Sechs Modelle im Test Diese Standluftpumpen machen ordentlich Druck

Mit einer Standluftpumpe lassen sich Fahrradreifen einfach und präzise auf den richtigen Luftdruck bringen. Wir haben Modelle zwischen rund zehn und 130 Euro ausprobiert. Sind die Preisunterschiede gerechtfertigt?
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Topeak

Mit kleinen Handpumpen ist das Auf- und Nachpumpen von Fahrradreifen mühsam. Mit einer Standluftpumpe lässt sich ein Reifen allein schon durch den Einsatz des Körpergewichts mit viel weniger Anstrengung auf den richtigen Druck bringen. Außerdem hat eine Standluftpumpe mehr Volumen im Pumpkörper – daher sind deutlich weniger Hübe als bei einer Handpumpe nötig, um einen Reifen von null auf seinen optimalen Druck zu bringen. Wann der erreicht ist, machen die sechs Standluftpumpen im Testfeld auch deutlich: Alle verfügen über ein Manometer, dass den aktuellen Druck im Reifen anzeigt.

Derzeit sind drei Ventilarten am Fahrrad gängig: Das sogenannte Dunlop- oder Normal-Ventil war viele Jahre im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet und findet sich heute noch oft an City- oder Tourenrädern. Das französische Presta- oder Sclaverand-Ventil hat einen etwas geringeren Umfang und wird daher an schmalen Felgen verwendet: Also häufig an Rennrädern, aber auch an Gravelbikes und an vielen neueren Tourenrädern. Das dritte ist das Schrader-Ventil, das viele vom Auto her kennen, weshalb es oft auch Autoventil genannt wird. Es findet sich an Rädern mit breiteren Felgen, an schwereren E-Bikes und Fahrradanhängern.

Pumpköpfe

Eine Standluftpumpe sollte die drei Ventilarten abdecken – was alle Modelle in unserem Test tun. Meist haben die Pumpen am Ende ihres Schlauches Köpfe mit Ansätzen für zwei verschiedene Durchmesser. Einen für Dunlop- und Presta-Ventile, einen anderen für die breiteren Auto-/Schrader-Ventile. Anders als bei vielen Handpumpen haben die Köpfe eine Verriegelung, damit sie dicht sitzen und nicht abrutschen können.

Zwei der getesteten Pumpen haben jedoch Schraubaufsätze: Mit einem geriffelten Drehring werden die Köpfe auf die Gewinde der Ventile aufgeschraubt. Bei beiden können die kleinen Schraubköpfe umgedreht werden: Eine Seite passt für Presta-/Dunlop-Ventile, die andere für die Schrader-Ventile.

Druck aufbauen

Fahrradreifen brauchen in der Regel einen Druck zwischen rund zwei und neun Bar – je nach Breite des Reifens. Dabei gilt, dass schmale Reifen deutlich mehr Luftdruck benötigen als breite Reifen: Bei einem Mountainbike mit 60 Millimeter breiten Reifen reichen je nach Körpergewicht rund zwei Bar aus, ein heute übliches Rennrad mit 25 Millimeterreifen benötigt rund 7,5 Bar.

Extreme sind die Fat-Bikes mit sehr breiten Reifen, die gelegentlich mit nur einem Bar Druck fahren, sowie ältere Rennräder, die auf nur 23 oder gar 20 Millimeter breiten Reifen laufen und bis zu zehn Bar vertragen. Bei einem Tourenrad oder Citybike sind Sie mit rund vier Bar meist gut dabei. Der Maximaldruck steht übrigens auf der Reifenflanke – man sollte ihn tunlichst nicht überschreiten.

Als Rennradfahrer benötigen Sie daher eine Pumpe, die sieben oder mehr Bar schafft. In unserem Testfeld ist es nur das günstigste Modell von Prophete, das mit maximal sieben Bar angeben wird, aber mehr schaffte. Alle anderen pumpen problemlos bis neun oder sogar bis 15 Bar auf.

Wie viele Hübe Sie benötigen, hängt vom Volumen des Pumpenkörpers ab. Auch hier ist das Prophete-Modell Schlusslicht. Wichtiger ist in der Praxis aber die Leichtgängigkeit, die nicht nur vom Durchmesser des Pumpenkörpers abhängt, sondern auch von der Verarbeitungsqualität.

