Zitruspressen im Test Sauer macht lustig – und gesund

Zitrusfrüchte heben die Stimmung – nicht nur beim Anschauen
Je länger und dunkler sich der Lockdown durch den Winter frisst, um so wichtiger wird – für die Laune wie für die körpereigenen Abwehrkräfte – der ausreichende Nachschub mit Vitaminen. Möglichst nicht synthetisiert als Lifestyle-Kapseln, sondern der echte Stoff. Knackfrisch dem safthaltenden Fruchtfleisch von Orangen, Limetten, Grapefruit oder Zitronen abgepresst.
Die dafür benutzten Küchengeräte sehen im Grunde seit vielen Jahrzehnten gleich langweilig aus – wenn man die wie ein Alien-Raumschiff mit drei Standbeinen gestylte Alessi Juicy Salif, die in den Neunzigerjahren aus keiner Werbeagenturteeküche wegzudenken war, als das betrachtet, was sie bis heute ist: ein Irrweg der Gestaltungsevolution.
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Im Grunde gibt es ja – neben Arnold Schwarzeneggers Händedruck – nur zwei funktionierende Prinzipien, den Zitrusfruchthälften ihren begehrten Saft zu entreißen, ohne (wie bei Juicern) die Schalen mit auszupressen. Entweder drückt man sie mit Hebelkraft auf einen passenden Presskegel, oder führt unter Belastung eine Drehbewegung aus. Letzteres übernimmt bei elektrischen Pressen ein Motor.
Im allerbesten Fall kombiniert ein Gerät die Hebelkraft mit der Kegelrotation wie bei meiner langjährigen Gastroback-Lieblingspresse. Als Freund nachhaltiger Zutatenverwertung ist mir denn auch das möglichst vollständige Ausquetschen des Saftes wichtiger als ein schickes Design.

Privat
Der zwischen Hamburg und Palma de Mallorca pendelnde Food-Journalist Peter Wagner kocht länger, als er für Geld schreibt: Seit seinem 16. Lebensjahr ist das Schnibbeln, Simmern und Sautieren sein liebstes Hobby. Als furchtloser Esser mag der ehemalige Musikkritiker im Grunde alles, solange es mit Liebe und Verstand aus frischen Zutaten gekocht wird. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich auch hauptberuflich mit Kochen, Essen, Reisen und Genießen und hat längst den Gegenwert eines Mittelklassewagens in der Gastronomie verzecht. Peter Wagner veröffentlicht Ernährungs-Sachbücher und Kochbücher, schrieb die samstägliche Küchen-Kolumne "Hobbykoch" und ist Gründer und Herausgeber des Männerkochmagazins www.kochmonster.de . Aktuell ist sein erstes komplett selbstproduziertes Buch »Corona-Speck weg!« im Handel, für das es auf www.corona-speck.de einen kleinen Vorgeschmack gibt.
Für rein manuelle Geräte spricht dagegen, dass wir beim Zubereiten der morgendlichen O-Saft-Vitaminspritze den Frühsport gleich miterledigen können. So einen Sack Orangen für die Familie oder WG zu Saft zu pressen, geht ganz schön auf die Oberarme.
GASTROBACK 41150 Zitruspresse Advanced Pro S
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle meine gute, alte, unkaputtbare elektrische Zitruspresse Gastroback 41149 empfehlen. Aber, dass man ein Küchengerät schon sehr lange – in meinem Fall sind es bestimmt schon zehn Jahre – in Benutzung hat, merkt man ja oft erst daran, dass es längst ein Nachfolgermodell gibt. Und das hat die Bezeichnung 41150.
Das Gerät hatte ich unlängst einem Freund ans Herz gelegt, nachdem ihm schon die dritte Saftpresse mit Kunststoff-Anbauteilen um die Ohren geflogen war. Zum Glück ist die Gastroback noch immer grundsolide. Das Gerät bewegt sich beim Pressen keinen Millimeter, der Motor ist bärenstark und das Zubehör komplett spülmaschinenfest.
Vor allem aber sind die beiden Teile, die direkt mit der Frucht in Verbindung kommen, nach wie vor aus ultrafestem, rostfreiem Edelstahl gefertigt: die beiden Siebeinsätze für Säfte mit oder ohne Fruchtfleisch und vor allem der perfekt konstruierte Presskegel. Der ist oben so spitz, dass er auch kleine Limetten rückstandsfrei auspresst. Gleiches gelingt wegen der leicht scharfkantigen Grate auch bei Zitronen, Orangen und Pampelmusen fast jeder Größe.
Durch den praktischen Hebel sind Verletzungen nahezu ausgeschlossen, und die Hebelkraft unterstützt das Pressen, das dadurch nicht zu einem Oberarm-Workout wird.
Einziger Wermutstropfen im Vergleich zum Vorgängermodell: Die Saftschale ist nicht mehr aus Edelstahl gefertigt, sondern aus transparentem Plexiglas. Zum Glück startet der Motor weiterhin erst dann, wenn man die Zitrushälfte auf den Kegel presst. Nach dem Anheben des Hebels stoppt er sofort wieder.
Damit ist die Gastroback einer der wenigen Zitruspressen, nach deren Gebrauch man nicht die halbe Küche durchfeudeln muss.
Was ist das? Eine der solidesten Motor-Zitruspressen.
Wer braucht das? Jeder, der mehrmals pro Woche Limetten, Zitronen, Orangen und Grapefruit zügig auspressen will.
Was kostet das? ca. 115 Euro.
Optimum-Aqualotus Hebelpresse
Jahrzehntelang fragte ich mich, warum die an vielen Hotel-Frühstücksbüffets stehenden Hebelpressen so gut funktionieren, während vergleichbare Dinger im Freundeskreis meist nach drei oder vier Versuchen auf dem Dachboden oder im Keller landen. Das Problem: Sie kippen beim Auspressen der Orangen immer nach vorne oder fallen sogar um, wenn man sie nicht mit der zweiten Hand festhält.
Die Lösung erfuhr ich, als mich in einem Hotel in der Türkei ein weiblicher Gast, der die Zimmerkarte unter die Presse geraten war, bat, das Ding mal kurz anzuheben. Donnerwetter, der Apparat des türkischen Herstellers Ar Yildiz wog bestimmt zehn Kilo – kein Wunder, dass der einen so festen Stand hatte.
Bei sehr häufigem Gebrauch wirkt nicht nur das Anheben, sondern auch das Betätigen des Presshebels positiv auf die Armmuskulatur. Ein Prinzip, das wegen der damit verbundenen Anstrengung nicht nur Freunde findet.
Die Aqualotus wiegt auch schon fast acht Kilo und könnte ebenfalls aus dem Ar Yildiz-Werk stammen. Darauf weist zugleich die hervorragende Eignung des Gerätes zum Auspressen von Granatäpfeln hin – ein levantinischer Saft, der hierzulande deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Die Konstruktion ist ansonsten ohne Fehl und Tadel, alle Anbauteile dürfen in die Spülmaschine, mit Frucht und Saft kommen nur Gegenstände aus Edelstahl in Verbindung. Das ist bei Hebelpressen ziemlich wichtig, denn billigere Ausführungen sind oft mit einer minderwertigen und schlecht grundierten Pulverlackbeschichtung versehen. Die kann beim Zusammenspiel von Fruchtsäure und mechanischer Belastung abspringen und in Form mikrofeiner, rasierklingenscharfer Lacksplitter in den Saft fallen. Die Bereiche, die bei der Optima nicht aus Edelstahl sind, wurden zum Glück mit einem säurefesten Hammerschlaglack überzogen.
So ein Bolide macht auch in Familien oder WGs mit notorischen Saftsäcken niemals schlapp.
Was ist das? Eine der besonders standfesten Hebelpressen auf dem Markt der Safterzeuger.
Wer braucht das? Jeder, der über viele Jahre lang verschleißfrei frischen Saft herstellen will – auch von Granatäpfeln.
Was kostet das? Hebelpressen gibt es ab ca. 50 Euro, die Optimum liegt bei etwa 150 Euro.
Rösle Zitruspresse Edelstahl 18/10
Während kein Mensch eine elektrische und eine manuelle Hebelmaschine gleichzeitig im Haushalt braucht, ist eine kleine zusätzliche Handpresse eigentlich unverzichtbar. Wer will schon die großen Oschis aufbauen und einsauen, wenn man nur mal eben schnell den Saft einer halben Zitrone, Orange oder Limette für eine Vinaigrette oder zum Abschmecken von Soßen und Suppen braucht?
Solche Pressen gibt es hin und wieder in einem »Jedes Stück 1 Euro«-Verkaufsaufsteller – aber wer hat schon Lust, sich jedes Jahr wieder so ein Ding kaufen zu müssen, weil das Billigplastik gebrochen ist? Nachhaltig ist das nicht.
Das Schöne an der Rösle-Presse ist dabei nicht nur ihre säurefeste und kaum verbeulbare Edelstahl-Ausführung, die sie spülmaschinenfest, geruchs- und geschmacksneutral macht, sondern auch ihr Presskopf. Denn der ist im Gegensatz zu vielen ähnlichen Teilen groß genug für normale Orangen. Für besonders große Grapefruits langt es aber nicht.
Die Rippen sind leicht gegratet, sodass am Ende keinerlei Saft mehr in den Zitrusfrüchten verbleibt. Praktisch ist auch die Mengenskala, die innen in den mit 0,5 Litern vergleichsweise großen Saftbecher eingeätzt ist, vor allem für Kochrezepte mit Milliliter-Angaben. Der Deckel liegt plan auf dem Becher auf und wackelt auch beim kräftigen Pressen nicht herum. Er hat außerdem einen ringsherum tropffrei funktionierenden Schüttrand.
Der einzige Nachteil: Die Rösle ist nicht ganz so funky wie die »Zitronenpresse Angie aus Gießharz« mit einer gut erkennbaren Merkel-Büste als Presskopf.
Andererseits liegt das Auspressen ja eher in der Kernkompetenz des Finanzministers.
Was ist das? Eine vergleichsweise große und gut durchdachte Handpresse für den schnellen Gebrauch zwischendurch.
Wer braucht das? Wer nur ab und zu Zitronen presst oder für eine Person ein Glas Orangensaft macht, benötigt kein aufwendigeres System. Ansonsten eine perfekte Zweitpresse.
Was kostet das? Kleiner und ebenfalls in brauchbarer Edelstahl-Qualität ab etwa 10 Euro, die Rösle liegt bei ca. 25 Euro.