Flugspaß per Smartphone, Fotos von oben, mit viel Abstand: Drohnen sind ein Corona-stabiles Weihnachtsgeschenk. Aber welche eignen sich für völlig unbegabte Einsteiger – wie unseren Tester?
Da hängt sie: Nicht die einzige Bruchlandung an diesem Tag
Foto: Jens Radü / DER SPIEGEL
Na, Sie sind Drohnen-Hobbypilot? Mit Backflip-Erfahrung? Haben Sie im letzten Urlaub – als man noch verreisen durfte – traumhafte Panoramaaufnahmen vom Strand im Abendrot gemacht und wollen nun wissen, mit welcher Drohne Sie Ihre Fertigkeiten vervollkommnen können?
Hören Sie bitte an dieser Stelle sofort auf, zu lesen, Sie Angeber. Denn was ich hier betreibe, ist weniger ein Drohnentest, sondern eher Traumabewältigung.
Zugegeben, nichts wirklich Schlimmes, weder wesens- noch lebensverändernd, aber nachhaltig: Damals, in den Neunzigerjahren, Sie erinnern sich, das Internet war noch in der Pixel-Pubertät und Helmut Kohl Kanzler, kamen die ersten Flugsimulator-Spiele auf den Markt. Für den PC.
Mein Bruder war ziemlich gut, meine Schwester noch besser. Ich war schlecht. Sehr schlecht. Mein Hauptproblem: Wenn man mit den Pfeiltasten nach oben steuerte, ging die digitale Flugzeugnase nach unten und andersrum.
Wahrscheinlich etwas, was ein Schimpanse kognitiv nach drei Versuchen begriffen, verinnerlicht und angewendet hätte. Aber ich bin schließlich kein Schimpanse.
Auch später, per Maus, Konsole, was auch immer, entwickelte sich mein fliegerisches Können nur in eine Richtung: nach unten. Totalabsturz. Seien Sie dankbar, dass ich nie derjenige sein werde, der Sie im Cockpit eines A320 nach Frankfurt gondeln wird.
Folgerichtig teste ich an dieser Stelle auch keine Jumbojets – sondern drei Drohnen. Für Anfänger. Empfohlen ab 14 Jahre und damit wahrscheinlich genau richtig für einen Grobmotoriker wie mich. Forscherfrage: Wie idiotensicher sind die Modelle?
Diese drei Drohnen habe ich getestet:
DEERC D 30
Holy Stone HS 160 P
Snaptain S5C
Meine Bewertungskriterien:
Wie ist die Ausstattung? Wie kompliziert ist es, die Drohne zum Fliegen zu bekommen? Kommt auch ein Anfänger mit der Steuerung zurecht? Wie ist das Flugverhalten? Lassen sich Fotos und Videos unkompliziert aufnehmen? Und nicht zuletzt: der Spaßfaktor.
Das müssen Sie wissen
Drohnen dürfen Sie nicht überall steigen lassen. Je nach Bundesland oder Stadt gibt es verschiedene Regelungen und Verbote, die Sie vorher einmal googeln sollten. Grundsätzlich: Fliegen Sie nicht über 50 Meter Höhe.
Nicht in der Nähe von Stromleitungen, Flughäfen, Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und und und. Lassen Sie die Drohne nicht aus den Augen beim Flug. Es drohen Bußgelder, bis zu 50.000 Euro. Dafür könnte man eine Menge nagelneue Drohnen kaufen.
Das ist erlaubt
Drohnen, die nicht mehr wiegen als 250 Gramm (wie alle hier im Test), dürfen Sie im eigenen Garten aufsteigen lassen oder auf dafür vorgesehenen Flugflächen.
Zu Hause, unter den Rundbögen Ihres Kathedralen-artigen Wohnzimmers, dürfen Sie Ihre Drohne natürlich auch kreisen lassen. Aber Vorsicht: Anfänger sollten unbedingt draußen starten. Ich spreche aus Erfahrung.
DEERC D 30
Die DEERC-30-Drohne wird formschön im schwarzen Köfferchen geliefert, alles hat seinen Platz: Drohne, Fernbedienung, zwei Akkus, Ersatzflügel, Mini-Schraubenzieher (sehr praktisch!) und Propellerschutz. Genau richtig für latent verpeilte Piloten, allgemeines Verbummeln wird hier signifikant erschwert.
Vor dem Jungfernflug muss die Drohne erst einmal aufgeladen werden, per USB. Wer das nicht über den Computer machen will, sollte ein Netzteil vom Handy nutzen, denn mitgeliefert wird das nicht, nur das Kabel.
Die Fernbedienung schluckt noch einmal drei Batterien, die auch nicht dabei sind. Dann noch die Betriebsanleitung lesen, die Smartphone-App für die Foto- und Videofunktion runterladen, Koppeln mit dem WLAN des Handys. Bis die Drohne zum ersten Mal fliegt, dauert es mehr als eine Stunde, Akku-aufladen extra.
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
Aber dann geht es los. Zumindest für 15 Sekunden, länger kann ich die DEERC im Wohnzimmer nicht in der Luft halten, vernehmlich schrappt sie an der Wand entlang und verabschiedet sich in den Schockschlaf. Sie merken schon, das mit dem fliegerischen Grobmotoriker war ernst gemeint.
