Stabmixer, Standmixer und Spiralrührer Wwwwwwwwrrrrrrrr

Gemixt wird immer. Doch welches Gerät braucht man wirklich für welchen Küchenjob? Hobbykoch Peter Wagner verrät es Ihnen.
Ein Stabmixer im Einsatz: Jahrzehntelang war der »Zauberstab« nahezu konkurrenzlos – bis jetzt

Ein Stabmixer im Einsatz: Jahrzehntelang war der »Zauberstab« nahezu konkurrenzlos – bis jetzt

Foto: Images By Tang Ming Tung / Getty Images

Dieser Testbericht erschien erstmals am 9. August 2019. Wir haben ein neues Produkt getestet und den Artikel aktualisiert.

Auf die Frage, welche drei Dinge sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden, antworten Menschen die seltsamsten Sachen. Anstatt naheliegend »Lebenspartner, Entsalzungsanlage, Gemüsegarten« zu sagen, hört man Antworten wie »Sonnenbrille, Kondome, Sangria-Eimer« oder »meinen Lockenstab«.

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Wenn aber bei den Befragten einer dabei ist, der sein Geld mit Kochen verdient, ist garantiert »Zauberstab« unter den Antworten. Auch ich würde zum Fremdkochen nie ohne meinen Stabmixer auftauchen. Eine gute Viertelstunde kann man jetzt sogar auf Inseln ohne Steckdosen mixen: Nachdem die Akkuversion des Platzhirsches Esge gefloppt war, kommt nun ein edler Ritter mit einem mehr als nur brauchbaren kabellosen Stabmixer.

Esge-Zauberstab M 160 G Gourmet

Stabmixer gibt es zwar nicht wie Sand am Meer, aber das breite Angebot dieser Geräte macht die Wahl zur Qual. Es sei denn, man schaut sich vor dem Kauf an den Arbeitsplätzen der Berufsköche um. Nicht zu sehen sein werden dort chromblitzende »Edelmixer im schicken Retrodesign«. Ebenso wenig wie Geräte mit geradem Kabel, Folientastern, heißlaufenden Motörchen oder einer geschlossenen und nicht abschraubbaren Abdeckung um die Schlagscheibe/Mixmesser, in der sich der Schmutz staut. Stattdessen sieht man bei den hauptberuflich Kochschaffenden so gut wie immer den Zauberstab von Esge in einem hohen Wassertöpfchen stecken, das Spiralkabel in einer Überkopfdose platziert. Dieser Einhandmixer püriert (fast) alles, ist ratzfatz gesäubert und ersetzt im Privathaushalt mit ein bisschen Zubehör sogar die Küchenmaschine.

Der Schweizer Tüftler Roger Perrinjaquet hatte als Erster die Idee, einen kräftigen, aber kompakten Elektromotor in einen Handgriff zu bauen, der seine Rotation mittels einer Antriebswelle an ein weiter unten angebrachtes Messer leitet – am 6. März 1950 meldete er in Lausanne sein Patent für ein »tragbares Haushaltsgerät« an. Das Prinzip wurde 1954 von eidgenössischen Firma Esge erstmals zu einem Produkt weiterentwickelt. Trotz etlicher Besitzerwechsel (seit 1990 Teil des Hockenheimer Familienunternehmens Unold; in der Schweiz weiterhin als Bamix im Handel) ist der geschützte Esge-Begriff »Zauberstab« zum Synonym für diese Gerätefamilie geworden.