Prophete Standluftpumpe 515

Die Prophete »Standluftpumpe 515« ist wie viele Artikel des deutschen Herstellers in Groß- und Baumärkten erhältlich, aber auch online zu finden. Sie ist sehr günstig, hat aber alles, was man braucht: Arretierbarer Kopf, ein Manometer und auch Adapter für Luftmatratzen und Bälle sind dabei.

Das sind die Vorteile: Die Pumpe ist sehr leicht. Der zusammenklappbare Fuß macht sie zudem kompakt bei Reisen. Dazu trägt auch die Kürze des Pumpenkörpers bei.

Das sind die Nachteile: Die Verarbeitung ist deutlich weniger wertig als bei allen Konkurrenzmodellen. Das Manometer ist schlecht ablesbar und weicht auch leicht (nach unten) ab. Die Pumpe steht wackelig, große Menschen müssen sich beim Pumpen bücken. Ab etwa fünf Bar muss man schon richtig Kraft aufwenden.

Für wen sich die Pumpe eignet: Die ideale Pumpe für alle, die sich nicht um Details und absolut korrekten Luftdruck scheren und einfach nur Luft im Reifen haben wollen. Nichts für Rennradfahrer, leichte Personen haben aber auch am Tourenrad gelegentlich ihre Mühe mit der Pumpe.

BBBCycling AirSteel

Die AirSteel aus den Niederlanden will mit modernem Design und einem großen, direkt in den Standfuß integrierten Manometer überzeugen. Es ist gut ablesbar, die Ziffern könnten allerdings einen höheren Kontrast zum Hintergrund aufweisen – dann wäre es auch bei schlechten Lichtverhältnissen perfekt. Die AirSteel hat den größten Pumpenkörper im Test – wiegt aber im Vergleich eher wenig.

Das sind die Vorteile: Das geringe Gewicht macht die Pumpe handlich. Durch den großen Pumpenkörper sind nur wenige Hübe nötig, um einen Reifen aufzupumpen. Der große Hebel für die Ventilverriegelung am Kopf rastet mit einem Klick ein und lässt sich ebenso leicht wieder öffnen.

Das sind die Nachteile: Ein großer Durchmesser des Pumpenkörpers bedeutet nicht nur viel Volumen, sondern auch mehr Kraftaufwand für den Druckaufbau: Trotz guter und leichtgängiger Verarbeitung steigt der Kraftaufwand bei hohem Druck an.

Für wen sich die Pumpe eignet: Für alle, die es eilig haben: Schneller ist man mit keiner anderen Pumpe. Dazu trägt auch der rastbare Verschluss am Kopf bei. Bei hohem Druck am Rennrad ist etwas Kraft nötig – das spielt bei City- oder Mountainbikes kaum eine Rolle.

SKS Airworx 10.0

Die Airworx 10.0 des deutschen Herstellers SKS hat zwar ein kleines Manometer, dafür ist es anders als bei den anderen Pumpen ganz oben angesetzt: Es lässt sich also trotz der geringen Größe einigermaßen gut ablesen. Auch ist der kräftige Schlauch oben angebracht. Der breite Fuß ist aus Metall, die gesamte Konstruktion wirkt sehr solide. Preislich liegt sie im Mittelfeld.

Das sind die Vorteile: Bei der Aiworx 10.0 muss man sich nie bücken: Der Schlauch ist lang und oben angebracht, der Kopf lässt sich einfach und schnell am Ventil verriegeln. Der Handgriff ist kräftig und gummiert. Den Kopf kann man übrigens direkt am Griff befestigen, wenn man die Pumpe wegstellt. Ersatzteile sind verfügbar.

Das sind die Nachteile: Die Pumpe ist die schwerste im Test und ist eher was für die heimische Garage. PSI-Werte werden zwar auf der Skala des Manometers klein aufgeführt, in der Praxis ablesbar sind allerdings nur die Angaben in Bar.

Für wen sich die Pumpe eignet: Die Airworx 10.0 ist die ideale Pumpe für die ganze Familie: Kinderfahrrad, E-Bike, auch fast jedes Rennrad befüllt sie schnell und unkompliziert.