Also raus, mehr Platz zum Manövrieren und Kennenlernen auf Abstand. Rauf und runter geht einfach, allerdings driftet die DEERC merklich ab, ich muss gegensteuern und verhake mich mal wieder mit der Koordination zwischen rechts-links-drehen-und-rotieren. Das geht nämlich alles mit der Fernbedienung, eigentlich recht einfach, naja, glaube ich, mein Neunjähriger jedenfalls, hat es schnell raus.
Nur bei mir hapert es offenbar, mein Komplexitätslevel ist schnell erreicht. Immerhin schaffe ich es noch, ein paar Fotos und Videos aufzunehmen, die unkompliziert direkt in der Fotogalerie meines Smartphones landen. Praktisch, wenn auch künstlerisch unspektakulär.
Nummer zwei im Test ist die Drohne von Holy Stone. Der erste Eindruck: kein Köfferchen, kein Propellerschutz, insgesamt weniger Ausstattung. Immerhin gibt es auch hier Ersatzflügel und einen zweiten Akku.
Das Aufladen funktioniert wie bei dem DEERC-Modell am besten mit einem externen Netzteil, die Fernbedienung wird mit Batterien betrieben. Das Koppeln von Smartphone und Drohne ist auch bei Holy Stone problemlos möglich, ist aber etwas umständlicher als bei DEERC.
Auch die Halterung, mit der das Smartphone an der Fernbedienung fixiert werden kann, ist nicht so hochwertig wie bei der Konkurrenz, wirkt alles etwas klapprig.
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Sie merken schon, ich bin skeptisch bisher. Der Flug allerdings ist – für meine Begriffe – sensationell: Auf Anhieb kann ich die Holy-Stone-Drohne steuern, sie tut, was ich ihr per Joystick befehle, Schwenk nach links, Schwenk nach rechts, hoch, runter, jetzt mal eine Drehung, instant Flugspaß.
Die Drohne touchiert weder Büsche noch Bäume. Drohnenfotos und Beweisvideos meiner Flugkünste landen direkt im Handy-Speicher.
Mit der Holy Stone traue ich mich schließlich auch an einen Parcour heran, Schleife, rückwärts, Schleichflug, ich fühle mich ähnlich virtuos wie Han Solo im »Millenium Falcon«. Naja, zumindest ähnlich großmäulig. Ich hoffe nur, bei mir wird am Ende nichts explodieren wie im Film.
👍🏻 sehr gutes Flugverhalten, einfache Handhabung, vergleichsweise günstiger Preis 👎 vergleichsweise wenig Zubehör, Kopplung Smartphone/Drohne umständlich
Snaptain S5C
Schließlich die Snaptain-Drohne, das günstigste Modell im Test. Auch kein Koffer, dafür sind Propellerschutz, Landekufen aus Plastik und wieder der praktische kleine Schraubenzieher für die Montage mit im Paket.
Das Laden funktioniert wie bei den Konkurrenzmodellen, auch hier werden Extra-Batterien für die Fernbedienung fällig. Beim Einsetzen des Akkus habe ich Probleme, die Kabel müssen in das Fach hineingefaltet werden, gleichzeitig sollten sie natürlich nicht gequetscht werden. Das ist bei den anderen Drohnen deutlich besser gelöst.
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Die Kopplung von Smartphone und Drohne wiederum läuft ohne Probleme und sehr schnell. Oder habe ich inzwischen einfach mehr Übung?
Also abheben. Obwohl ich inzwischen schon ein paar Drohnen-Flugstunden gesammelt habe, schlägt hier wieder meine fliegerische Grobmotorik durch. Der erste Versuch endet in einer Hecke, der Elektromotor erstirbt.
Ich werde vorsichtiger, schalte vom Han-Solo-Modus zurück in den Yoda-Modus (Gedankensteuerung!), aber nach einigen Minuten reißt meine gefühlt telepathische Verbindung jäh und die Snaptain setzt sich in eine Baumkrone.
Na herrlich. Wie ich das gute Stück da wieder runterbekommen habe, noch dazu relativ unbeschadet? Ich darf das leider nicht verraten, Kinder könnten das hier lesen und nachmachen. Nur soviel: Verdammt, sechs Meter sind höher, als ich dachte.
Wenigstens konnte ich die Baumbruchlandung fotografisch festhalten, auch bei Snaptain landen die Aufzeichnungen direkt im gekoppelten Smartphone.
👍🏻 Viel Zubehör, vergleichsweise günstiger Preis 👎 Komplexe Steuerung, Einsetzen des Akkus fehleranfällig
Fazit:
Ob ich mein Trauma überwunden habe? Nun ja. Ein Drohnenpsychologe würde bei mir wohl eine akute Steuerknüppelkonfusion diagnostizieren, fortgeschrittenes Stadium. Dass ich bei diesem Krankheitsbild allerdings auf Anhieb mit der Holy-Stone-Drohne zurechtkam, ja, sogar ansatzweise Flugakrobatik betreiben konnte, würde wohl weite Teile der nächsten Therapiesitzung füllen.
Heureka! Für absolute Einsteiger oder navigationsbeschränkte Menschen wie mich ist die Holy Stone jedenfalls zu empfehlen, gerade zu dem erschwinglichen Preis.
Wer schon etwas Erfahrung hat, liegt mit den beiden anderen Modellen nicht falsch, Steuerung und Bedienkomfort sind recht ähnlich, einen Totalausfall gab es bei diesem Test nicht.