Der M 160 G gehört mit seinen 23 Zentimeter Eintauchtiefe zu den semiprofessionellen Zauberstäben. Er rührt, mixt oder zerkleinert mit wechselbarer Schlagscheibe und Spezialmesser, bärenstarkem Wechselstrommotor, abschraubbarem Mixkopf (Spülmaschine!) und bis zu 15.000 Umdrehungen pro Minute alles, was in einem Hobbykochleben so anfällt. Serienmäßig ist ein Mixbecher dabei, sowie ein kleiner Plastikzerkleinerer für die Handvoll Nüsse, die man manchmal auf die Schnelle gemahlen braucht. Sinnvolles Extrazubehör: die Quirlscheibe zum Sahneschlagen und das spezielle Fleischmesser, mit dem sich sogar Farcen in Kleinmengen herstellen lassen. Und wer den großen Mixer/Raspler Zauberette zukauft, muss seine Zweipersonenhaushalt-Küche nicht mit irgendeiner Küchenmaschine zustellen.

Was ist das? Ein Elektrostabmixer, mit dem sich so ziemlich alles mixen, zerkleinern, aufschlagen und pürieren lässt.

Wer braucht das? Eigentlich jeder, der mehr als einmal pro Woche halbwegs ambitioniert Essen zubereitet.

Was kostet das? Der kleinste Esge kostet circa 75 Euro (Eintauchtiefe 23 cm; 10.000U/Min.). Gastrotaugliche Geräte wie der M 160 G gibt es ab 130 Euro. Spitzenmodell ist der für zu Hause ein bisschen überdimensionierte G350 mit 22.000 U/Min. (circa 190 Euro), der 39 Zentimeter tief eingetaucht werden kann.

Ritter Stilo 7 Akkustabmixer

Der Akku des Ritter-Geräts hält in dickflüssiger Masse 15 Minuten durch, der Griff wird nicht heiß

Der Akku des Ritter-Geräts hält in dickflüssiger Masse 15 Minuten durch, der Griff wird nicht heiß

Foto: Peter Wagner

Nachdem auf dem Feld der semi- bis vollprofessionellen Stabmixer jahrzehntelang so gut wie ausschließlich der Zauberstab des Schweizer Herstellers Esge das Mixology-Maß der Dinge war, kommt nun endlich Abwechslung in die Kaufentscheidung. Der Hersteller Ritterwerk hat es mit dem Stilo 7 geschafft, erstmals ein ernst zu nehmendes Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen.

Bei Ritter wird alles – auch die breite Auswahl an Schneidemaschinen – von A bis Z in Deutschland entwickelt und sogar produziert, was den hohen Preis von etwa 300 Euro für den Stilo 7 zumindest teilweise erklärt. Um die Zauberstäbe einzuholen, wurden deren Kernkompetenzen Robustheit, Motorstärke und Mixleistung nicht nur in ein komplett neues, eigenständiges Design übersetzt.

Der Ritter wird sogar mit Akkus statt per Stromkabel angetrieben – ohne bei der Performance zu schwächeln. Auch Esge versuchte es in der Vergangenheit mit einem Akkumodell (Zauberstab Cordless Plus), das aber, ebenso wie sein großer Bruder Cordless Pro, weder Profiköche noch Hobbykochende überzeugen konnte: zu unhandlich, zu schwer, zu schwach und mit seiner horizontalen Ladeschale für Gastro- oder Privatküchen viel zu raumgreifend.

Im Rennen mit dem vergleichbaren Esge M 160 (23 Zentimeter Eintauchtiefe; etwa 12.000 bis 14.000 Umdrehungen pro Minute; offener und leicht zu reinigender Mixkopf; ähnliche Aufsätze wie unter anderem Universalmesser, Schlagscheibe, Rührscheibe und Schneidemesser) zeigt sich der tapfere Ritter bei allen Einsätzen mehr als ebenbürtig.

Wegen seiner superstabilen Metallkonstruktion ist er mit 945 Gramm kein Leichtgewicht, deswegen aber nicht übermäßig schwer. Der Esge etwa bringt, obwohl er keinen Akku hat, immerhin 868 Gramm auf die Waage, liegt dafür ein wenig besser in der Hand.

Im Praxistest schlägt der Stilo 7 kalte Schäumchen aller Art einen Tick kompakter und länger stehend auf als sein Kabelkonkurrent. Bei aufgeschäumter Hafermilch für den Morgenkaffee liegt dagegen der ESGE eine Nasenspitze vorn.

Beide Geräte lassen sich bis zu 23 Zentimeter tief in Mixbecher oder Suppentöpfe eintauchen, was für die meisten Hobbyanwendungen völlig ausreicht. Wer tiefer runter muss, greift zu kabelgebundenen Geräten mit 29 Zentimeter Eintauchtiefe – bis hin zu den 39 Zentimetern beim Esge G 350 Gastro-Max, der spielend sogar Cremesuppen in 30-Liter-Gastronomietöpfen püriert.

Zum Vergleichstest im Dauerbetrieb haben wir neben einer leichten Cremesuppe eine relativ zähe Xanthan-Pampe angesetzt, deren Textur mit sämigen Soßen oder der Zubereitung von Mousse-Desserts vergleichbar ist. Bei Maximaldrehzahl hielt der Ritter-Akku gut 15 Minuten lang in der dickflüssigen Masse durch. Bei leichteren Suppen oder Salatsaucen gelang ihm das bis zu 20 Minuten – ohne jegliche Erwärmung des Griffs.

Der Esge dagegen wurde nach einer Viertelstunde Dauerbetrieb in der Xanthan-Testpampe deutlich über 45 Grad Celsius warm und damit fast zu heiß, um ihn in der Hand zu halten.

Der Ritter Stilo 7 wird zum Aufladen an eine platzsparende vertikale Station gehängt. Gegen Aufpreis ist er mit einer Ladeschale für Küchenschubladen auch liegend verstaubar. Vorbildlich ist die Konstruktion der Stromversorgung: Während man die meisten kabellosen Geräte am Lebensende ihres Akkus entsorgen muss, bietet Ritter eine Austauschbatterie samt leicht verständlicher Einbauanleitung an.

Das Einzige, was den finalen Ritterschlag für den Stilo 7 verhindert, ist die Franz-Ritter-Gedächtnissekunde: Er mixt nur, wenn man zuerst den oberen Taster drückt, kurz an einen Ritterfilm denkt und erst dann den zweiten Taster betätigt, mit dem auch die beiden niedrigeren Drehzahlen eingeschaltet werden. Das kann auf Dauer mächtig nerven.

Was ist das? Der erste Elektrostabmixer, der dem Platzhirsch Esge die Stirn bieten kann – und mit Akkubetrieb sogar noch viel einfacher zu handhaben ist.

Wer braucht das? Jeder, der einen der besten Zauberstäbe der Welt in der Hand haben will.

Was kostet das? Der Stilo 7 kostet etwa 300 Euro, doch erst 50 Euro Aufpreis für die »Plus«-Ausführung bringen das gesamte Aufsatzsortiment in die Küche.

Rösle Spiralbesen

Wenige alltäglich benutzte Küchengeräte tragen Namen, die derart aus der Zeit gefallen scheinen wie der Schneebesen. Okay, es gibt noch den Soßenpassierer Flotte Lotte, der in dieser Disziplin natürlich unerreicht bleiben wird. Auf Dauer kommt kein Haushalt ohne diesen so simplen wie ergonomisch ausgefuchsten Emulgator aus, mit dem im wortsinnlichen Handumdrehen Pfannkuchenteig glatt gerührt, eine schnelle Mayo gequirlt oder die Soße in der Sauteuse vom drohenden Anbrennen gerettet werden kann. Einen Standardrührer mit Edelstahlgriff und Planetendrähten hatte ich schon lange, bis mir ein wohlmeinender Geburtstagsgratulant einen neumodischen Rührblitz mit kleinen Silikonkugeln am Ende der ellenlangen dünnen Streben mitbrachte und mich belehrte: »Das ist die Zukunft des Schneebesens.«

Nun ist bekanntlich die Zukunft schon lange nicht mehr das, was sie früher einmal war, und nachdem ich am nächsten Tag mühsam die halbe Küche bis hinauf zur Decke von den Sahnesaucenspritzern gereinigt hatte, die der Gebrauch des Rührblitzes blitzschnell mit sich brachte, wusste ich: »Chromargan ist nicht alles.« Doch in einem Punkt hatte mich der heiße Besen geflasht – er kam viel besser in den unteren Sauteusenrand hinein als mein Altgerät.