Topeak JoeBlow Sports III

Leicht abgerundete Elemente, dazu die Reduktion auf das Wesentliche: Die JoeBlow Sport III aus Taiwan macht ihrem Namenszusatz »Sport« alle Ehre und wirkt schon optisch dynamisch. Das Manometer ist leicht erhöht angebracht, präzise und lässt sich gut ablesen. Der Schlauch ist an einem Drehgelenk angebracht, so dass er immer direkt zum Reifen zeigt. Der Pumpenkopf wird zur Seite ver- und entriegelt – was etwas Kraft erfordert. Der Preis liegt ebenfalls Mittelfeld.

Das sind die Vorteile: Die Pumpe ist auch bei hohem Druck immer noch sehr leichtgängig. Sie wirkt solide, die meisten Pumpenteile lassen sich austauschen. Für Vergessliche hat das Manometer einen stufenlos verstellbaren Zielindikator für die Anzeige des persönlichen Idealdrucks.

Das sind die Nachteile: Der Schlauch ist etwas kurz geraten – da hilft auch dessen drehbare Befestigung nicht viel.

Für wen sich die Pumpe eignet: Ideal ist die Pumpe für alle, die etwas sportlicher unterwegs sind und auch öfters Rennräder aufpumpen. Leichte und kleine Personen haben mit der Pumpe von Topeak generell am wenigsten Mühe.

Lezyne Steel Floor Drive

Schwarz lackierter Stahl, ein riesiges Manometer und Echtholzgriff: Die in Taiwan gefertigte Pumpe des US-Unternehmens Lezyne setzt nicht nur beim Design, sondern auch bei der Materialauswahl auf »Retro«. Der Schraubkopf ist etwas umständlicher zu handhaben als die sonst üblichen Schnellverschlüsse am Pumpenkopf. Tatsächlich kann es bei Presta-Ventilen dazu kommen, dass lose Ventilkörper versehentlich beim Lösen des Schraubkopfes mit herausgedreht werden – ein Werkzeug zum Befestigen der Ventilkörper lag bei unserer Pumpe dabei. Gebraucht haben wir das Werkzeug mit unseren Ventilen jedoch nicht. Der Preis liegt im oberen Mittelfeld.

Das sind die Vorteile: Mit dem schlanken Pumpenkörper ist auch bei Rennrädern nur wenig Kraftaufwand nötig. Der Schlauch ist lang und flexibel. Ersatzteile können bei Bedarf bestellt und selbst ausgetauscht werden.

Das sind die Nachteile: Die Pumpe ist recht schwer und der lange Auszug führt dazu, dass kleine Personen die Hände weit nach oben führen müssen. Der Schraubkopf erfordert immer etwas Zeit zum Ansetzen und wieder abnehmen.

Für wen sich die Pumpe eignet: Für die vielen großstädtischen Liebhaber alter Stahlrennräder ist die Pumpe die ideale Ergänzung: Nicht nur wegen des klassischen Designs, sondern auch wegen des problemlosen Aufbaus von Druck von zehn Bar oder bei Bedarf auch mehr.

Crankbrothers Klic Floor Pump Digital

»Klic« heißt die Pumpe, weil das Manometer inklusive Schlauch und Kopf im Griff und Auszug aufbewahrt und vor dem Einsatz herausgezogen und einfach in mittlerer Höhe eingeklickt wird. Ebenso einfach kann es wieder abgezogen und verstaut werden. Als einziges Modell im Test hat die Pumpe der Kalifornier eine Digitalanzeige – die laut unseren Messungen auch sehr präzise ist. Schick: Magnete verhindern, dass sich die Pumpe beim Tragen am Griff von allein entfaltet. Wie auch das Modell von Lezyne hat die Crankbrothers-Pumpe einen Schraubkopf, der immer etwas Zeit zum Anbringen erfordert. Die viele Technik hat ihren Preis.

Das sind die Vorteile: Sehr präzises Manometer mit umschaltbarer (Bar, PSI) Anzeige. Hochwertig verarbeitet, stabiler Standfuß mit drei Beinen.

Das sind die Nachteile: Der hohe Auszug ist für kleine Personen nicht ideal. Der Schlauch ist zwar in mittlerer Höhe der Pumpe angesetzt, aber dennoch etwas kurz.

Für wen sich die Pumpe eignet: Für alle, die schönes Design und technische Kunststückchen wie das anklickbare Manometer oder die magnetische Arretierung des Griffs lieben. Oder Reifen bis auf die zweite Nachkommastelle genau auffüllen wollen.

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