Luftreiniger im Test Saubere Luft für Allergiker

Luftreiniger sollen Pollen, Gerüche und sogar Viren aus der Luft filtern. Wir haben drei Modelle im Alltag getestet. Eines davon hat die Wäsche getrocknet, ein anderes hat sich als Tisch verkleidet.
Soll dicke Luft dünn machen: Luftreiniger von Meaco, Ikea und Rowenta

Soll dicke Luft dünn machen: Luftreiniger von Meaco, Ikea und Rowenta

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Lange waren Luftreiniger vor allem ein Thema für Allergiker, die mit den Geräten Allergene aus der Raumluft entfernen wollten. In der Coronakrise jedoch hoffen viele Menschen, damit auch Viren aus der Atemluft sieben zu können. Grund genug für mich, einige dieser Geräte unter die Lupe zu nehmen.

Die Stiftung Warentest attestiert solchen Geräten in ihrem aktuellen Test  tatsächlich, dass sie »die Virenkonzentration auf ein weniger riskantes Niveau« senken. In Kombination mit regelmäßigem Lüften sei »der Effekt noch größer«.

Drei bis vier Filterstufen

Der Aufbau der Luftreiniger ist, unabhängig von optischen Unterschieden, immer ähnlich: Außen sammelt ein vergleichsweise grober Vorfilter ebenso grobe Partikel ein, Haare und Fusseln beispielsweise. Diese Filter lässt sich meist durch Ausklopfen oder Absaugen reinigen. Dann folgt ein Partikelfilter, dessen Aufgabe es ist, die für Allergiker wichtigen Pollen und Feinstaub, aber auch Aerosole, an denen Viren haften, aus der Luft zu sieben.

Ein Gasfilter, meist aus Aktivkohle, soll gasförmige Stoffe entfernen. Dazu gehören die oft mit dem Kürzel VOC (Volatile Organic Compounds) bezeichneten flüchtigen organischen Verbindungen, die etwa aus Farben, Lacken und Reinigungsmitteln ausgasen können, aber auch Formaldehyd, das unter anderem Möbel an die Raumluft abgeben können. Zudem sollen Gasfilter Tabakrauch und Kochgerüche aus der Luft fischen.

Wichtig ist dabei zu wissen, dass bis auf den Vorfilter alle anderen Filter eine begrenzte Lebensdauer haben und je nach Gebrauch und Luftbelastung regelmäßig ausgewechselt werden müssen. Die Kosten dafür variieren je nach Hersteller und Luftreiniger deutlich.

Das sagt die Stiftung Warentest

Die Tester der Stiftung Warentest kommen zu dem Urteil, dass die Geräte für Allergiker eine große Erleichterung sein können, weil sie die Zahl der Pollen in einem Raum binnen zehn Minuten um 92 bis 95 Prozent reduzieren. Das dürfte auch mit den von mir getesteten Geräten gelingen.

Gegen gasförmige Stoffe wie Formaldehyd haben die Geräte bei der Stiftung Warentest allerdings nur wenig ausrichten können. Selbst der chemisch arbeitende Filter von Rowenta, den ich auch getestet habe, konnte den Formaldehydgehalt der Luft im Testraum binnen 20 Minuten nur um 14 Prozent senken. Die kompletten Testergebnisse der Stiftung Warentest finden Sie hier .

Während ich mit solchen Messergebnissen nicht dienen kann, stimme ich den Profitestern insofern zu, als dass ein Luftreiniger im Schlafzimmer Allergikern zu einem ruhigeren Schlaf verhelfen kann. Das jedenfalls war meine Erfahrung, denn die ersten dieser Geräte habe ich schon zur Pollensaison im Mai ausprobiert. Hier sind meine weiteren Erkenntnisse:

Ikea Starkvind

Mehr Möbelstück als Technik: Ikeas Starkvind-Tisch

Mehr Möbelstück als Technik: Ikeas Starkvind-Tisch

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Seinen Namen hat sich Ikeas Luftreiniger verdient. Auf volle Leistung gestellt röhrt er los wie ein kleiner Düsenflieger. Zu laut jedenfalls, um sich dabei noch gemütlich am Tisch sitzend zu unterhalten. Dabei ist genau das die Besonderheit an Ikeas Luftreiniger: Man kann ihn zwar auch in einer eher traditionellen Form kaufen, dann sieht er aus wie ein mit Stoff bezogener Ventilator. Schicker ist aber die von mir getestete Version, in der er sich als Tisch mit Bauchansatz verkleidet. Die Tischplatte ist dabei leicht abnehmbar, damit die Filter zugänglich bleiben.

Knöpfchen drücken zum Einschalten, Knöpfchen drehen zur Wahl der Intensität

Knöpfchen drücken zum Einschalten, Knöpfchen drehen zur Wahl der Intensität

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Zur Steuerung hat man drei Wahlmöglichkeiten: Im Automatikmodus regelt das Gerät seine Lüfterleistung anhand eines Sensors, der Partikel in der Luft misst, selbst. Gasförmige Stoffe kann das Gerät nicht erkennen. Alternativ kann man manuell fünf unterschiedliche Geschwindigkeitsstufen auswählen, die nicht nur unterschiedlich viel Luft umwälzen, sondern von lautlos bis ziemlich laut auch akustisch gut unterscheidbar sind. Laut Ikea ist das Gerät für 20 Quadratmeter große Räume ausgelegt.

Weil Ikea schon lange das Thema Smarthome für sich entdeckt hat, lässt sich der Starkvind-Filtertisch auch über die Home-Smart-App des Unternehmens steuern. So kann man die Filterfunktion etwa zu bestimmten Zeiten automatisch aktivieren.

Zum Einsatz kommen ein Partikelfilter, der Staub, Pollen und etwa Zigarettenrauch aus der Luft sieben soll, sowie ein Aktivkohlefilter, der gasförmige Schadstoffe wie beispielsweise Formaldehyd absorbieren und Gerüche beseitigen soll. Für beide Filter empfiehlt Ikea, einen Austausch alle sechs Monate vorzunehmen. Wann der Wechsel tatsächlich nötig ist, hängt von der Schadstoffbelastung der Umgebungsluft ab. Die wohl wichtigste Funktion der App dürfte daher sein, dass sie anzeigt, wann man die Filter überprüfen und gegebenenfalls austauschen sollte. Auf dem Gerät macht eine LED auf die Notwendigkeit des Filtertauschs aufmerksam.

Preis: Als Tisch 149 Euro, als Standgerät 99,99 Euro.
Preis für Filter: Partikelfilter 10 Euro; Gasfilter 15 Euro; als Set 25 Euro.

Rowenta Intense Pure Air XL Connect

Ein bisschen wie R2D2 bloß ohne Räder, aber nicht so schlau: Luftreiniger von Rowenta

Ein bisschen wie R2D2 bloß ohne Räder, aber nicht so schlau: Luftreiniger von Rowenta

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Der Luftreiniger von Rowenta sieht aus, wie man sich so ein Gerät vorstellt: Er hat ungefähr die Maße einer kleinen Mülltonne, ist nur nicht so hässlich. Die Designer haben sich offensichtlich Mühe gegeben, dem Intense Pure Air XL Connect trotz seiner tonnenförmigen Statur einen wohnraumkompatiblen Look zu geben. Wer mag, kann einen LED-Ring um den Luftauslass farbig leuchten lassen. Rowenta gibt für das Gerät eine »Wirkfläche« von »bis zu 140 m2« an.

Ein Fest für Fans farbiger Leuchtsäume: Das Bedienpanel

Ein Fest für Fans farbiger Leuchtsäume: Das Bedienpanel

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Die Steuerung erfolgt wahlweise über die Tasten auf dem Bedienpanel oder per App. Deren Möglichkeiten und Funktionen sind weit umfangreicher als bei Ikeas Starkvind. Die App ist eigentlich gut gemacht, hat aber meinen Luftreiniger ein paar mal vergessen, sodass ich das Gerät erneut mit ihr verknüpfen musste. Ansonsten kann man per App beispielsweise festlegen, wann und wie der Intense Pure Air XL Connect die Luft durchsieben soll. Am Gerät selbst lässt sich zumindest vorwählen, ob es sofort oder nach zwei, vier, sechs oder acht Stunden loslegen soll.

Die App liefert aber auch Informationen zu Belastung der Luft mit Partikeln, Pollen und Gasen. Dabei werden sowohl aus dem Internet geladene Messwerte, etwa zum Pollenflug im Freien, als auch eigene Messungen des Geräts angezeigt. Der Infrarotsensor kann sowohl Partikel als auch gasförmige Verunreinigungen feststellen.

Die Daten werden genutzt, um die Reinigungsleistung anzupassen. Dabei kann man vier Modi vorwählen, vom Volldampf-Modus »Boost« über einen Tag-, sowie einen Nacht-Modus bis zur »Silent«-Einstellung, in der das Gerät nachts im Schlafzimmer kaum hörbar Pollen aus der Raumluft siebt.

Apropos sieben: Im Rowenta muss die Raumluft vier Filter passieren, bevor sie an der Oberseite in einem zwischen 45° und 90° wählbaren Winkel wieder ausströmt: Vorfilter, Partikelfilter, Aktivkohlefilter und Formaldehydfilter. Sowohl die App als auch das Bedienpanel zeigen an, wann die Filter gewechselt werden müssen. Als Leitlinie gibt Rowenta an, dass der Aktivkohlefilter einmal pro Jahr und der Partikelfilter alle zwei Jahre getauscht werden sollten. Für den Formaldehyfilter gibt es keine solche Angabe.

Preis: 449,99 Euro.
Preis für Filter: Partikelfilter 32 Euro; Aktivkohlefilter 22 Euro; Vorfilter 5,60 Euro; Formaldehydfilter 45 Euro.

Meacodry Arete One 20L

Nicht gerade ein Hingucker: Der Arete One 20L mit herausnehmbarem Wassertank

Nicht gerade ein Hingucker: Der Arete One 20L mit herausnehmbarem Wassertank

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Der Meacodry hat ein vollkommen anderes Konzept als seine beiden Konkurrenten, denn er kombiniert den Luftreiniger mit einem Luftentfeuchter. Bis zu 70 m2 große Räume soll er laut Hersteller abarbeiten können. Damit sei er »geeignet für große, unbeheizte Keller«. Und keine Frage, wer einen feuchten Keller hat, wird damit sicher gut gegen Schimmelbildung und Ähnliches angehen können – auf Kosten einer höheren Stromrechnung. Aber dafür braucht man den Partikelfilter nicht.

Ich sehe den Arete One eher als eine Art Multifunktionsgerät. Einerseits kann man sich als Allergiker Pollen und Feinstaub zumindest teilweise vom Leib halten. Zum anderen – das dürfte vor allem in Mietwohnungen interessant sein – die Wäsche von ihm trocknen lassen. Dafür stellt man in neben oder in die Nähe des Wäscheständers und aktiviert den Wäschemodus. Der Entfeuchter arbeitet so lange mit maximaler Leistung, bis sein Sensor nur noch 35 Prozent Luftfeuchtigkeit misst. Spätestens nach sechs Stunden schaltet er sich ab.

Eine App gibt es hier nicht und auch sonst wenig Besonderes. Auf Automatik springt das Gerät immer dann an, wenn ein voreingestellter Wert für die Luftfeuchtigkeit gemessen wird, im Nachtmodus arbeitet er kontinuierlich leise und schaltet seine Lämpchen ab. Als Kombigerät – tagsüber Wäsche trocknen, nachts Pollen jagen – keine blöde Idee.

Preis: 279,99 Euro.
Preis für Filter: Partikelfilter (Dreierpack) 40 Euro.

Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort

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