Nach längerer Suche fand ich in dem Rösle Spiralbesen mit seinem halboffenen, im flachen Winkel abgespreizten Rührgeflecht, eine würdige Alternative zum anbrennfreien Soßenkochen, die ebenso gut in die Untiefen des Kochgeschirrs gelangt, die Soße aber stets dort lässt, wo sie hingehört: im Topf und nicht an der Wand.

Was ist das? Ein genial geformter Spiralrührer als perfekte Ergänzung zum konventionellen Schneebesen.

Wer braucht das? Soßenfans und alle, die auch mal da rühren wollen, wo andere im Traum nicht hinkommen.

Was kostet das? In 23 oder (besser) 27 Zentimeter Länge etwa gleich viel: rund zwölf Euro

Bosch Standmixer SilentMixx Pro

Im Dasein vieler Hobbyköche kommt irgendwann der Punkt, wo das Leben zum Rührstück wird. Zum Beispiel, wenn die Tochter in die Smoothie-Pubertät kommt, die Freunde immer lautstarker nach Longdrinks mit Crushed Ice verlangen, das Urban Farming plötzlich kaum zu bewältigende Fruchtmengen abwirft oder ein Familienmitglied den neuen Diätratgeber »Schlank mit Milchshake« nach Hause schleppt. Dann ist Schluss mit lustigem Pürierstabschwingen. Ein Blender muss her. Blender kommt vom englischen Wort für mixen (»blend«) und steht für leistungsstarke Standmixer, die in ihrem Becheraufsatz mehr als zwei Liter Wasauchimmer in Sekundenschnelle in einen gebissfreundlichen Brei verwandeln können. Von der schieren Zerkleinerungsleistung her gesehen spielt hier der von vielen heiß geliebte, aber auch genauso oft innig gehasste Thermomix natürlich in der ersten Liga mit. Aber nicht jeder braucht die Kochfunktion, weswegen der klassische Standmixer noch lange nicht auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Küchenarten steht.

Wie immer im Leben kann man da am Anfang jede Menge Fehler machen, indem man sich zum Beispiel von cleverer TV-Werbung zum Kauf eines scheinbar günstigen Alleskönners verleiten lässt, der sich dann im harten Küchenalltag als so gut wie unreinigbar herausstellt – und beim ersten Versuch, Paranüsse zu schreddern, erst den hochgelobten Tritan-Plastikbecher zerschießt, und kurz darauf raucht der heißgelaufene Motor ab. Jenseits der 100-Euro-Schwelle gibt es dagegen viele brauchbare Standmixer, von denen der Bosch MMB66G5MDE ein bisschen die Nase vorn hat: superstabiler Thermoglas-Behälter mit 2,3 Liter Inhalt und einem praktischen Deckelstöpsel, durch den man im laufenden Betrieb mit dem mitgelieferten Stopfer im zähen oberen Bereich des Mixguts herumstößeln kann. Die scharfen Messer können mit einem Handgriff zum Reinigen entnommen werden, die meisten Teile dürfen in die Spülmaschine – und selbst in der Turbostufe bei 33.000 Umdrehungen ist die Kiste noch nicht so laut, dass die Nachbarn die GSG 9 rufen.

Was ist das? Ein solider, nicht zu lauter Standmixer für alles, was klein gemacht werden muss.

Wer braucht das? Smoothietrinker und andere Freunde gepflegter kulinarischer Blend-Werke.

Was kostet das? Ab etwa 100 Euro

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests

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