Diesmal dauert das Puzzeln gefühlt ewig. Nach anfänglicher Begeisterung puzzelt das Kind nicht mehr mit, steuert aber viele nicht hilfreiche Kommentare bei. Nach vier Tagen habe ich das Bild fertig und beim Suchen der fehlenden Gegenstände bekomme ich auch wieder Unterstützung. Wir finden alle fehlenden Objekte und ich stelle fest: Hat irgendwie doch was Befriedigendes, das fertige Puzzle zurück in die Schachtel zu bröseln.
Wahnsinnslevel: 4 von 10. Die vielen, netten Details auf dem Motiv machen es leicht, die passenden Puzzleteile zu finden. Die meisten fehlenden Gegenstände findet man schon während des Puzzelns.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
»EXIT Puzzle – Die Sternwarte«
Foto:
Diana Doert / DER SPIEGEL
Zurück zu den Rätsel-Puzzles, diesmal eines für Erwachsene. In der Sternwarte ist es schön schummrig, die Farben sehen sich alle ähnlich, zum Glück liegt zur Orientierung genug Krimskrams herum.
Die 759 Teile haben es ganz schön in sich. Die Bücherregale machen mich wahnsinnig und das Kind reicht mir kommentarlos eine Lupe und hilft wieder mit. Am Ende werden wir tatsächlich fertig und machen uns an die sechs versteckten Rätsel. Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der Welt. Diesmal brauchen wir zwei Hinweise, ohne die hätten wir das nicht geschafft. Zu unserem Glück hatte eine Freundin das Puzzle schon fertig und konnte uns die entscheidenden Tipps geben. Sonst hätte es aber auch wieder einen hilfreichen Umschlag gegeben.
Wahnsinnslevel: 5 von 10. Das schöne Motiv und das Thema haben mich diesmal gepackt. Und mit gewecktem Ehrgeiz sind wir dann auch recht zügig fertig geworden.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
»Wasgij? Fast Food Rausch«
Foto: Diana Doert / DER SPIEGEL
So, jetzt wird’s anspruchsvoll! Bei diesem Wasgij-Puzzle wird nämlich nicht das abgedruckte Bild auf der Box gepuzzelt, sondern das Motiv, wie es in der Zukunft aussehen wird. Bei meinem Puzzle geht es um ein britisches Fast-Food-Restaurant aus dem Jahr 1958. Alles gemütlich-chaotisch, schön bunt und detailreich, ein großes Wimmelbild.
Beim Puzzeln wird schnell klar, dass man hier als Ergebnis wirklich ein völlig anderes Bild bekommt. Ich kämpfe mich vom Rand langsam zum Inneren vor. Nach ein paar Tagen verlässt mich der Ehrgeiz, das Puzzle bleibt eine Woche unbeachtet liegen. Am Ende mache ich mir einen Podcast an und schaffe den Rest an einem Tag. Fühlte sich ein bisschen nach Arbeit an, aber mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.
Wahnsinnslevel: 7 von 10. Hier musste ich mich schon deutlich mehr anstrengen. Meine Prognosen, wie so ein Restaurant heute aussehen könnte, entsprachen wohl nicht der Realität. Trotzdem ist die Idee super! Es gibt sogar Wasgij-Puzzles, bei denen man nicht die Zukunft puzzelt, sondern das, was die Figuren auf dem Bild sehen.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
So richtig versöhnt mit dem Puzzeln bin ich nach meinen Selbstversuchen noch nicht. Es hat zwar tatsächlich Spaß gemacht, sich mithilfe der Rätsel und Aufgaben durch Berge von Puzzleteilen zu arbeiten. Aber ohne gelegentliche Unterstützung hätte ich wohl hier und da aufgegeben. Ich werde also nicht zum Puzzle-Fan, aber ganz ausschließen, dass ich doch mal ein Puzzle mit Extras kaufe, will ich auch nicht.
Foto: Ravensburger
Zuletzt noch ein Tipp für die wirklich Furchtlosen. In einem Brettspieleladen habe ich ein Puzzle gesehen, das bei mir direkt einen Fluchtreflex ausgelöst hat. Es wiegt schlappe 20 Kilo und hat die Maße 6,8 mal 1,9 Meter. Die 40.320 Puzzleteile kosten auch nur schlappe 400 Euro. Wahnsinnslevel 10 von 10.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier