Welcher Hausschuh passt zu mir? Pantoffelhelden

Hausschuhe: Bei einigen Krankheiten sollten die Zehen besonders geschützt werden
Foto: Veronika Silberg / DER SPIEGELOb Hausschuhe unseren Füßen nützen? »Wir sind alle von den Bäumen als Affen heruntergestiegen. Da hatten wir weder Füße noch Schuhe«, sagt Dr. Kaspar Gundlach, Orthopäde und Fußchirurg in Hamburg. »Der heutige Fuß ist das Ergebnis jahrhundertelanger Weiterentwicklung zum Lauffuß.« Auf Hausschuhe angewiesen seien wir nicht.
Dr. Kaspar Gundlach, Orthopäde und Fußchirurg
Ob und welche Pantoffeln man trägt, da gebe es verschiedene Antworten. So unterschiedlich wie ihre Ausführungen sind die Funktionen von Hausschuhen: Sie wärmen, schützen vor Verletzungen und geben Halt auf rutschigen Böden. Je nachdem wann, wo, warum und wie Pantoffeln zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich also, zu unterschiedlichen Modellen zu greifen. »Wer keine gesundheitlichen Probleme mit seinen Füßen hat, sollte grundsätzlich zu Pantoffeln greifen, die Spaß machen, wenn man sie anhat«, sagt Gundlach. Sie sollten sich in erster Linie gut anfühlen und für den jeweiligen Zweck geeignet sein.
Wer etwa drei kleine Kinder zu Hause hat und ständig von einem Ort zum anderen läuft, womöglich noch über den Parkettböden schlittert, dem kommen rutschfeste Schuhe mit guter Sohle zugute. Wer schnell kalte Füße bekommt und sich vor kalten Fliesenböden schützen möchte, sollte auf Wärme und Material achten.
Wen es aber seelisch aufmuntert, der ist womöglich auch mit Plüsch-Schuhen in Form eines Krümelmonsters gut beraten. Gundlach plädiert dafür, auf seine Füße zu hören. »Ich muss mich vorher fragen: Was will ich und welche Funktion soll der Schuh erfüllen?« Wer versucht, diese Funktion zu beschreiben, findet schnell die passende Antwort.
Welche Hausschuhe sind gesund?
Es gebe allerdings Menschen, die sollten aus gesundheitlichen Gründen immer Hausschuhe tragen, sagt Gundlach: »Diabetiker etwa, mit einer sogenannten Polyneuropathie – hierbei lässt das Gefühl in den Zehenspitzen nach.« Die Zehen sollten deshalb unbedingt geschützt werden. Kleine Verletzungen fallen weniger auf und werden unterschätzt.
Aber auch bei anderen Nervenerkrankungen oder bei schmerzhaften Fehlstellungen rät Gundlach zu schützenden Schuhen. Im besten Fall sucht man ärztlichen Rat, denn Sohle und Material der Schlappen spielen dann eine größere Rolle.
Was beim Kauf von Hausschuhen wichtig ist
Es gibt jedoch einige Aspekte, auf die alle Pantoffel-Interessierten ein Augenmerk legen können:

Auf der Suche nach dem richtigen Hausschuh haben wir uns fünf verschiedene Modelle angesehen. Jedes hat seine ganz eigenen Qualitäten, ein individuelles Preis-Leistungs-Verhältnis und ein gewisses Image.
Dannheim von Giesswein – der Klassiker aus Filz


Schlappen aus Filz sind der ultimative Klassiker. Neuesten Trends entsprechen sie vermutlich nicht, dafür symbolisieren sie so etwas wie generationenübergreifende Gemütlichkeit. Die in Tirol produzierten Filztreter von Giesswein sind im Winter angenehm warm, dank dünnem Stoff aber auch für deutsche Sommer geeignet. Zudem sind sie aus hundertprozentiger Schurwolle, also atmungsaktiver als Synthetikfasern. Sie passen deshalb auch auf nackte Füße mit sensibler Haut.
Eine feste Sohle hat das Modell von Giesswein allerdings nicht, lediglich eine etwas festere Gummibeschichtung, um nicht durch die Wohnung zu rutschen. Das fühlt sich eher an wie eine dicke, etwas kratzige Socke. Der Rand ist schnell heruntergetreten und wer viel auf Achse ist, muss damit rechnen, dass sich die Filzlinge verformen und abwetzen.
Boston von Birkenstock – der Profi aus Lammfell


Ihr altmodisches Image sind Birkenstock-Schuhe längst los. Diesen Winter ist das Clogs-Modell »Boston« besonders gefragt und online immer wieder ausverkauft. Mein Zahnarzt freut sich über den Trend – er trägt seine Variante bereits seit 1990. Dass der Schuh besonders in Arztpraxen so beliebt ist, liegt wohl an seiner festen Sohle. Die fühlt sich zunächst zwar steinhart an, ist nach einer Weile aber eingelaufen und bleibt sehr lange sehr bequem – vorausgesetzt man hat den richtigen Fußtyp. Hier hilft leider nur ausprobieren.
Die Variante mit Lammfell ist hochwertig verarbeitet, angenehm weich und das mit Abstand wärmste Modell. Allerdings auch das teuerste. Der Preis lohnt sich vor allem für Menschen, die viel Zeit in ihren Hausschuhen verbringen und Halt, Schutz und Wärme für die Füße benötigen. Nur zum Kleckern sollte man nicht neigen – die Treter sind nämlich nicht waschbar und das raue Leder verzeiht keine Flecken.
Adilette Ayoon von Adidas Originals – die Sportliche

Die Adilette hat in Deutschland eine lange Tradition. 1963 entwickelte sie Adolf »Adi« Dassler, der Gründer des Sportartikelherstellers. Sportler sollten für Umkleidekabine und Dusche nur ein Paar Schuhe benötigen. Von dort schaffte das gestreifte Schuhwerk schnell den Sprung in die breite Bevölkerung. Günstig, praktisch und abwaschbar – ein Renner, nicht nur auf dem deutschen Markt. Die Kombination mit weißen Tennissocken führte jedoch zu einem fragwürdigen Proll-Image, an dem sich bis heute die Geister scheiden. Die einen halten es für hip und ironisch, die anderen für peinliches Plastik.
Inzwischen bietet Adidas seinen Klassiker aber in unterschiedlichen Stilrichtungen an, etwa aus Plüsch, in Regenbogenfarben oder mit aufgeplusterter Gemütlichkeitssohle wie bei der Adilette Ayoon.
Wer es lieber sportlich und weniger kuschelig hat, ist hier genau richtig. Die dicke Sohle ist auch nach stundenlangem Tragen noch bequem und ein angenehmer Schutz. Zudem lassen sich die Schlappen überall einsetzen: unter der Dusche, im Schwimmbad, auf der Straße oder zu Hause im Wohnzimmer. Eine vielseitige Schlappe für relativ wenig Geld. Einziges Manko: Wie alle Plastikschlappen bringen Adiletten die Füße schnell zum Schwitzen. Warm und kuschlig sind sie zudem nicht. Unter Umständen muss also doch zu Woll- oder Tennissocken gegriffen werden.
Nuptse-Hausschuhe von The North Face – der Abenteuerliche


Outdoor-Look trägt nicht nur, wer gerne durch die Berge wandert. Immer mehr Anbieter verkaufen eine Mischung aus Hausschuh und Schlafsack. Das ist weich, warm und meist sehr synthetisch. The North Face versucht bei seinem Modell eine feste Sohle unterzubauen, um Halt und Beständigkeit zu verbessern.
Frisch ausgepackt wirken die Treter deutlich weniger aufgeplustert als auf den Werbebildern. Die Sohle ist nicht sehr biegsam, schützt aber vor Unebenheiten und der Schuh sitzt fest am Fuß. Das ist praktischer als erwartet. Innen sind die Synthetik-Latschen mit Fleece ausgestattet – das hält mollig warm und tröstet über das Außenmaterial hinweg.
Optisch sind die Mini-Schlafsäcke zum Reinschlüpfen auf jeden Fall ein Hingucker, den Schneeanzug-Charme muss man aber mögen. Am besten geeignet sind die Nuptses vermutlich für Outdoorfans, die auch zu Hause gerne ihren Sinn für Abenteuer betonen. Wirklich praktischer als andere Treter sind sie nicht.
Slippies von Warmies – der Entspannende


Der Lübecker Hersteller Warmies bietet seit einiger Zeit eine Lösung für notorische Frostbeulen an: Wärme-Pantoffeln. Man legt die herausnehmbaren Hirsekorn-Lavendel-Säckchen 90 Sekunden lang in die Mikrowelle, friemelt sie zurück in die Plüschpantoffeln, fertig. Laufen sollte man damit nur auf kurzen Strecken. Hauptzweck der flauschigen Fußbekleidung ist das wohlige Wärmegefühl – hier halten die Slippies, was sie versprechen.
Hinzu kommt ein starker Lavendelgeruch, der auch stinkende Füße zumindest zeitweise übertünchen kann und das Gemüt beruhigt. Wer Lavendel nicht gerne riecht und generell eine empfindliche Nase hat, sollte allerdings nicht zu diesem Modell greifen. Insgesamt ein sehr unkonventionelles Hausschuhmodell für gemütliche Frostbeulen. Nicht für jeden Tag geeignet, aber optimal, um sich regelmäßig etwas Entspannung zu gönnen.
Fazit
Hausschuhe gibt es in allen Formen, Farben und Größen. Nicht jeder muss allerdings viel Geld für eine vermeintlich gute Sohle ausgeben. Auch in dünnen Schuhen können unsere Füße wunderbar durch den Alltag tapsen. Wer auf rutschigen Böden unterwegs ist, ist mit Filz-Pantoffeln inklusive rutschfester Sohle gut bedient. Wer länger geht und steht, sollte bei Klassikern wie dem Modell von Birkenstock bleiben, um eine robuste Sohle zu haben. Vielseitig einsetzbar und vergleichsweise günstig ist ein Paar Adiletten. Für kalte Füße eignen sich am besten Modelle aus Filz und Lammfell oder die Schlafsackschuhe von The North Face – Frostbeulen können sich aber auch mit Wärmekissen-Pantoffeln durch die kalten Monate helfen.
Letztlich entscheiden hauptsächlich Geschmack und Geldbeutel über die häusliche Schuhwahl. Nur wer Schmerzen hat und sich um die Gesundheit seiner Füße sorgt, sollte sich vor dem Hausschuhkauf ärztlichen Rat einholen.